Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (4. Band): Das Herzogthum Preussen, Polen, die ehemals polnischen Landestheile des Königreichs Preussen, das Herzogthum Pommern — Leipzig: O.R. Reisland, 1911

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.26785#0451
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Agenda von 1569.

433

gehorsam, lavet dat ewige levendt, den de se
vullenkamen holden, drowet den ewigen dodt, den
de se nicht holden, alse geschreven steit im
vöfften boke Mosis im 27. capitel: Vorfloket si
ein jeder, de nicht hölt allent, wat godt im ge-
sette gebaden hefft.
Wat is sünde?
Allent wat wedder gades gebade unde wedder
sin hilige wort is, böse vordorvene art in unser
natur, böse lust, böse gedanken, wort unde werke,
dorch welckere kümt gades torne unde de ewige
vordömenisse aver alle minschen, de sick nicht to
Christo Jesu bekeren.
Wor to sint uns de tein gebade gegeven?
Tom ersten darto, dat wi darut leren unse
sünde erkennen, bote doen unde vor gades torne
erschrecken.
Tom andern, dat wi darut leren gude werke
doen, unde ein gödtlick levendt vören.
Köne wi ock de tein gebade gades vullenkamen holden unde
vorvüllen?
Neen, wente wi sint van natur böse, in sünden
gebaren, unde vordenen nichts denn idel strafe,
overst dewile wi alle sünder sint, hefft godt sinen
einigen söne Jesum Christum gesendt, unde under
dat gesette gedan, de vor uns dat gesette vor-
vüllet, de sünde betalet, up dat wi dorch den
geloven in sinem namen, vorgevinge der sünde,
unde de gerechticheit vor gade entfangen.
Worümme schöle wi denn gude werke doen?
Nicht darümme, dat wi mit unsen werken de
sünde böten, unde dat ewige levendt vordenen
wolden, wente dat hefft Christus allene gedan,
sunder gude werke schöle wi christen, mit hülpe
des hiligen geistes doen, dat wi unsen geloven,
mit rechten früchten betügen unde godt dem herren
vor sine gnade unde woldadt dankbar sin.
Wat is dat evangelium?
Dat evangelium is de gnadenpredige van vor-
gevinge der sünde, ane alle vordeenst unde
werdicheit, luter ut gades gnade, dorch Jesum
Christum den middeler, allene dorch den geloven,
den de hilige geist dorch dat evangelium im herten
erwecket, alse de artikele des gelovens leren.
Wat leren uns de artikele des gelovens?
Tom ersten leren se, wol unse herre godt is,
nömliken, godt de vader, godt de söne unse herre
Jesus Christus, unde godt de hilige geist, welckere
is de einige ware godt, de hemmel unde erde
geschapen hefft, uns liff unde seele gegeven unde
vam ewigen dode vorlöset hefft.
Tom andern, dat godt unse harmhertige vader
is unde de sünde ut gnaden vorgeven wil, unde
Sehling, Kirchenordnungen. IV.

dat gades söne unse herre Jesus Christus, de
einige midler unde heiland is, to unser vorlösinge
vor uns in de werlt gesendt, minsche geworden,
gecrüziget, van doden upgestan etc.
Tom drüdden, dat de hilige geist uns in der
christliken kercken dorch dat evangelium to Jesu
Christo bringet, im rechten geloven hiliget tom
ewigen levende.
Tom lesten, de artikel des gelovens leren uns
christen, dat wi wedder alle vornunft gelöven unde
bekennen, allent wat in gades worde unde in der
hiligen schrift begrepen is, dat idt gades wort unde
warheit is, unde gewislick geschüet. Wente hemmel
unde erde möten vorgan, gades wort vorgeit nicht.
In wo velen stücken steit unse christlike bote?
In disen dren stücken, in rechter erkente-
nisse der sünde, im geloven an Christum unde
im nien levende, nömliken , dat de minsche sine
sünde erkenne unde sick late van herten leed sin,
item, dat he im evangelium gelöve vorgevinge der
sünde , dorch Jesum Christum, unde dat he den
guden vörsatt hebbe, mit hülpe des hiligen geistes
sin levendt to beterende.
Wat is de gelove?
De gelove, dar dorch wi christen allene vor
gade rechtverdich unde selich werden, is im herten
ein levendich vast vortruwent up gades wort dorch
den hiligen geist, dat godt de herre di alle dine
sünde ut luter gnade vorgeven wil, umme des
middelers Jesu Christi willen, de sin blot vor
dine sünde vorgaten hefft, dorch welckeren trost
de seele in gade levet, hefft frede unde fröwde,
röpt godt an im geiste unde in der warheit, unde
bringet frucht in gedult.
Wat het ein christlick gebet?
Dat gebet is dat ein christen van herten got
sinde not up si gebot unde tosage im geloven
dorch Jesum Christum vördrecht, biddet gnade
edder hülpe edder danket got dorch Christum vor
sine hülpe unde woldat.
Wat hört to einem rechten christliken gebede?
Tom ersten, ein rechtverdich unde godt-
früchtich herte, dorch den geloven gereiniget.
Tom andern, dat men allene den einigen waren
godt anbede, godt vader, söne unde hiligen geist.
Tom drüdden, dat ein christen allene bede,
dorch den namen Jesu Christi, des eingebaren
söns gades unses middelers, in dem uns godt alle
tidt gewislick erhören wil.
Tom veerden , dat dat herte im gebede see
up gades wort unde bevel unde up gades gnedige
tosage in Christo unsem herren.
Tom vöfften, dat men im vasten geloven bede,
im geiste unde in der warheit, unde godt bidde,
dat he mit sinem geiste unser swackheit helpe.
55
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften