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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (4. Band): Das Herzogthum Preussen, Polen, die ehemals polnischen Landestheile des Königreichs Preussen, das Herzogthum Pommern — Leipzig: O.R. Reisland, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.26785#0390
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372

Das Herzogthum Pommern.

lopen, noch sick one vorwetend und willen des
superintendenten indrengen edder annemen laten.
Sonder dorch rechtmetige vocation und institution
indt amt kamen unde ane erkenntnis der sake
van den caspelverwandten nicht entsettet werden.
Tom sosten. De kerkherr schal alle iar von
alle sinen inkommende an gelde und korne sin
register maken, und sonderlich dat miskorne in
iederem dorpe naher bi naher no hoventalle vor-
tekenen, dat misskorne sind de vom adel na
houventalle glick den anderen im caspel schuldich.
So iemand mehr acker heft, dar he dem
parhern und coster nicht van gift, dat schal de
parher antogen.
Tom sovenden. De kerkherr schal der wedeme,
acker, wische, holte und allen eigendoem vlitich
verwaren, dat nichts darvon verkame. Alle hart
holz schal geheget werden, der wedeme und kerke
tom besten. Dat berneholz schalen de parherrn
houwen torechter tidt im iare unde im wadel1), und
nicht allend up einmal bi sinen tiden verwussten.
Acker und wische mach de parher to ider
tidt, so he kan sulven bruken, edder en mit vor-
wetende des hovetmans und superintendenten so
dure also he kan, up pacht und etlike dage dienst,
doch nicht lenger alse up eine braketidt verhuren,
mit dem bescheide, dat de parher darna den acker
sulvest wedderannemen mach, efte en demsulvigen
edder einem andren tor hure indoen. So overst
iemand dem parhern de schuldige bewilligede
dienste to rechter tidt nicht doen wil, sondern
muthwillich utblift, darop schal vor ideren dach
1 ort tor strafe gesettet sin. De schal van den
ungehorsamen dienstmanne vormoge der visitation
formular, de to Stettin up dem landtage anno
1556 bewilliget und van der ganzen landschop
angenamen is, ernstlich gefordert werden.
Tom achten. De schulen scholen na M. G. H.
ordninge ein ider in sinem dorpe dem kerkhern
samlen den veertidepenning, so de kerkher en
sulven nicht wolde samlen. Solckes schal de
parher des sondages to vorne afkundigen, eine
ider persone baven 12 iar gift ein veerken, de
husherrn geven vor ere kinder unde dienstboden.
So iemand den veertidepenning nicht geven wil,
densulvigen schal de kerkher dem hovetmanne und
superintendenten antogen.
Tom negenden. Alle accidentalia van der
bicht und andren kerkenemtern scholen na older
gewonheit und caspelrechte dem kerkhern und
coster hernamal entrichtet werden.
So jemand den parhern in der bicht mit einem
geringen erkennen wil, solckes schal frigh sin.
Unde werd sick ein jeder ider hirin christlich
weten to verholden. Dewile wi dorch dat evan-

wadel = Zeitlauf, Periode.

gelium van mannigerlei gelt spildinge, de up de
monnike unde misspapen iarlikes leep gefriet sind.
Tor proven gift de hoeff 4 schilling, de kate 7
unde dem coster eine wurst. Wor id van olders
mehr geweset is, und wor de coster van olders
heft brod efte fleisch, dat schal also vorhen bliven.
Witteldach up Paschen is ut dem have 1 stige1)
eier, ut dem katen 2 stige. Wor de kerkherr na
older gewanheit nicht heft wurste und eier, dar
schal de coster van der proven em geven 10 wurste,
und vam witteldage 3 stige eier. Van der kind-
tope schal ein ider hernamal geven dem kerkhern
1 schilling, dem coster 1 witten.
Vam kerckgange opfert de moder des kindes
1 schilling efte mehr, so se id vermach. De
andren fruwen mit er opferen na gudem willen.
Desgliken schalen ock van krankenbesokend unde
begrefnisse der doden dem kerkhern und coster
na older gewanheit gegeven werden, ein schilling
dem parhern, ein witte dem coster, unde wen id
olde efte vermogene lude sind, mogen se den
kerkhern mit einem testamente erkennen. Darvor
schal he bi der begrefnisse eine trostpredige doen.
So einer em nicht testamente gift efte sick saust
mit em nicht vergliket, schal he hir to unverbunden
sin. Id schalen ock bi vermidinge ernster strafe
keine hemelike begrefnissen geschehen ane bi-
wesend des parhern und costers.
Van vortruwende und benediction euer brut
und brudegam geft de kerkher to opfer van iederm
1 schilling. De andren geste opferen upt altar
wat ein ieder vormach na gudem willen.
Tom teinden. Dat caspel schal vermoge der
kerkenordnung und na hergebrachtem landes-
gebrucke, de wedeme unde costerie buwen, beteren,
befreden unde verdich holden.
Und in der wedeme dem kerkheren holden
eine verdige dorntze2), kamer, stelle, soedt3),
schune, backhus, doer und hakelwerk4).
De parher schal nichts darvon afbreken noch
verbernen, ane des caspels willen, sondern allens
in brukliken stande verwaren. Unde den bum-
garden vlitich erholden unde mit nien paten5)
beteren, unde alle iar bi der wedeme eine stige
widen paten6).
Tom elften. De vorstender schalen mit allem
vlite inmanen alle pechte, rente unde schulde,
unde vor ideren hovetstoel sich laten wise borgen
setten, wor nicht segel unde breve sind. Hirto
scholen se allen eigendoem des gadeshuses, katen,

1) stige, ein Zählmass.
2) dorntze = Stube.
3) soedt = Brunnen.
4) hakelwerk = Zaun.
5) pate = Setzling.
6) paten = Pflänzlinge setzen, pflanzen.
 
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