Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (4. Band): Das Herzogthum Preussen, Polen, die ehemals polnischen Landestheile des Königreichs Preussen, das Herzogthum Pommern — Leipzig: O.R. Reisland, 1911

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.26785#0086
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
68

Das Herzogthum Preussen.

stedten und merkten für die littauen und un-
deudschen ein caplan zum prediger verordent
werde, gleich wie zu Königsberg dazu ein sonder-
licher prediger nun lange zeit gehalten wird. In
einem flecken aber und dörfern, so unvermögend,
mag sölchs durch einen tölken geschehen. Und
wo in etlichen steten auch am werktage, als
Freitags ader Mittwochs zu predigen, ader ein
sonderliche lektion fürgenommen würd, wer es
nütz und dienlich, das erstlich ein buch aus dem
Neuen Testament auszulegen und zu erkleren,
darnach, wenn das geendet, eins aus dem Alten
Testament geprediget würde, und so ferner immer
eins nach dem andern abzuwechseln (wie sölchs
auch zu Königsberg dergestalt gehalten wird) den
one das Neue Testament ist das Alte verdeckt
und unvernemblich. 2. Corinth. 3.
Von der comninnion und beicht.
Das heilige sacrament des altars soll niemand
gereicht werden, er hab sich dann zuvorn bei
seinem seelsorger ader verordenten kirchen diener
angegeben und als einen bussfertigen mit be-
klagung des drucks, ader beschwer seines ge-
wissens und wes ihme der geistlichen güter ader
habe mangelt, in gemein ader besondern verhören
lassen, und darüber trost empfangen, denn dis
hochwirdige sacrament ist nicht inn gemein unter
den haufen zugeben ader zuwerfen wie das wort
ader predig des evangelii, sondern allein den
jenigen sol gereicht werden, so sich als christen
beweisen und merken lassen. Derhalben (wie
auch unsere vorige kirchen ordenung mit bringt)
söllen die, so communiciren wöllen, zuvorn ihren
geistlichen hunger und durst, auch ihren glauben,
dem seelsorger ader kirchen diener anzeigen.
Darumb söllen die pfarher gleichförmigen brauch
und ordnung mit der beicht überall halten , und
das einem jetzlichen, so seine sünde beklagt,
sonderlich christlich absolution mitgeteilt werde.
Und ob an einichem ort geschehen were, das das
volk ungebeichtet das heilige sacrament empfangen,
aber ob irgents ein pfarher diejenigen, so morgens
zu communiciren gedacht, hett in einen haufen
treten lassen und ihnen eine gemeine absolution
gesprochen, das sol keins weges sein, sondern wie
jetz gemeldet, sol ein sonderliche absolution eim
jeden gesprochen werden.
Do auch die seelsorger zweifeln, ob die per-
sonen die artikel des glaubens kennen ader nicht,
söllen sie dieselbige verhören, damit niemand un-
wissend , wer er sei, ader was er vom glauben
ader sacrament halte, zu schmach des selben darzu
gestattet werde.
Item, da etliche personen, die vom götlichen
wort wenig halten, und dannocht zur österlichen
zeit ader sonst das sacrament von den kirchen

dienern trötzlich und gewaltig als ein pflicht für
den decem fordern, wöllen aber ihres glaubens
und besserung nicht einiche rechenschaft geben,
diesen sol man die fahr ihrer seelen seligkeit an-
zeigen, das sie dis heilige sacrament mit sölcher
unchristlicher weise zur verdamnis genissen
würden, und sie mit güte bis zur andern zeit ab-
weisen.
Ferner, sintemal gespüret, das viel hohes
und niedriges standes sein, welche villeicht nicht
aus nachlessigkeit, als ursachen sich vom sacra-
ment halten und bisweilen in jaren zweien ader
dreien, auch mehr, zum hochwirdigen abendmal
des leibs und bluts Jesu Christi nicht geben, sol
ein jeder pfarher in seinem kirchspiel uf seine
schaf, sie sein hohes ader niedriges standes, die
sich sölchs enthalten, gut acht geben, und sie
zuvor in geheim, hernach ungemeldt, die personen
in gemein uf dem predigt stuel erinnern, und wo
dann hernachmals nicht enderung ader besserung
gespürt, nachdem sie sich selbst von der gemein-
schaft und communication des leibs und bluts
Christi, wie S. Paulus redet, absonderten und den
bevelich Christi: das thut zu meinem gedechtnis,
so wenig achten ader gar vergessen wolten, offent-
lichen in der kirchen verkündigen, damit man sich
auch derselben in allen andern gescheften ent-
hielte, und bis sie sich besserten, meiden thete.
Dann dieweil sie den bund und gezeugnis der
vergebung der sünden verachten und also des
herrn Christi hof farb verschmehen, ists auch
billich, eine sölche person, sie sei man, frau ader
jungfrau umb Christi willen, des bevelich sie un-
gehorsam, meide.
Item. Es söllen die pfarherrn die gemeinen
ihrer kirchen mit getreuem, höchsten vleis von
den schendlichen, erschrecklichen, verdamblichen
lastern als gottes lesterung, eebruch, unzucht,
huren, wucher, saufen und dergleichen, die der
apostel zun Corinthern abzustehen erinnern, dann
wo nicht besserung beschehen, würd man hier
innen den bann auch aufrichten geursacht werden.
Von festen.
Alle vesta unsers herren und erlösers, als
nemblichen Nativitatis Christi, Circumcisionis,
Epiphaniae, Purificationis, Annunciationis, Cene
domini und Parasceves, Pasee, Ascensionis, Pen-
thecostes söllen ordentlich, ehrlich, mit grossem
ernst und reverenz zur gedechtnus und ermanung
gehalten werden, sonderlich Weihnachten, Ostern
und Pfingsten, drei tage nach einander ein jedes
fest (lauts der vorigen kirchen ordenung) mit
predigen und gesengen, wie es die historien geben,
begangen werden, und sol ihme nicht ein jeder
pfarher ein sonderlichs seins gefallens machen.
Es ist auch für gut und billich angesehen,
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften