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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (4. Band): Das Herzogthum Preussen, Polen, die ehemals polnischen Landestheile des Königreichs Preussen, das Herzogthum Pommern — Leipzig: O.R. Reisland, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.26785#0198
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Polen. Die ehemals polnischen Landestheile des Königreichs Preussen.

desölvigen des fridages up dem hilligen geisthaue
antotögen.
Item derglicken söllen se keine jungen bedelen
laten gaen up der gassen, se hehben denn ein
teken, und wo se sick untuchtig up der gassen
und vor den hüsern holden werden, so sollen se
von den bedel vogeden mit der pitschen gestraft
und getüchtiget werden.
Item welcker bedelvogt de einen umb siner
bösen dat willen in gefengknusse bringen wurde,
de sal von elcken 1 schilling hebben; sind ehr
aver twe darto, so söllen se beide ein pölken
hebben.
Item wen de bedelvögede einen elende like
to grave dregen, so woll ock de kranken int
spital bringen, söllen se von elcken in sunderheit
habben 8 schillingen.
Item wenn de bedelvögede einen in der
tonnen umbfören, und erer einer oder mehr
darbi umbgefüret würden, sollen sie darvon
10 groschen habben. Welcker bedelvögt aver de
dersölvigen bedeler missedaht und övertredinge up
veer orden der stadt utropen wart, de sal dar-
vor habben 2 groschen, und dit sall von dem
einen tom andern umbgaen.
Ordenunge tüschen den vorstenderen
der hospitalien und den vorweseren
des gades kasten.
Item de vom hilligen geist,
Item de von sunte Gerdrut,
Item de von allen gades engelen,
Düsse söllen innemen olde gesunde lüde.
Item de von sunte Elisabeth söllen innemen
alle natürlike kranken.
Item dat pockenhus sal innemen alle
frantzosische schadhaftige armen und de mit
der schwere kranckheit beladen sind, wo ock de
unsinnigen oder mit pestilentz beladen sind.
Item de von sünthe Barbaren süllen in dat
hospital innemen alle polen, de up den drefften
krank sindt und kranke lüde, so unfledich sind
mit schaden.
Item de von sünte Jacob sollen innemen in
eren hospitalen alle kranke sehefarende lue, so
wol ock de kranck ut der sehe kamen.
Item wen dusse bavengemelte vorstenders der
hospitalien eine leddige stell ein eren hospitalien
finden, so söllen se datsölvige den vorwesern
des gades kasten anseggen, dat se desölvigen
stellen mith recht dörftigen husarmen belegern
söllen, allewege na gelegenheit der saken, düsse
ordenunge to bruken und to vorandern.
Item welcker inwaner dusser stadt von einem

erbaren rade to einem vorstender der armen
und gades kasten gekaren werd, de sal darbi
3 jar bliven und sick bi sinem eide, de denn he
gade im geloven gedan hefft, vorwilligen dusser
armen truelick und mit flite na sinen besten
vormögen vortostaen, und wan de 3 jar umbe
kamen, so sal men einen andern in sine stede kesen,
des sal de, so affgaen wardt, den andern gekaren
dermaten underrichten, darmede he sick in de
sake desto lichter möge weten to richten, und
düsse ordenunge sal ehm övergeven werden, up
dat he sick darut belernen mach, wat em to
donde si.
Item welcker inwaner de to dem gadeskasten
gekaren wart densölvigen vortostande, und sick
darto beschwerlick maken wölde, desölvige de
darvon entlediget wolde sin, sal in den gades
kasten den armen tom besten hundert und föfftig
marck groth, 20 groschen vor de marck gestellet,
geven.
Item so sick begeve, dat de gades kaste
ton achter kamen würde, und de vorstender des-
sölvigen mehr vorlecht hedden, den dat in den
kasten gegeven were, sal mit weten und willen
eines erbaren rades in der stadt umbgaen und
von den lüden also dat almosen bidden mit
welke sick ane twifel ein iglicker christglöviger
mensch dat almoss to geven und also den
armen to hulpe to kamen nicht beschweren
wart.
Wo man sick bi dem gades kasten in
der utneminge des geldes holden sall.
Item wen man to dem gades kasten gaen
wil, gelt darut to nemen, sölckt sal alle quartal
gescheen mit weten und willen der 4 ver-
ordenten herren von einem erbaren rade, de welcke
derwegen begrötet werden söllen, up dat solckt
up eine bequeme tidt geschehen möge, und wen
also de rechte bequeme dach angesettet is, so sal
man to den minsten 2 von den vorordenten
herren de predecanten wo ock de vorordente
börgers, so dat quartael bi den schalen gestanden
hebben, darto verbaden laten und darbi nemen,
wen dat gelt ut dem gadeskasten genamen sal
werden, up dat se sehen und weten mögen, ock
mede anhören, wat rekenschap de vorstenders des
gades kasten einen erbaren rade doen werden, und
wo dat gelt hen geflaten is, up dat mannig
fruw und man des bösen archwanes, dat dit
sülvige gelt nicht recht ut gedelet wardt, ehr
herte to frede gestellet mogen werden, dat den
dürch getüchnüsse der ehrbaren verordenten herren
predicanten und borgers gescheen und disser
gestalt geholden werden sall.
 
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