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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (4. Band): Das Herzogthum Preussen, Polen, die ehemals polnischen Landestheile des Königreichs Preussen, das Herzogthum Pommern — Leipzig: O.R. Reisland, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.26785#0557
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Visitations-Abschied für Stolp von 1590.

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werden, wan er in sein amt tritt, uberliefern
und wann er abtritt oder vorstirbet, wiederum ab-
furdern, die register fleissig und ordentlich halten,
in denselben von jahr zu jahren, erstlich von
eckern, wiesen, garten und andern unbeweglichen
gutem, hernaher von den haubtsummen alles nach
ordnung der matricul und zuletzt die extraordi-
nari einkunft als von leuten, begrebnussen u. dergl.
mit den summi latorum et summarum ausschriben
und widerum erstlich was ordinarie auf der
kirchen und schuldiener besoldung und darnach
was in das geben der kirchen oder sonsten extra-
ordinarie notwend ich gewandt mit allen umstenden
und summis fleissig vorzeichnen, wan jeder jahr
vorlaufen, die ausgabe von der einname abzien,
den restan in des folgenden jares registers anfang
bringen. Also von jahr zu jahr die register
schleissen und auf Martini i. f. g. landvoigte prae-
posito und etzliche aus dem rate richtige rech-
nung thun, wen solches geschehen, und nicht ehe
sollen die vorsteher deswegen quiteret oder vom
amte erlaubt werden.
Kirchengebeu.
Weil och das chor in der kirchen unsauber
und fast einem viehestalle gleich, als sollen die
vorsteher solches mit ordentlichen benken, darauf
die schueler mit den preceptorn notturftiglich
sitzen konnen und mit guten pflaster vorsehen, die
kirche auch selber, wan die schulde bezalet,
ausweissen und zierlich vorfertigen lassen.
Voreusserung der kirchenguter.
Und zuletzt sollen sie ohne hochdrengende
nodt oder merklichen der kirchen nutz auch ohn
des consistorii bewilligung keine guter von der-
selben vereussern, besweren, sondern vielmehr die-
selbigen nach vormuge bessern und vormehren.
Klinckow und Kublitz
Hierin so weil wegen der einkunfte aus den
dorfern Klinckow und Kublitz zwischen den pre-
digern irrungen eingefallen, als ist die sache, das
der pfarher aus Klinckow die fallende 10 scheffel
und aus Cublitz 18 scheffel, er .Jochimus aber da-
selbst den übrigen roggen und alle accidentia
allein jarlich haben und heben soll, dahin vor-
glichen, wan aber beide kaplane in kunftiger zeit
zuglich Cublitz warten komen und wolten, alsdan
sollen die einkunfte an accidentien sowol als Mis-
korne jdoch das der pastor zuvoraus die gemelten
11 scheffel nehme, unter sie getheilet werden, so
auch in itzigen etzlich miskorne jarlich nicht aus-
kommen wurde, sollen desto weniger nichts der
pfarher und er Dionisius Jochimus das ubrige
ihme selbst zum besten einzumahnen haben.

Schuele.
Die schuele betreffende weil ein radt wieder
die kirchenordnung und die visitation errinnerg
diesen itzigen schulmeister Ludolfum Rolevinclum
ohne vorwissen des pastors voceret und ehe er
zuvor von superintendente oder praeposito exami-
niret, denselben auch die testimonialia seines
vorigen vorhaltens gezeiget, introduciret, ob er
woll im examine hernacher zimlich befunden, dan-
noch so er zwischen diese und Michaelis seines
und sonderlich an der schuelen zu Soltwedel er-
lichen vorhaltens von dem consistorio zu Berlin
besigelte bezeuchnus nicht einbringet auch der
kirchen und visitation ordnung sich nicht under-
worfen wird, soll er hiemit erlobet sein und ein
ander an desselben stadt angenommen werden,
sonst sell der schulmeister und schulgesellen nach
eines jedren schueler vorstande und vormugen mit
der lehre und disziplin sich bequemen, dieselbe
zur furcht und erkenntnus gottes auch guter aus-
rede halten mit uberflussigen lehrn und wenich
nutzbaren lectionibus nicht beladen, die praecepta
nicht durch glossen, sondern exempla erlernen, in
denselben keine übrige zeit wegbringen, sondern
die jugent zu dem gebrauch der regulen und stili
mit allem fleiss gewenen, alle zucht und erbar-
keit auch gute in dieselben pflanzen und der christ-
lichen kirchen sowol dem weltlichen und haus-
regiment nutzlich und bequeme machen.
Insonderheit aber, damit die jugend stets und
unvorhindert bei den studiis bleibe, soll des
morgens um 8 und nach mittage um 2 uhr die-
selbe nicht erleubet, sondern des sommers von
6—9 und nachmittags von 1—3 uhrn, des winters
aber von 7—10, ingleichen von 12—3 uhrn nach
mittage continue in der schuelen und lehre auf-
gehalten werden, die übrige zeit bis mittage und
abende sollen die privati preceptores und paeda-
gogi mit den repetitionibus lectionum vollenden,
auch sollen die knaben nicht des montags, son-
dern am mittwoche des nachmittages erleubet
werden, zu deme ende dan auch die brautsuppen
abgeschaffet und an dero statt von jeder braut-
missen soll 1 thlr., dem cantor davon die helfte
und den andern collegis die ander helfte, ihm-
glichen dem organisten ein halb thlr., wen er
schliet, hiemit vorordent sein.
Damit auch der armen jugend nicht vorgessen
werde, sollen die praeceptores mit rat des prae-
positi eine currenden anrichten, die auf das
fleissigste mit guter ordnung bestellet und stets
underhalten, wie dan auch die prediger im ge-
meine gebede fur die schuelen bitten, von schuelen
die zuhorer oft erinnern und das ein jeder seine
kinder darzu halte, arme schueler gerne herberge
und die almosen mittheilen, aus gottes worte vor-
manen und erhalten sollen.

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