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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (4. Band): Das Herzogthum Preussen, Polen, die ehemals polnischen Landestheile des Königreichs Preussen, das Herzogthum Pommern — Leipzig: O.R. Reisland, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.26785#0519
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Statuten für das Jungfrauenkloster von Colberg. 1586.

501

liche bedeböker, na anwisinge des pastoris habben
und darinne alle dage in eren cellen, ock in der
kergken vlitig lesen und studeren und also wie
besondere geistliche personen gade ehrem herrn
recht dienen.
Wente even darum und darto ist dise ein-
same stille und rowsame jungfrouenstand vornem-
lich angerichtet und verordenet, wert ock vom
apostel Paulo 1. Cor. 7. hochgerohmet und to-
gelaten, nicht um guder, sachter, rawsamer dage,
noch wegen des ledigganges, sondern dat men
darinne mehr gelegenheit und bequemicheit hedde
tom gebede und gades wort to lesende und to
studerende.
II.
Tom andern schall eine jeder jungfruwe die
verordente priorisse nebenst den andern oldesten
in allen eheren holden, sich nicht mutwillig und
halsterrig wedder se uplegen, sondern jegen de-
sulve sich demodigen, sich gerne underwisen laten,
strafen und vermanen laten, ehr gerne horgken
und gehorsam sin, wo S. Peter am 1. cap. 5 in-
sonderheit den jungen ernstlich befehlet.
III.
Tom drudden sick nicht under einander als
giftige worme schelden, zanken und flöken, lestern,
haten und verfolgen, sondern alss schwestern in
einer versamlinge fin fredsam in leve und einicheit
bei einander leven und wohnen. So eine von der
andern belediget werd, schall se sick sulvest nicht
wregken, noch mit der mund edder mit der dat,
sondern idt vor der verordenten priorissen klagen
und scholen sich vor derselvigen bald vorbidden.
Sie scholen ock nicht als wilde apen up dem
klosterhave edder ut einer celle in die ander vor
alle porten des dages etliche mal ahne drengende
not und redliche orsake untuchtig, wilde unvor-
schemet umher lopen, hier und daer utkapen,
sonder eine jeder schall in erer celle inholden
und binnen klosters ein erbar tuchtig und stille
wesend füren, ock eine der andern mit tucht un
ehrbarkeit, ock allerlei guden seeden ein gut
exempel geven, darmit sie sich sulvest und der
ganzen samlinge nicht ein böse, sondern eine
gude ehrlike narede maken binnen und buten
closters.
Se scholen sick ock verdragen, up dat ehre
uneinicheit nicht buten klosters gesprenget werde ;
so se sick overst vor der priorissen nicht konnen
noch willen verdragen, so scholen der superinten-
dens, prawest und closterpastor darto geordnet
werden , nademe die sake wichtig ist. Die sick
overst nicht will raden noch seggen laten, sondern
mit giftigen schelden und lasterende jummer
halstarrig vortfahret, de schall ehrer prövene ver-

fallen sin, bedt dat se sick mit ehrem wedder-
parte wedderum versonet oder verdraget.
IIII.
Tom vierden will idt sich ock gebören, dat
die jungfruwen als geistliche einsame personen
allen overherigen weltliken lichtfertigen schmuck
in klederen aflegen und sich aller weltlichen
pracht entholden und einer freinen demodigen
ehrliken closterliken jungfrouendracht beflitigen,
doch nicht up papistisch weise und ut papistischem
erdohm und falscher andacht, sondern sick als
sustern einer samlinge den andern closterjung-
frouen in solcher kledinge und dracht gleichformig
maken, als nu to disen tiden in disem kloster
na verordeninge gutdunken und bewilligunge der
overicheit und der oldesten jungfrouen gebruklich
ist, darmit die eine der anderen kein exempel,
orsake und anreitzung geve to einer nien welt-
ligen und leichtferdigen dracht.
In summa: eine godtsalige klosterjungfrow
schall sich nicht der werlt, sondern ehrem leven
brüdegam Jesu Christo zieren und schmuken in
einem rechten reinem gelowen und in warer jung-
frowlicher kuscheit mit erbarheit und in allen
dögenden, dat sie hilig si beide am live und am
geiste, wo sanct Paulus leret 1. Cor. 7.
V.
Tom vofften scholen sie ock nene beruchtigede
und unehrlige, schendliche und untuchtige mans-
oder frouen- und megdepersonen, ock keine junge
gesellen to sick laten ut und in ghan oder die nacht
mit ehn sitten, nicht mit solken vele to donde
hebben, sondern sick derselven mit allem vlite
entschlaen, nicht alleine vele verdechticheit, son-
dern ock grote fähr to vormiedende, wente Sirach
sprickt: Wer pick anröret, der beschmittet sick.
VI.
Idt schall ock keine jungfrow to der proven
gestadet werden, edder die entfangen, se residire
den im kloster to Colberg; hirvan ist niemands
utgenamen. So eine jungfraw entweder in der
stadt not halven eine nacht edder etliche buten
klosters schlapen und bi ehren oldern und frunden
sin, edder irgent ut der stadt to ehren frunden
edder sonst um billiger orsaken halven verreisen
wolde, so schall sie ersten solkes der priorissen
antogen nevenst den andern jungfrouen, wente idt
schall und mut ja ock in klöstern ein ordentlich
regiment, gehorsam und fruchte sin und ge-
holden werden, darmit nicht ein jeder dho wat ehm
gelevet, und also entlich ein unordentlich wueste
und ergerlich wesen darut erwasssen möge. Und
wert hirmit der priorissen uperlegt, vlitig upsicht
 
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