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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (4. Band): Das Herzogthum Preussen, Polen, die ehemals polnischen Landestheile des Königreichs Preussen, das Herzogthum Pommern — Leipzig: O.R. Reisland, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.26785#0220
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Polen. Die ehemals polnischen Landestheile des Königreichs Preussen.

thür, wird von alters der priester brüderschaft
capelle genannt, ist itzund in der kirchenväter
verwaltunge, welche sie hinfort der kirchen zu
nutz, nach ihrem besten verstand gebrauchen
mögen.
Art. 11.
Von der altarn gerechtigkeit dieser
kirchen in gemein.
Die alte kirchen ordnung lautet hievon also:
Item, welche brüderschaft oder gilde in der alten
oder neuen kirche eigene altare haben mit ihrem
beweiss, mögen des gebrauchen, nach inhalt ihrer
briefe und beweis, und keinerlei stühle und
benken beiden fraues und mannes sich nicht
unterwinden zu bauen, bei dem altar, oder umb
das altar, ohne wissen und urlaub der kirchen-
väter, dan solches von dem erb. rath ernstlich
befohlen ist darauf zu sehen.
Art. 12.
Wieviel glocken auf den kirchenthurm
sein, und wie sie heissen, item, wie sie
gebraucht werden.
Die erste und grosseste glocke wird Ave
Maria genant von alters, darumb das es die
beteglocke ist. Sie wird auch Sigismundus und
itziger zeit gemeiniglich die grosse glocke genant,
wird von 12 mann gezogen. Die andere wird
Osanna genant, auch die sturmglocke, und wird
von fünf mann gezogen.
Die dritte heisst Apostolica, darumb das auf
die aposteltage damit gebeigert wird, wie hernach
folget, und wird von fünf mann gezogen. Die
vierte heisset Dominicalis, darumb das sie alle
sonntage gebrauchet wird, von vier mann gezogen.
Die fünfte wird Ferialis genandt, darumb das sie
alle tage gebrauchet wird, von zwei mann ge-
zogen. Die sechste heisst Sybilla oder Campana
Cymbala, darumb das man alle zeit, wenn es von
nöten damit signiert, und wird von einem manne
gedeutet. Die siebende henget über diesen glocken
allen und wird lange glocke genannt, darumb
das sie zu gewisser zeit, entweder eine ganze
stunde, oder zum kürzesten eine halbe stunde
lang geleutet wird. Auch nennt man sie landglocke.
Darumb das man sie umb die stadt herumb
weit auf dem lande hören kan, dieselbe wird
von einem mann gezogen. Wie aber diese glocken
gebraucht werden und zu welcher zeit, folget
itzend hernach.
Wie man des sontages vor und nach-
mittage mit den glocken leutet.
Am sonntage des morgens, wen der seger
viere schleget, wird mit der Dominical ein puls

von einem schock zügen oder ein wenig länger
geleutet, und bald darauf die lange glocke, bis
es fünfe schlaget, balde hernach wen es fünfe
geschlagen, mit der Dominical und Ferial zu-
sammen von zwei schock zügen, darnach wen es
sechs geschlagen, wird mit der Osanna ein puls
von zwei schock zügen zur morgen predigt, und
den auf segers halb zwölf zu mittage mit der
Osanna zur mittags predigt. Nachmittage wen
kein begräbniss gehalten wird, dazu' man leutet,
wird segers eines mit der Dominical ein puls
und streckes drauf mit der langen glocke geleutet,
biss es halb zwei schläget, und darauf mit der
Osanna zur vesperpredigt. Wen aber begräbniss
gehalten wird, dazu man leutet, alssdann wird
mit der langen glock nicht geleutet. Sondern
wen es eins geschlagen , mit der Dominical ein
puls und streckes darauf wird mit der Sybilla
zur leichbegräbniss signiret und nach halb zwei
mit der Osanna ein geleutet zur vesperpredigt,
und darauf zum andern mal mit der Sybilla zur
leichenbegräbnis signiret.
Und wen es zwey geschlagen zum dritten
mal, darnach segers halb drei nur der leiche
geleutet, mit den glocken die dazu bestellet sein,
wie hernach folgen wirdt.
Wie man auf die andern tage in der
wochen leutet.
Es wird alle tage in der wochen, den sontag
aussgenommen, so balde es des morgens viere
schlegt mit der Ferial ein puls und bald darauf
die lange glocke bis es funfe schlegt, und darauf,
wenn es fünfe geschlagen, wird ein puls mit der
Ferial und Sybilla zusammen geleutet.
Wen aber am montage und freitage die
mettenpredigt gehalten wird, wie wochentlich ge-
schieht, wenn nicht andere feste verhindern, wird
nach vorgemeldten täglichen leuten des morgens
nach halb sechsen mit der Osanna ein puls ge-
leutet zur predigt.
Am dinstage und donnerstage, wenn des
morgens eine predigt gehalten wird, wie
wochentlich geschieht, wenn nicht andere feste
verhindern, und deswegen die predigt eingestellet
wird, alsdann wird des morgens nach dem ge-
meinen leuten, so täglich geschieht, wen der seger
sechse schleget, mit der Osanna zur predigt ge-
leutet.
Nachmittage durch die ganze woche, aus-
genommen der sonntag und sonnabent, wenn keine
leichenbegengnisse ist, welcher geleutet soll werden.
Alsdan wird auch nach zwei schlägen mit der
Ferial geleutet und strackes drauf die lange
glocke bis auf ein viertel für dreien, alsdan
mit der Ferial und Sybilla ein puls zusammen-
 
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