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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (4. Band): Das Herzogthum Preussen, Polen, die ehemals polnischen Landestheile des Königreichs Preussen, das Herzogthum Pommern — Leipzig: O.R. Reisland, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.26785#0410
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302

Das Herzogthum Pommern.

Wenn överst de superintendenten visiteren,
synodos holden, in kerckensaken reisen, schölen
se mit unkost, ock vohre, so verne se nicht sülvest.
perde unde wagen, vormöge erer bestellinge, to
holden vorplichtet, in unsen amten up dem lande
van kercken , unde in steden van den casten ge-
fördert werden.
Van synodis.
Ein jeder superintendens schal sinen he- [
valenen ort, in etlike gewisse circus delen, der j
ein 15. effte 20. caspel, weiniger effte mer, na
gelegenheit begripe, unde in einem jedern circulo
an gelegener stede im jar, effte jo umme dat
ander jar, de particular synodos holden, darto
schölen de negest ummeligende pastores ut den
dörp caspeln mit den cösteren vorschreven werden,
unde ut bevel des superintendenten tosamen
kamen.
In den synodis geschüt de anfang mit einer
vormaninge unde darup gesungen, veni sancte etc.
mit der collecta, effte te deum laudamus: Item,
quicunque vult salvus esse.
Darna handelt de superintendens erstlick mit
den cöstern van erem amte, wandel unde levende,
unde so jemand angeklaget edder strafbar be-
vunden, de wert vam synodo unde superinten-
denten gestrafet effte vor dat consistorium vor-
wiset.
Hir hölt de superintendens den cösteren vör,
wat hernamals in der kerckenordeninge van den
cöstern beschreven steit, ermanet se vlitich unde
ernstlick tom besten, unde dimitteret se vam synodo,
up dat se nicht lange upgeholden, unde mit un-
kost vorschonet werden.
Na desem hevet de superintendens im synodo
mit den pastoribus an (na gesehener anropinge
des hiligen geistes mit dem veni sancte spiritus
etc.) de handelinge van der lere, holt ein examen
in praecipuis locis doctrinae chrisstianae, unde im
catechismo, unde im textu biblico, bevelet dem
pastoribus dat studium theologicum, unde dat se
vor allen dingen vlitick beden unde mediteren,
dagelikes etlike psalmen vlitich lesen, de biblia,
de huspostil, ock den groten catechismum Lutheri,
locos communes Philippi, samt andern baven ge-
dachten bökeren, unde neven disen andere christ-
licke bökere unde schrifte.
Na gelegenheit bevelet de superintendens
etliken und er den pastoren, dat se declamationes
schriven unde im synodo reciteren, mit vlite dat
exercitium styli driven, stellet en ock vor pro- |
positiones ex catechismo, unde vorordenet respon-
denten, dat se im synodo disputeren, up dat se
in recto iudicio de principalibus doctrinae articulis
confirmeret werden, unde leren, wo se den wedder-

sprekern gründlick unde richtich schölen ant-
werden.
Sunderlick överst ermanet he se, dat se in
erem amte trüwe sin unde bestendich in reiner

warer lere, sick vor alle secten unde valsche frömde
opiniones höden, unde so einer hir beschuldiget
edder vordechtich were, wedder den procederet de
superintendens mit allen fratribus im synodo, unde
wo he nicht höret edder volget, wert he vor dat
consistorium vorwesen unde de lenge unser der
landesförsten hülpe wedder en angeropen.
Tom andern wert gehandelt van ceremonien
in allen stücken so in der agenda begrepen sint,
dar mit idt eindrechtich averall geholden werde.
Unde so einer hir jegen edder wedder dise kercken-
ordeninge unde des synodi löfflike statuta gefrevelt
unde gehandelt hedde, de wert gestrafet.
Tom drüdden, geschüt inquisition van eines
jederen pastoris levende, amt unde wandel, item,
van siner husholdinge, unde werden alle ermanet,
wo se sick im ganzen levende mit kledinge unde
allen dingen holden schölen, sunderlick överst den
kroech unde drunkenheit vormiden, so einer straf-
bar bevunden, wert gestrafet, edder na gelegen-
heit vor dat consistorium vorwiset.
Tom veerden, van ordeninge der vocation,
institution unde dimission, dar van hir na an sinem
orde gemeldet wert, item, wo de parherren unde
cöstere sick schicken jegen de patronen unde her-
schop im caspel.

Tom vöften, vam gnaden jar, vor wedewen
unde weisen der vorstorvenen parherren, wenn
sölcke casus vörvallen, schal de superintendens
vorschaffen, dat de negesten vicini bi pene vor de
wedewe umschichtich dat eine gnaden jar, unde
nicht lenger, ane entgeltnis dat amt vorwalden
unde waren, allene dat de wedewe en, wenn se
dar kamen unde predigen eine maltidt gift. Were
idt överst in etliken örden so gelegen, dat de
vicini pastores sölckes nicht wol waren konden,
welckes sick in der visitation vinden wert, so1)
schal de wedewe einen capellan in tidt des gnaden
jares to holden schüldich sin.
Wenn olde edder kranke pastores sint, de
dem caspel edder kercken bet up ere older unde
swackheit gedenet, den schal de christlicke milde
hand gereket unde de dankbarheit, so christen
gehöret, bewesen, unde derenthalven in der visi-
tation bescheed gemaket werden, wo herna dar
van wert gemeldet.
Tom sösten, wenn eins pastoris dochter in
den ehestand begeven wert, so gifft jeder pastor

1) Statt „So schal“ — „schüldich sin“ liest die
Ausgabe 1563: So schal derenthalven dorch de visita-
toren vorordening geschehen, wo hirna an sinem orte
wider gedacht und gesettet ist.
 
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