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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (4. Band): Das Herzogthum Preussen, Polen, die ehemals polnischen Landestheile des Königreichs Preussen, das Herzogthum Pommern — Leipzig: O.R. Reisland, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.26785#0205
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Gottesdienstordnung für die Marienkirche zu Danzig vom 23. Juli 1567.

187

christtag sampt den nachfolgenden tage, der dritte1)
aber mit zwoen frue predigten.
Also auch die heiligen ostern und pfingsten
festum Circumcisionis, Epiphanion, Purificationis,
Annunciationis, Ascensionis, Johannes Baptistae2).
Der heiligen apostel, der heiligen engel tag
und visitationis Mariae sollen mit zwo frue pre-
digten, eine vom diacono umb sechs, die ander von
einem prediger umb acht uhr, gehalten werden, und
so dieser fest eines auf einem sonnabend felt, soll
es von wegen des markts bequemlich verlegt werden.
Die metten, messen und vespern sollen an
ganzen feiertagen mit singen, orgeln und anderen
ceremoniis, wie bis anhero gebreuchlich, bestellet
werden. Allein am sonntag sol hinfort die teutsch
litania3) jeder gemein christlich gebet, zwischen
den episteln und evangeliis, von den schuleren
gesungen werden.
Des dinstags und donnerstags soll es mit
singen und predigten, wie es anhero ausgerichtet
[sampt der letanie durchs chor zu halten4)].
23 Phillippi und Jacobi Apostolorum
Himmelfart Christi
Johann Baptist
— 45. Petri Pauli Apostolorum
— 3 Maria Heimsuchung
— 6 Jacobi Apostoli
— 7 Bartholomei Apostoli
— 8 Mathei Apostoli des Evangelisten
Michaelis
Luce Evangeliste
9. 10. Simons Jude Apostolorum
der heiligen Gemeinschaft
— 11 Andreae
12 Thome } Apostolorum
Und so mehr fest, so in heiliger schrift gegrundet,
rauchten geordnet werden.
Am tage cene domini, so man grünen donners-
tag nennet, von heiligen abentmahl zu handlen.
Am tage Passionis domini, so man Karenfreitag
nennet, von der passion des heilandes zu handlen.
Dinstages und donnerstages soll, wie bishero in
Marienkirch, dergleichen in den anderen kirchen auf
ire verordnete tage gehalten werden, jedoch das
jedenzeit die lethanie durchs chor mitgehalten werden.
Die anderen tage wie gewöhnlich jedoch mit ver-
mehrung der kirchendienste, und das die knaben
examinirt werden.
1 )Am Rande hat eine Hand des 16. Jahrhunderts
geschrieben:
Der dritte festtag soll gleich den andern zween
gehalten werden.
2) Hier steht von derselben Hand wie für Anm. 1:
Diese feste nach andere kirche als Sechsischer,
Nornbergischer, Brandenburgischer kirchen zu halten.
Und alle feiertage vormittage und nachmittage
solemniter zu halten.
3) Am Rande ist von derselben Hand wie in der
vorstehenden Anmerkung geschrieben:
Die letanien solle auf andern tage verlegt werden.
4) Die eingeklammerten Worte sind von derselben

Montags, mittewochs und freytags sollen die
gewöhnliche lectiones und gesenge im brauch
bleiben [Examen der jugent1)].
Wir well von wegen des geschwinden sterbens
und mengel der kirchendiener die vespern an
wercktagen ein zeitlang unterlassen, so ist doch
unser christlich meinung, das hinfort drey werk-
tage, als montages, mittwochs und freitags, eine
kurze vesper umb zwei uhr also bestellt werde.
Der wochner aus den diaconis soll anfahen, Deus
in adiutorium. Der cantor mit den schuleren (auf
das die knaben von jugent auf zur kirch und
rechter gottesfurcht gewenet und erzogen werden)
sollen ime mit einer antiphon respondiren, darnach
die schuler einen oder zween psalmes singen,
darauf der wochner ein capitel aus dem neuen
testament sampt der kurz summen Viti Theodorici
lesen. Volgendes soll die schul das magnificat
oder benedictus oder Domine Deus Abraham, nach
dem die not furstehet, bisweilen lateinisch, bis-
weilen teutsch oder erhalt uns herr bei deinem
wort oder das teutsch vater unser singen, der
wochner eine collecten lesen, die schul mit dem
benedicanums beschliessen, und soll dis alles
uber ein halbe stund nicht wehren.
Aus vielen erheblichen ursachen wollen wir,
das die zween diaconi eine woche um die ander
mit mess halten, bestellung der lectionen, vespern,
taufen und trauen aufwarten und ein jeder sein
ampt mit fleiss seine woche ausrichte, auch die
accidentia allein nehme.
Letzlich soll hinfort das leuten und beiern
an den festen und ihren vigilien, so eben nicht
vorzeichnet und in gottes wort keinen grund
haben, von den pulsanten (papistische argwohn
zuvormeiden) unterlassen werden2).
Hand wie die vorstehenden Anmerkungen in den Text
hineingeschrieben.
1) Wie vorstehende Anm.
2) Auf der Rückseite des Blattes steht der Ver-
merk des Protocollanten:
Ordnung in unsern kirchen.
Praesentibus
Dominis Proconsulibus Constantin Ferber
Joanne Brandes
Joanne Proiten
Consulibus Matthia a Suchten
Augustino Wilner
Matthia Zimmermann
Henrico Niederhoff
Jacobo Hübener
Joanne a Kempen
Alberto Gisio
Michaele Koseler
Luca Blumstein
Gregorio Rosenberg
Georgio Helck
Actum 23. Juli Anno 1567.
24 *
 
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