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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (4. Band): Das Herzogthum Preussen, Polen, die ehemals polnischen Landestheile des Königreichs Preussen, das Herzogthum Pommern — Leipzig: O.R. Reisland, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.26785#0097
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Kirchenordnung und ceremonien von 1568.

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hat, auch so wenig an ihnen will verloren haben,
als an den höchsten personen auf erden, weil
für ihm kein ansehen der person in diesem falle
gar nicht gilt, Ephes. 6.
Auf dass es dann damit fein richtig und recht
zugehe, soll es fortan also gehalten werden.
Am sonntag und feiertag früh soll man im
kneiphof um fünf schlegen läuten, damit das
hausgesinde und wer der ort in den dom zu der
predig kommen will, sich in die kirche finde.
Nach fünfen soll der gesangmeister singen gewöhn-
licher weise: Komm gott, schöpfer, heiliger
geist etc., darauf nach gelegenheit der zeit und
predig einen psalmen oder zwein, das solches nicht
zu lang were, sondern der caplan halbweg sechse
auf der kanzel sei. Der soll ordelichen die fünf
stück des catechismi fein langsam und verstend-
lich recitiren zum anfang einer jedern predig, darauf
von den zehen geboten anfahen und je einen
sonntag ein gebot auslegen, dasselbige fein zum
beschluss mit exempeln der schrift verkleren, nach-
mals, wann die zehn gebot gehandelt sind, auch
einen jedern artikel des glaubens fürnemen und
folgends ein jede bitt des vaterunsers; item die
nötigen lere von der taufe und sakrament des
altars, doch alles der art und gestalt, dass die
auslegung Lutheri im kleinen catechismo be-
halten werde auf das allereinfeltigst. Dann wie
ingemein in allen predigen, also ist on allen
zweifel allhie sonderlichen der allerbeste prediger,
der es am allersimpelsten machen kann, dann der
bauet unserm herrn gott seine kirche, ist den
leuten nutz und dienstlich zu ihrer seligkeit,
fordert damit gottes ehr und ist ein heiliges
gefess, dem herrn angenem, wie es Paulus heisst.
Wenn die fünf stück des catechismi aus sind,
soll in der haustafel folgen eine lection nach der
andern; wenn die auch herümmer, soll der cate-
chismus vornen wiederum angefangen werden und
derselbig immer in ubung bleiben. Ach, cate-
chismus ist fürwar die allerbeste predig und
teureste schatz auf erden; wann der nicht wird
mehr geachtet und getrieben werden, tunc finis.
Doch soll man die feiertage fur den cate-
chismum etwas von der historien und dem fest
nemen, damit das arme gesinde dieselbigen auch
lerne. Und soll solche früepredig mit dem gebet
und allem uber dreiviertel stunde nicht weren,
darauf der gesangmeister singen soll: Erhalt uns
herr bei deinem wort etc., oder etwas vom fest
und gehet damit das hausgesinde aus der kirche.
Sobald diese predig geschlossen, soll man
mit dem kleinen glöcklein auf dem chor leuten
und sich der cantor mit den schulgesellen und
knaben in die kirche finden. Da soll abermals
der caplan den anfang machen, also: Domine
labia mea aperies, antwortet der chor: Et os

meum annunciabit laudem tuam. Darauf der
caplan wiederum: Deus in adiutorium meum in-
tende etc. Auf welches die knaben intoniren mit
der antiphona de tempore, und singet man das
symbolum Athanasii: Quicunque vult salvus esse,
damit die liebe jugend dasselbige auch einbilden
und lernen, sonderlichen in dieser zeit, da der teufel
unmüssig ist, in den neuen Arianis und andern
ihres gleichen schwermer. Nach dem symbolo
lieset ein knabe eine lektion herniden fur dem
altar gegen dem volk, wie alle lektiones sollen
gelesen werden und folget darauf das Benedictus
dominus deus Israel cum Antiphona, oder das
deutsch Te deum laudamus Lutheri: O gott, dich
loben wir, o gott, wir danken dir etc.
Unterdess leutet man wiederum mit der
grossen glocke und singet die ganze kirche nach
dem Benedictus oder Te deum laudamus: Wir
glauben etc., nach welchem der caplan das ge-
meine gebet ablieset und wird auf das gebet ge-
sungen : Nun bitten wir den heiligen geist etc.,
damit gehet der pfarrherr auf die kanzel und
predigt das evangelium de tempore.
Denn also soll die ordenung bleiben, dass der
pfarrherr im thum seine predig fur dem amt
halte, auf dass, wer da lust hat, auch aus andern
pfarren ihn zu hören , niemands daran gehindert
werde und gleichwohl nach solcher predig auch
seinen pfarrherrn hören müge, wie ein jeder zu
thun schuldig ist, und ja keiner seinen seel-
hirten verachten soll, dem er von gott befohlen
und der am jüngsten tag für ihn wird müssen
schwere rechenschaft geben, wie die epistel zu
den Ebreern so recht treulich warnt, cap. 13.
In der altenstadt und Lebenicht wird um 6 uhr
zu der metten geleutet und dieselbige aller massen
gehalten, wie droben angezeiget, mit predigen des
catechismi und mit ublichen gesang vor und
nach der predig bis aufs Benedictus oder Te
deum laudamus; dann darauf folget das amt und
mess für der andern predigt, d.arzu man dann unter
dem Te deum laudamus wiederum leutet, wie jetzund
auch gebreuchlich ist.
Solchem exempel sollen die pfarrherren in
andern stedten, so viel an jedern ort sich schicken
will und gelegen sein, auch nachfolgen und ja
fur allen dingen den heiligen catechismus in der
früepredig fleissig treiben fur das arme, gemeine
volk, dann was es daraus nicht lernet, wird es
aus den andern gemeinen predigen also orde-
lichen zu seiner erbauung nimmermehr fassen noch
lernen.
Von der früepredig die werketage.
Die predigen sollen in der ordnung bleiben,
wie sie bis daher gehalten sind und sollen die
kinder und lieben schülerchen die tage, wenn die
 
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