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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (4. Band): Das Herzogthum Preussen, Polen, die ehemals polnischen Landestheile des Königreichs Preussen, das Herzogthum Pommern — Leipzig: O.R. Reisland, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.26785#0373
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Kirchenordnung von 1542.

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vele mehr up wertlick, sichtlick und sinlick ding,
godt den herrn in sinen gaven nicht erkennet und
gepriset, sondern hoverdich, stolt und vormeten
darinne geworden in wedderwerdicheit, ungeduldich
weder godt gemurret, hülpe und trost, nicht van
em alleine gesocht und vorwachtet, sondern to
minsliken trost und hulpe mi gewendet, ja wol
dorch toverrie und boterie rath gesocht.
Weder dat ander gebot hebbe ick sinen hilgen
namen veel mal misbruket, mit bösen floken und
unnütten schweren nicht angeropen gebedet, danket
und lavet, ock in dem, dat ick sinen namen drage,
und ein christen hete, und doch so wol so heidenis
gelevet, alse ein unlovisch.
Weder dat drudde gebot, am hilgen dage und
sust, sin hilge wort nicht flitich gehöret, geleret
und to harten genamen, sondern mutwillich und ut
lichten orsaken versumet, sin hilige sacrament gar
selden entfangen, sondern den hilgen dach in andern
lichtferdigen saken togebracht, die minen nicht
darto geholden und andere ock darvon vorhinderet.
Weder dat vierde, mine leven oldern wenich
geehret, en undankbar gewest vor ehre grote müge
unde arbeit vor mi gehatt, ungehorsam, wedder-
willich, und ere grote woldat mit undankbarheit
vorgulden , dessulven geliken miner avericheit,
lerern, meistern und seelsorgern ungehorsam und
undankbar, erer lere, underwisinge und guder
tucht nicht gevolget, noch ere gude ordenung be-
levet, sondern veel mehr vorachtet und mi dar-
weder gesettet.
In dem vefften bode hebbe ick gesundiget
weder minen negsten mit torn, nied und hatt,
nicht sachtmodich, fruntlick, gutwillick und wol-
dedich gegen en geweset, sondern frevel und mut-
willich , em geschulden und gefloket und mit ge-
walt averfaren.
Im sosten, dat ick der bösen fleislicken lust
und begerlicheit nicht menlick wedderstanden,
sonder nagegeven und gevolget, dar dorch ick in
böse arge gedanken und vulbord gefallen bin, un-
schamhaftich in worden und geberden, minen liff
nicht mit arbeit und nüchternheit underholden
und getemmet.
Dem sovenden gebade na bin ick to minem
negsten nicht milde und barmhertich gewesen,
sondern girich und karch, voller sorge der neringe,
minem negsten dat sine mit bodregerie, licht-
ferdigen schweren, woker, unrechter mate und
gewichte affgetagen, fuel untruwe, archlistich, in
minem arbeit und handel, und also mine neringe
mehr mit archlisticheit, wenn truwer arbeit gesocht.
Dem achten gebot na bin ick ock nicht alle-
tidt warhaftich in miner rede und tuchnissen ge-
west , sonder von minem negesten veelmal ovel
geredet, en belagen, falsch getüchnisse van em
geredet, und in böse gerücht gebracht, vor em

gut, hinder em böse gewesen, mi sulvest geschmuckt
und gerechtfertiget, eines andern sacke getadelt
und versprocken.
In dem negenden und teinden gebaden geve
ick mi schuldich, dat ick vuller affgonsticheit und
vuller böser bogerde bin, minen negesten nicht
gegunt, wat em gott gan, und gegeven hefft, und
mi mit dem minen genögen laten, und to freden
gegeven, sondern vele mehr eins andern gut be-
geret und mi gewünschet.
Und also war ick nicht mit werken gesündigt,
dat doch vele mal geschehen is, bin ick doch alle
tidt vuller böser lust und begerlicheit gewesen.
Welckere mi allent van harten lert is, und
bekenne mine schuld.
In sonderheit averst, leven bröder und suster,
schal hir ein jeder to sinem bichtvader kamen,
und sine sunderlicke feile und gebreken clagen
und antogen, und sunderlicken so jemand in
grauen schwaren sunden und lasteren sick schuldich
wuste als dnt jemand weder dat erste gebot, mit
dem duvel, dorch toverie, segenerie, schwarte kunst,
vorbündnis gehatt hedde, item sinen hiligen namen
und warheit offentlick geschmehet und lastert oder
verleuchent und vorsaket, sine oldern geslagen,
geflocket, efft unbillich gehandelt, mit sinem
negesten offentlicken, und verhardeden nied hat
und fientschop, droge, ein mörder, dotschleger,
rover, ehebreker, jungfrowschender, ein boler were,
ein diff, fremd gut bi em hedde, dat hie mit
keinem rechte besitten könde, ein meineider, und
mit falschem eide sinem negesten beschediget,
effte sunst andere gebreken, heimlicke stücke und
feil bi sick hedde, darinne hie underwisinge, und
guden rath und trost bedörfte, up dat alse na
antoginge siner waren ruwe und let, und sines guden
vorsates, sines levendes to beteren, die absolution
möge entpfangen, und mit einer guden conscientien
und sekerem gemöte dat hilge sacrament ent-
pfangen, to heil und salicheit siner seelen, amen.
Darup kame ein jeder bekenne sine sunde,
und toge an sine ware ruwe und leet, und ent-
pfange die absolution.
Und wenn die caplan dat also geendiget,
late he, und die andern, so bicht hören, einen
nach dem andern to ehm kamen, und verhören
einen jedern alse ock vorhen in der bicht darvan
gesecht is.
Des sondages.
Am sondage des morgens um vive schall eine
fro predige geschen, darna um sosse scholen de
scholer eine metten singen, nemlick einen psalm,
twe, effte dree, mit einer antiphon, van der do-
minica, ut dem psalter genomen als, servite, sal-
vum me fac etc. Effte vam feste, darna eine
latinsche lection, dorch twe knaben ut dem olden
testament, und darup ein responsorium, darna lese
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