Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (4. Band): Das Herzogthum Preussen, Polen, die ehemals polnischen Landestheile des Königreichs Preussen, das Herzogthum Pommern — Leipzig: O.R. Reisland, 1911

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.26785#0104
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Das Herzogthum Preussen.

kinder die heiligen sacramenta zu entpfahen be-
gehren, sie zum gebet, zu fassung des catechis-
mi, mit erzelung, was ihnen ihrer seelen heil
und seligkeit halben daran gelegen, aufs treu-
lichste ermahnen und darzu halten, sie auch, ehe
und zuvorn sie den catechismum oder nötigste
stück und artikel des christlichen glaubens (sonder-
lich aber in stedten) nicht können und verstehen,
zu dem sacrament des altars nicht gehen und so
nach vielfeltigem ermanen aber gar keine besse-
rung folget, sie zu gevatterschaften (vermöge
voriger ausgegangener ordnung) nicht stehen
lassen, sondern sie also lang, bis sie die stück
gelernet und gefasst, darvon abhalten, darneben aber
allermenniglich erinnern, dass sie solche nicht-
zulassung nicht geringschetzig achten, dieweil diese
abhaltung und absönderung von den heiligen
sacramenten einem christlichen banne nicht un-
ehnlich, dafür sich billig ein frommer christ zu
scheuen.
Von fest- und feiertagen.
Alle festa unsers herrn und erlösers, als
nämlich Nativitatis Christi, Circumcisionis, Epi-
phaniae, Purificationis, Conceptionis, welches man
nennet Annunciationis, Coenae Domini und Pa-
rasceues, Paschae, Ascensionis, Pentecostes sollen
ordelich, ehrlich, mit grossem ernst und reverenz
zum gedechtniss und ermahnung gehalten werden,
sonderlichen weihnachten, ostern und die pfingsten,
ein jedes drei tage nach einanderen mit predigen
und gewohnlichem gesang begangen werden, also
dass man dorinnen wie in allen festtagen die
historien fleissig treibe, dieselbige dem volke ein-
bilde und sie von dem nutz treulich aus gottes
wort unterrichte. Und soll ihm nicht ein jeder pfarr-
herr ein sonderliches seines gefallens machen, son-
dern bei gemeiner verordenung eintrechtig bleiben.
Was an den fest- und feiertagen soll vornehmlich ge-
prediget werden.
Festtage seind darum verordnet und eingesetzt,
dass sie erinnerung sind etlicher historien, da-
rinnen fürneme artikel christlicher lehr und
glaubens gegründet sind.
Dann Conceptionis giebt starken beweis, wie
Christus unser erlöser vom heiligen geist in Maria
der reinen jungfrau entpfangen.
Nativitatis, wie und worzu er auf erden nach
der schrift geboren und dass er wahr gott und
mensch sei.
Circumcisionis, wie er den schuldigen ge-
horsam für uns angefangen und sich freiwillig
unter das gesetz gegeben.
Epiphaniae, zu seinem reich die juden nicht
allein, sondern auch die heiden forderen lassen,

damit er ein heiland sei aller welt, wie Simeon
davon Purificationis auch singet.
Coenae Domini, vom hochwirdigen sacra-
ment, wie er darinnen uns alle für seinem letzten
ende, do er nun für uns den tod leiden soll, so
gnediglichen bedacht, seine güter beschieden und
uns zugetheilet hat, nemlich vergebung der sünden
und ewige seligkeit samt dem pfand unserer er-
lösung, seinem leib und blut, darinnen solches
alles gar teuer erworben ist etc.
Charfreitag, wie er den bittern tod für uns
gelitten, von gott darzu begeben und von aller
welt verlassen.
Ostern, wie er wiederum aus eigener gött-
licher kraft und macht erstanden, von den todten
und seine auferstehung mit sichtbarer erscheinung
der engel und seiner selbst klerlich bewiesen und
den trost daraus geprediget und predigen lassen
zu unserer seligkeit.
Ascensionis, darauf er gen himmel gefahren,
nicht dass er sich domit den himmel wollte lassen
einsperren und von uns absondern, sondern dass
er damit auch nach seiner menschlichen natur
uber alle himmel und creaturen erhöhet, ein ge-
waltiger herr ist uber alles, das da kann genannt
werden nicht allein in dieser welt, sondern auch
in der zukünftigen, Ephes. 1.
Pentecostes, darum er auch den heiligen
geist gesandt, das predigamt anzurichten, durch
welches er noch teglich sammelt eine heilige,
christliche kirchen, die do ist die gemeinschaft
aller heiligen, in welcher ist vergebung der
sünden, der fröhliche trost der auferstehung des
fleisches zum ewigen leben.
Also sind in diesen festen der ander und
dritte artikel unsers christlichen glaubens von der
erlösung und heiligung fein gründlich und fest
aus den historien von stück zu stück erkleret
und bewiesen, darvon man nun das volk in den
predigen, also einfeltig man immer kann, be-
richten soll.
Und damit sonderlichen von dem leiden und
sterben Christi das arme volk gute wissenschaft
habe und rechten glauben, soll ein jeder pfarr-
herr die historien und passion aus dem schönen
büchlein Doctoris Pomerani vom leiden und auf-
erstehung Christi an dem charfreitag fein lang-
sam und deutlich fürlesen und anfangen von dem,
wie Christus in den ölberg gehet, bis zu seinem
begrebniss.
Für rathsam und gut ist es angesehen, dass
man hinfort die tage Johannis des taufers, item
der heimsuchung Mariä, Visitationis genannt, und
den tag Michaelis feiern soll von wegen der gar
herrlichen, schönen evangelia und historien, auch
hochnöthiger stück, die solche zeit ja billig zum
trost der kirchen sollen fürgehalten werden, dann
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften