Visitations-Abschied für Anclam von 1572. — Barth.
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und vorordnete von der gemeinheit also getruwlick
und ungefehrlick to holden angenamet.
Orkundlich hebben wi disen avescheid und
recess mit unsen signeten vorsegelt, geschehen
to Ancklam middewekens na viti anno viff und
druttich.
Van den ceremonien, scholenarbeit und
andern stucken.
Die predicanten scholen mit der lehre, pre-
dikien, krancken besokinge, bicht, begrafft, mit
den amten des avendmals Christi und mit der vor-
rekinge der sakramente sick holden na aller wise,
alse utgedrucket is in der Treptowischen land-
ordeninge, averst wen de tal der predicanten vull
wert, schal nein predikante baven dre predikien
in einer weke beschwert werden, ahne alleine,
wen sonderge feste mit inkamen.
Desgeliken scholen ock de classes in der
scholen mit lection und arbeide angerichtet werden,
alse beschreven is in der underrichtinge der visi-
tation to Sassen, darto de sank latinisch und
dudisch in den dageliken ceremonien geholden
werden und alle ander stücke, de in disem recesse
nicht sint na aller mate, alse dar beschreven is
in der gemeinen Treptowschen landordeninge.
Dat geve uns unse leve here Jesus Christus.
Amen.
82. Visitations-Abschied von 1572.
[Auszug aus St.-A. Stettin, Wolg. Arch. Tit. 63, Nr. 204. Vgl. oben S. 495.]
Mit der excommunication und offentlicher
ponitenz soll es inhalts der kirchenordnung und
agende gehalten und die offenbarn ergerlichen
sunder, damit prediger nicht zu viel tuen, auch
mit ihnen um keinen weiterung oder gefähr ge-
raten, ihn vielen betrubten, vorwirreten, bedenk-
lichen fellen stadt bekomen und christliche kirchen-
disziplin andern zum exempel und abscheu in der
gemeine sei, an das consistorium remittiret werden,
welchs laut der instruktion, so mit guetem rat und
consens der landstende vorfast ist, wird vorfaren,
nemand, der von der obrigkeit alreits gestraft ist,
ferrer mit bruch beschweren, wenn aber die obrig-
keit seumich horet, der bruch dem geistlichen ge-
richt inhalts der kirchenordnung. So aber jemand
auf christliche ermahnung freiwillig etwas zu an-
zeigung seins busfertigen gemuts ihn die ehre
gottes zu milten, gotseligen sachen laut der kirchen-
ordnung und dass consistorii instruction geben
wollte, solchs soll und kan keinswegs als ferrer
bruch oder gnugthung angesehen oder geachtet
werden, als es denn kein bruch oder satisfactio
gewesen, da Zachaeus in seiner bekehrung den
halben teil seins guets freiwillig urab gotts willen
hingibt, der könig Nebucadnesar auf ermanung
des propheten Daniels mit almosen fur der ganzen
gemein sein ergernus zum zeugnus wahrer busse
stillet. Sonst hat das consistorium auch seine taxa
von briefgelde, daruber wirt niemand beschweret,
armen aber, so nicht haben, umb gots willen
preces und abscheide mitgeteilet, es mugen auch
die prediger irer cristlichen veterlichen bescheiden-
heit nach kranke und gar elende, arme personen,
wenn sie sich sonst der kirchenordnung und offent-
licher pönitenz gutwillig untergeben, da sie ware,
ungeferbte busse spuren und der fall an sich nicht
bedenklich ist, mit besuchung des consistorii vor-
schonen und mit ihrer offentlichen pönitenz inhalts
der agende procedieren.
Barth.
Litteratur: Oom, Das alte Barth in kirchlicher Rücksicht. Balt. Studien 1 (1832),
S. 173 ff.; derselbe, Chronik der Stadt Barth. Stralsund 1851; Barthold, a. a. O. 4,
S. 83; Bahlow, a. a. O. S. 32.
Über die Anfänge der Reformation vgl. Oom, a. a. O. S. 192 ff. Die erste Visitation
an welcher insbesondere auch Knipstro beteiligt war, fand 1536 statt. Die Visitatoren publizirten
einen Abschied, der von Oom, S. 238 ff. abgedruckt ist (St.-A. Stettin, Wolg. Arch. Tit. 63,
Nr. 316). Weitere Visitationen fanden in Barth statt in den Jahren 1544, 1566 (Runge). Eine
Predigt des Pfarrers Menz, welche der Herzog Bogislaw anhörte, und in welcher dieser allerlei
lrrthümer entdeckte, veranlasste eine eigene Synode, welche in Gegenwart des Herzogs abgehalten
wurde und neun Tage dauerte.
Sehling, Kirchenordnungen. IV.
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und vorordnete von der gemeinheit also getruwlick
und ungefehrlick to holden angenamet.
Orkundlich hebben wi disen avescheid und
recess mit unsen signeten vorsegelt, geschehen
to Ancklam middewekens na viti anno viff und
druttich.
Van den ceremonien, scholenarbeit und
andern stucken.
Die predicanten scholen mit der lehre, pre-
dikien, krancken besokinge, bicht, begrafft, mit
den amten des avendmals Christi und mit der vor-
rekinge der sakramente sick holden na aller wise,
alse utgedrucket is in der Treptowischen land-
ordeninge, averst wen de tal der predicanten vull
wert, schal nein predikante baven dre predikien
in einer weke beschwert werden, ahne alleine,
wen sonderge feste mit inkamen.
Desgeliken scholen ock de classes in der
scholen mit lection und arbeide angerichtet werden,
alse beschreven is in der underrichtinge der visi-
tation to Sassen, darto de sank latinisch und
dudisch in den dageliken ceremonien geholden
werden und alle ander stücke, de in disem recesse
nicht sint na aller mate, alse dar beschreven is
in der gemeinen Treptowschen landordeninge.
Dat geve uns unse leve here Jesus Christus.
Amen.
82. Visitations-Abschied von 1572.
[Auszug aus St.-A. Stettin, Wolg. Arch. Tit. 63, Nr. 204. Vgl. oben S. 495.]
Mit der excommunication und offentlicher
ponitenz soll es inhalts der kirchenordnung und
agende gehalten und die offenbarn ergerlichen
sunder, damit prediger nicht zu viel tuen, auch
mit ihnen um keinen weiterung oder gefähr ge-
raten, ihn vielen betrubten, vorwirreten, bedenk-
lichen fellen stadt bekomen und christliche kirchen-
disziplin andern zum exempel und abscheu in der
gemeine sei, an das consistorium remittiret werden,
welchs laut der instruktion, so mit guetem rat und
consens der landstende vorfast ist, wird vorfaren,
nemand, der von der obrigkeit alreits gestraft ist,
ferrer mit bruch beschweren, wenn aber die obrig-
keit seumich horet, der bruch dem geistlichen ge-
richt inhalts der kirchenordnung. So aber jemand
auf christliche ermahnung freiwillig etwas zu an-
zeigung seins busfertigen gemuts ihn die ehre
gottes zu milten, gotseligen sachen laut der kirchen-
ordnung und dass consistorii instruction geben
wollte, solchs soll und kan keinswegs als ferrer
bruch oder gnugthung angesehen oder geachtet
werden, als es denn kein bruch oder satisfactio
gewesen, da Zachaeus in seiner bekehrung den
halben teil seins guets freiwillig urab gotts willen
hingibt, der könig Nebucadnesar auf ermanung
des propheten Daniels mit almosen fur der ganzen
gemein sein ergernus zum zeugnus wahrer busse
stillet. Sonst hat das consistorium auch seine taxa
von briefgelde, daruber wirt niemand beschweret,
armen aber, so nicht haben, umb gots willen
preces und abscheide mitgeteilet, es mugen auch
die prediger irer cristlichen veterlichen bescheiden-
heit nach kranke und gar elende, arme personen,
wenn sie sich sonst der kirchenordnung und offent-
licher pönitenz gutwillig untergeben, da sie ware,
ungeferbte busse spuren und der fall an sich nicht
bedenklich ist, mit besuchung des consistorii vor-
schonen und mit ihrer offentlichen pönitenz inhalts
der agende procedieren.
Barth.
Litteratur: Oom, Das alte Barth in kirchlicher Rücksicht. Balt. Studien 1 (1832),
S. 173 ff.; derselbe, Chronik der Stadt Barth. Stralsund 1851; Barthold, a. a. O. 4,
S. 83; Bahlow, a. a. O. S. 32.
Über die Anfänge der Reformation vgl. Oom, a. a. O. S. 192 ff. Die erste Visitation
an welcher insbesondere auch Knipstro beteiligt war, fand 1536 statt. Die Visitatoren publizirten
einen Abschied, der von Oom, S. 238 ff. abgedruckt ist (St.-A. Stettin, Wolg. Arch. Tit. 63,
Nr. 316). Weitere Visitationen fanden in Barth statt in den Jahren 1544, 1566 (Runge). Eine
Predigt des Pfarrers Menz, welche der Herzog Bogislaw anhörte, und in welcher dieser allerlei
lrrthümer entdeckte, veranlasste eine eigene Synode, welche in Gegenwart des Herzogs abgehalten
wurde und neun Tage dauerte.
Sehling, Kirchenordnungen. IV.
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