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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (4. Band): Das Herzogthum Preussen, Polen, die ehemals polnischen Landestheile des Königreichs Preussen, das Herzogthum Pommern — Leipzig: O.R. Reisland, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.26785#0558
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540

Das Herzogthum Pommern.


Zudem will fast uberall das nicht von den
kirchen, sondern vom rathause oder den knaben
die schuele mit notturftigen holze versehen, die
kirche alhie unvormugen als sollen die kirchen
vorsteher alleine den vorschub thuen, wan es ein
jar zum wolfeilgsten das holz einkaufen an einen
sichern ort bis winterzeit vorwaren, ratsam aus-
teilen und [ein unleserliches wort] von jedrem
knaben 8 sch. bezahlen nehmen.
Imglichen seintemal viel daran gelegen, das
die knaben von jugend auf zu einer guten hand
zu schriben gewehnet werden, damit man auch
keiner besonder schreibschuelen benotiget als soll
jederzeit einer von den infimis praeceptoribus, der
eine gute lesliche canzleihand schreibet, hinfort
bestellet werden.
Und weil dan gemeinem besten an den
schuelen zum hochsten gelegen, als sollen zweine
gelarte vorstendige menner, die alle halbe jahr
auf ostern und Michaelis mit dem praeposito und

andern predigern die schuele visitern, examinern
und repetitiones dero in vorschenen halben jahre
vorgelesenen lectionen lassen halten, die knaben
nach ihrer geschicklichkeit in die classes vor-
setzen , wie es mit den lectionen, cathechismo,
gramatica, exercitiis latinae linguae, disciplin, der
schuldiener lebenwandel und aller notturft ge-
wandt fleissige nachfrage haben und so etwas
mangelt, bessern oder abschaffen aus dem rate
als inspectores scholae verordnet werden.
Zuletzt soll ein rat (wie sie es dan auch
vorhaben), das die schuele mit rat eines vor-
stendigen meuermeisters auf das erste mit zweine
lectoriis und für die praeceptoren notturftige stuben
und cammern zu der gemeine stadt besten er-
baut werde, die vorsehung thuen.
Decretum Stolp am 7. augusti anno 1590.
Fürstliche Stettinsche vorordente general visitatorn.
Johannes Cogolorus D. Jacobus Faber D.
Johan Grim D.

Stralsund.
Litteratur: Fabricius, Die Achtundvierzig. Erste Abtheilung: Die Einführung der
Kirchenverbesserung. Stralsund 1835; Barthold, Gesch. von Rügen und Pommern II, 2
(Hamburg 1845), S. 136 ff.; Ziemssen, Urkundliche Nachweisung des Grundes der Eigenthüm-
lichkeit der evang.-luther. Kirchenverfassung der Stadt Stralsund. Stralsund 1856; Branden-
burg, Gesch. des Magistrates der Stadt Stralsund. Stralsund 1837; Fock, Rügen-Pommersche
Geschichten V (Leipzig 1868), S. 120 ff., 430 ff.; Mohnike u. Zober, Stralsund. Chroniken. Stral-
sund 1833; Zober, Gesch. des Strals. Gymnasiums I u. II; Beitr. zur Gesch. Pommerns 1898;
Bahlow, Johann Knipstro. Halle 1898. S. 12, 29, 30, 32; Wehrmann, Zur Reformations-
geschichte Stralsunds, in Pommersche Jahrbücher. 6. Bd. 1905. S. 51 ff.; Danck, Beitr. zur
Gesch. des Strals. Schulwesens vor 1560 (Strals. Progr. 1899).
Archive: St.-A. Stettin; Städt. u. Pfarr-Archiv Stralsund.
Stralsund behauptete im Herzogthum Pommern eine ziemliche Selbständigkeit in kirch-
lichen Dingen. Es ging unabhängig von der Landesobrigkeit in der Einführung der Reformation
vor. Über die ersten Anfänge (Christian Ketelhodt) vgl. Barthold, a. a. O. S. 138, 152 ff.,
183 ff.; Fock, a. a. O. V, S. 120 ff., 157 ff., 216 ff.; zu den Daten Fock, V, S. 430 ff., und
neuerdings vor Allem Wehrmann, a. a. O. S. 68 ff. Schon 1525 wurde die erste Kirchen-
ordnung aufgerichtet.
Der Rath und die Achtundvierzig beauftragten Johann Aepinus mit der Abfassung der
Kirchen- und Schulordnung. Der Entwurf des Aepinus fand Billigung, und am 5. November
1525 wurde die neue „Kirchen- und Schul-Ordnung tom Sunde“ in Übereinstimmung mit der
Bürgerschaft publizirt.
Mit dem Einführungsdekret vom 5. November 1525 ist sie aus dem im Raths-Archiv
befindlichen Volumen „Ecclesiastica I“ abgedruckt in Strals. Chroniken I, S. 278 ff. Der genaue
Titel lautet: „Dit is de Ordeninge de hir tom Sunde is upgerichtet van einem ersamen Rat
und den Achtundvertigen anno 1525, dorch Johannem Aepinum vorvatet, und Johann Senge-
 
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