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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (4. Band): Das Herzogthum Preussen, Polen, die ehemals polnischen Landestheile des Königreichs Preussen, das Herzogthum Pommern — Leipzig: O.R. Reisland, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.26785#0093
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Kirchenordnung und ceremonien von 1568.

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und fürzutragen. Auf solche lection des cate-
cliismi soll man singen das magnificat deutsch in
folgendem Tono:
Meine seel erhebet den herrn und mein geist
freuet sich gottes meines heilands.
Aufs magnitikat folget diese antiphona:
Christum unsern heiland, ewigen gott, Mariä
sohn, preisen wir in ewigkeit. Amen.
Darauf singet man das nunc dimittis, wie folgt:
Herr, nun lesst du deinen diener im friede
fahren, wie du gesaget hast. Denn meine augen
haben deinen heiland gesehn, den du bereitet
hast vor allen völkern, ein licht, zu erleuchten
die heiden und zum preise deines volkes Israel.
Ehr sei dem vater und dem sohn und dem
heiligen geist, wie es war im anfang und bleibet
nu und immer in ewigkeit. Amen.
Wo man einen organisten hat, schlecht er
einen vers um den andern, das nach dem magni-
ficat der chor die deutsch antiphonam singet und
der organist nach dem nunc dimittis ein stück
schleget.
Darauf schleusst man mit dem versikel, col-
lekten und benedicamus domino.
Dies sind exercitia pietatis, darzu der sabbath
und feiertag uns dienen sollen, bei welchen ein
christ keine beschwerung hat noch haben kann,
weil alles darzu verordenet, damit wir und unsere
liebe kinderlein in zucht und gottesfurcht er-
halten und erzogen werden und der fromme,
treue gott ursache und raum habe, uns zu heiligen,
das ist, ihm angenehm zu machen, wie er spricht
Exod. 31: Mein sabbath ist ein zeichen zwischen
mir und euch auf euere nachkommen, das ihr
wisset, das ich der herr hin, der euch heiliget.
Auf die festtage singet man das magnitikat
fur der predigt latine, schleust nach der predig
mit einem deutschen gesang de tempore etc.
Vesper auf die werketage.
Ist der anfang durch den caplan mit den
antiphonis und einem psalm, wie droben.
Darauf soll ein knabe aus der bibel latine
in usitato tono eine lectionem lesen, also lectio
Jesaiae etc. prophetae, capite etc., und soll darauf,
was solcher knabe latine gelesen, ein anderer
deutsch lesen fur dem chor schlecht sine tono.
Solche lectiones dienen dazu, dass die liebe
jugend ein wenig den text der bibel fasse, denn
es ja so gering nimmermehr abgehet, die liebe
kinder behalten etwas davon. So ist es ihnen auch
darzu nütze, das sie lernen und gewohnen in der
kirchen nach ihrem berufe fur dem volke zu reden,
und dasjenige, worzu sie erfordert werden, one
furcht auszurichten.
Wenn die lectiones aus sind, singt man cum

antiphona das magnitikat latine und darauf die
collekte mit dem Benedicamus domino.
Vesper in kleinen kirchspielen und dörfern.
Wo geringe kleine schulen sind, soll man
zur vesper einen deutschen psalm oder zwei
singen, darauf der pfarrherr aus dem catechismo
einen kleinen, kurzen bericht thun fein einfeltig,
damit das arme volk künnte daraus etwas lernen.
Es sollen aber nicht allerlei deutsche lieder
gesungen werden in der kirche, in dörfern so-
wohl als in stedten, sondern vornehmlich Lutheri
psalmen behalten und getrieben werden, denn
darinnen hat man gar schön den ganzen heiligen
catechismum mit reicher, schöner und gewaltiger
auslegung, erstlich der zehn gebot in zweien ge-
sengen: Dies sind die heiligen zehn gebot etc.
und: Mensch, willst du leben seliglich etc.; zum
andern, die artikel unsers christlichen glaubens im :
Wir glauben all’ an einen gott etc., zum dritten
das gebet im: Vater unser im himmelreich etc.,
den ganzen schatz der heiligen taufe im: Christ,
unser herr, zum Jordan kam etc., und denn allen
nöthigen bericht von dem heiligen abendmahl im:
Jesus Christus, unser heiland etc., und : Gott sei
gelobet etc. Wer denn das summa summarum
sammt dem nutzen und frommen darvon kurz bei-
sammen haben will, der singe: Nu freut euch,
lieben christen gemein etc., oder D. Sperati gar
schönen psalmen: Es ist das heil uns kommen
her etc., darneben sind die herrlichen trost- und
lehrpsalmen: Ein feste burg ist unser gott etc..
Wer gott nicht mit uns diese zeit etc., Mitten
wir im leben sind etc., Wo gott, der herr, nicht
bei uns helt, wenn unsre feinde toben etc., Es
spricht der unweisen mund wol etc., Wol dem,
der in gottesfurchte stehet etc., Mit fried und freud
ich fahr dahin etc., Nun lob mein seel den
herrn etc. Item die betpsalmen: Nun bitten wir
den heiligen geist etc., Komm gott, schöpfer, hei-
liger geist etc., Komm gott, heiliger geist, herre
gott etc., Gott, der vater, wohn uns bei etc., Ach
gott vom himmel, sieh darein etc., Es wolt uns gott
genedig sein etc., Aus tiefer noth schrei ich zu
dir etc., Erbarm dich mein, o herre gott etc.,
Herr Christ, du einig gottes sohn etc., Erhalt uns
herr bei deinem wort etc.
Darneben haben jede zeit- und festtage auch
ihre schöne deutsche psalmen, als der advent:
Nun komm der heiden heiland etc.; die weih-
nachten: Christum wir sollen loben schon etc.,
Gelobet seist du, Jesu Christ etc., Von himmel
hoch da komm ich her etc., Von himmel käm
der engel schaar etc., Ein kindelein so löbe-
lich etc.., Der tag, der ist so freudenreich etc., In
dulci jubilo etc.; die ganzen fasten über: Christe,
der du bist tag und licht etc.; die ostern : Christ
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