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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (4. Band): Das Herzogthum Preussen, Polen, die ehemals polnischen Landestheile des Königreichs Preussen, das Herzogthum Pommern — Leipzig: O.R. Reisland, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.26785#0372
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354

Das Herzogthum Pommern.

69. Karcken ordening, wo sick die panier und selensorger in vorreikinge der sacrament und ovinge der
cerimonien holden scholen im land to Pammern. MDXLII.

Nach dem Originaldruck von 1542. Vgl. oben S. 322.]

Karckenordening in den steden und wor men
scholen hefft.
Des sonnavendes efft am fest avende.
Schal me to gewonlicker tidt na middage vesper
holden, nomlicken, anheven to lüden, wenn idt
halwege dre is, und um dre tidt anheven de
vesper na solcker wise.
Erstlick heven die jungen eine antiphona an,
ut dem psalter, up die psalmen gestellet, alse,
benedictus ineternum, deo nostro etc. Efft so idt
fest is, van dem feste, und singen darup einen
psalm, twe effte dre, effte den einen sonnavend,
die ersten twe psalmen benedictus und exaltabo
te deus meus rex, und up den anderen sonnavend
de anderen dre, also am sondage und andern
dagen ock, und darna ein responsorium und hym-
num, wor die sulvigen rein und ut der schrift,
effte der schrift gemete sind.
Darna lat me die jungen ein halff capitel ut
dem nigen testament lesen, up twe lectiones ge-
stellet, iffte lat twe kinderken, ut dem chore vor
dat altar, effte sust treden, und den kleinen
catechismum up frage und antwort wise, to dem
volke lesen, einen sonnavend de teingebot, den
andern, den loven, den drudden, dat vater unse,
den vierden, vam sacrament der dope, den vefften,
vam sacrament des altars, und beve denne weder
an an den teingebaden.
Na solcker lection heven de jungen ein anti-
phon an van der dominica effte feste und singen
darup dat magnificat, darna beschlut me mit einer
collecten effte gebet, welckere die capellan lesen
scholen, und benedicamus domino, und darup da
pacem latinisch und dudesch, vorlene uns frede
etc. wen me averst schlicht dominicaliter holt alse
im advent und fasten, und sust wenner me will,
mach me hir de letanie latinisch singen, alse in
unser ordening angetoget, nemlicken na der lection,
und late dat magnificat ute, unde na der letanie
lese der capellan die collecta latinisch pro eccle-
sia, und singen de jungen benedicamus da pacem.
Na geholdoner vesper schalme de lüde, so
des volgenden sontages sick willen berichten
laten, bicht hören, underrichten, und mit der ab-
solution trösten.
Und hir schal de parner flitich sin, de lüde
to vormanende, dat se des avendes vorher tor
bicht komen, dat me deste beter se verhören und
underwisen mach, und nicht up den morgen vor-
strecken, darme nicht also de wile und tidt hefft.
Und des sonnavendes na der vesper ehr he

bicht höret, dar mede die lüde vorinneret werden,
wo man bichten schole, und wat me bichten schall,
item, wo me sick recht to der entfanginge des
hilgen sacraments schicken schal, dese gemeine
bicht und wise to bichten dorch den capellan laten
vorlesen vor dem altar, also:
Leven broder und sustern in Christo, na dem
gi hir sind, einen guten rath, underwisinge und
trost to entpfangende, darmede gi weten mochten,
wo gi iuer sünde los und eine gude conscientie
averkamen möchten, und dat hilge sacramente
wirdichlicken to entpfangen, scholen gi erstlicken
weten, dat dat hilge sacramente effte die ent-
pfanginge des hilgen sacraments nicht anders is,
wenn eine ehrlicke löfflicke gedachtnis, dar die
herr Christus in sinem lasten aventmal in ver-
ordeninge sines testaments und lasten willens uns
bescheiden hefft, sinen liff to etende und sin blot
to drinkende, im brot und win, up dat wi dar-
dorch deilhaftich werden aller siner gnaden, ver-
dienste und salicheit, und wi also gehiliget und
gereinigt, und also in die hilge gemeinschop gades
genamen, henvorder nicht mehr der sunde werlde
und fleische, sondern der gerechticheit und hiliche.it
na leveden.
Und wowol wi in der dope auch gehilget
und gereinigt, und ut der werkle int rike gades
genamen sind, hebbe wi doch solck einen bund
mit gade velemal avertreden und mit der werlde
uns vorunhiliget; so is derhalven wederum in
disem hilgen sacramente, dorch rechte bote, dat
is ruwe und leit, vor unse sunde trost, hülpe und
sterke uns to gesecht und to bereidet, up dat wi
also von nie, und wederum der sunde und allerlei
gebreken los werden, dorch die gnade gesterket,
unse angefangene gerechticheit, unschult und
hilicheit vordan bestendich tom ende bringen mögen.
Darmede gi nu iu iuer sunde deste beter
mögen vorinneren, und eine wise to bichtende
hebben, schole gi dise gemeine wise to bichtende
flitich anhören und mit dem munde efft jo im
herten na sprecken, und nomlick also:
Ick arme sundige minsche bekenne gade, und
hervor diser christlicke gemeine, dat ick schwer-
licken gesundigt hebbe weder godt, und minen
negesten unrecht gehandelt, und also alle gebade
gades avertreden.
Und erstlick bekenne ick, dat ick wedder sin
erste gebot godt minen herrn nicht gelevet hebbe,
van ganzem herten, ganzem gemüthe und ut allen
kreften, min toversicht und loven nicht up em
allein gesettet, sondern mine lust, leve und trost
 
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