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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (4. Band): Das Herzogthum Preussen, Polen, die ehemals polnischen Landestheile des Königreichs Preussen, das Herzogthum Pommern — Leipzig: O.R. Reisland, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.26785#0196
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Polen. Die ehemals polnischen Landestheile des Königreichs Preussen.

leddich befunden werde, dat man de elende armen
darin inleggen möchte, so sal man densölvigen
armen alle quartal na vormöge des gadeskasten
upt meiste 2 mark geven und handtreken.
Item ein man effte frue de börger offte
börgerin in der stadt effte ock ein fremder, so
sinen geschefften halven sick hierher begeve und
krank würde, den sal man siner gelegenheit na
in dat hospital bringen, dar he verordnet wert,
und so edt sake were dat de hospitalen belecht
weren, dat man sodanen krancken inth hospital
nicht bringen kunde, densolvigen sal man ut
dem gadeskasten vorsorgen und ehn handtrekinge
don. So aver de gadeskaste also tonachter were,
dat man dussen kranken darut nicht versorgen
kunde, und de kranke so mechtig were dat he
gan und wancken kunde, densölvigen sal man ein
teken geven, dat he vor der lüden hüsern dat
almose to siner nottorft söken und bedden möge,
und dusse teken sollen anderer gestalt gemaket
sin dan de ander bedelerteken und sollen ock in
ein sunderlick register geschreven werden up
dat man de teken wedderumb von ehn forderen
müge, und wen se gesund sin sollen sick desölvigen
wedderumb in eren ort verfögen.
Ordenunge der barberer:
Item niemand sal gehelet werden, he hebbe
den sinen entholt bi der stadt.
Item so ein frembt man sick in de stadt
siner geschefft halven begeve, und allhir durch
unfal einen schaden bekweme und vermochte
sick selbst nicht helpen to laten , de sal gehelet
werden.
Item so man ut andern landen steden effe
dorpern gebrecklicke lüde hirher bringen wolde,
dat man se ut dem gadeskasten heilen solde,
desölvigen sal man wedderumb in eren orth darhen
se gehören, bringen, dann ein elkes is de sinen
toversorgen schuldich.
Item kein barberer sal sick understan, arme
lüde to heilen, de man ut der schalen Ionen
sal, he hebe den ein zeddel von dem vorstender,
de darto verordent is, up dat erst de armen
so gehelet sollen untersocht und mit namen in
ein register sampt dem barberer, de se helen sal,
geschreven werden.
Item wen ein barberer sine pacienten geheilet
hefft, so sal he se vor den vorstender, so darto
verordent, stellen, darto sich erkundigen, off de
kranke gesundt is, und wen he sick gesundt
erkennt, sal desölvige gad und dem verordneten
herren davor danken.
Item so einer von den barberer sine pacienten
nicht to grunde geheilet hedde, und ehm de
schaden von nies begunden oevel to geraden

des barbers versümnuss haluen, so sal en de
barberer umb dat erste lohn mit gades genaden
helen; wo aver he en nicht helen kunde, so sal
he dat gelt so he entpfangen hegt weder erlegen,
doch allewege na gelegenheit der sake und er-
kentnusse der vorstender.
Ordenunge der kinder.
Item de scholmeister sal de kinder tuchtigen
mit der rode up de lenden kintliker wise up
dat dar keine klage över kame.
Item de scholmeister sal der kinder oldern
dartho holden, up dat se ere kinder alle acht
dage ein wittet hemde geven, und de höffde rein
holden, dat se nicht verlüssen.
Item de scholmeister sal alle morgen de
kinder aflesen, up dat he mach weten, aff se
ock de schole holden, derglicken des middags ock.
Item so de scholmeister etlicke kinder miste,
wenn he de schölers affgeleten hefft, so sal he de
olderen beschicken und erforschen laten, wes halven
se de kinder ane vorlöff ut der schole holden,
und wo se de kinder mit frevel ut der scholen
holden, so sal de scholmeister datsölvige den
vorstender anseggen, de sick dar den wol werden
weten to richten.
Item de scholmeister sal mede ein upsehent
hebben, dat de ölderen den kinder ere kleder
nicht verköpen edder andere verdregen laten, und
so de scholmeister erkeine kledinge missen wurde,
so sal he de öldern vor sick verbaden laten, dat
se de kleider, welkes deles edt is, tho vorschine
bringen late, und wo sick de ölderen hieran frevelick
holden wolden, so sal de scholmeister datsulvige
den vorstendern des gadeskasten anseggen und
derglicken ock de teken.
Item kein frembde kinder, so von buten hierin
gebracht werden, sollen in de schole nicht ge-
namen werden.
Item alle bürger kinder de da bedelen und in
de schole gaen und teken dragen, de süllen mit
namen und tonamen in ein register geschreven
werden, und wo ere ölderen heten und in wat
gassen se wanen, und wen man den kindern de
teken gefft, dat man de öldern hart vormanen
deit, dat de teken nicht verkoft effte vorlaren
werden. De kinder söllen sick ock in allen dingen
erbarlick iegen got und alle menschen so als sick
dat tegent holden und bewisen, glick de kinder
so nicht bedelen gaen.
Item de scholmeister sal keine kinder von
den armen in de schole nemen, se sin dan vorher
bi den vorstendern ersehenen und angeschreven,
ock von ehn dem scholmeister ein bewiss bringen.
Item kein vorstender sal keinen iungen an-
nemen in de schole, noch de scholmeister, man
 
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