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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (4. Band): Das Herzogthum Preussen, Polen, die ehemals polnischen Landestheile des Königreichs Preussen, das Herzogthum Pommern — Leipzig: O.R. Reisland, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.26785#0563
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Stralsunder Kirchen- und Schulordnung von 1525.

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beddelen tolaten. So averst ener des bedelsackes
gewahnt, de bedelie nicht angeven wolde, un sick
nicht laten benögen an deme, dar de andern
armen lüde werden erholden, denn schall man
unfründlich hinwegwisen [al. schal men en fründ-
liken hinweg wisen].
42) Dit is noth un behof, dat de nonnen,
dewilen se im kloster, werden versorget mit enem
prediger, de en ut dem worde gades lehre enen
rechten grund erer sehlen selicheit.
43) Twe stücke sind , dar een christendhom
inne besteit: dat man gades wort höre un dem
gelove, un sinen nächsten leve.
44) Der prediger amt is, dat se gades wort
luter und rein predigen; der weltlicken overich-
heit behört, ordentlick to ordnen, dat christlicke
leve un eindrächtigkeit geholden warde, un dat
verwenden, dat uns gades wort vorhält, un dat
verhinderen, ja gestrafet werde, dat dorch gades
wort verbaden ward.
45) Darum schall de overicheit, so se gades
wort lehrt, erfördern un mit ernst darnach denken,
dat, de wedder gades wort freventlich handeln,
alse apenbare gades un des evangelii lästerer, wo
in krögen hier wohl geschüt, darumme de wert
mit dem gaste, item ehebrecker, horenjäger, vull-
süper, freveler, de eren negesten beschädigen mit
gewalt edder falschem handel un derglicken, mit
billiger strafe gestrafet werden.
46) Dar mot averigheit ohne scherz, so leef
ehr is ehrer seelen selicheit, to gedenken, dat de
horenküffen verstöret warden , de ahne twivel de
heiden unter sick nicht leden, un de losen wiver
to enem christlicken leven also führen effte driven,
edder, so se sick nicht beteren willen, to der stadt
henutjagen, horen und boven tosamende.
47) De anderen, de ahne den biligen ehe-
stand tosamen leven, sind nicht to liden, so lange,
dat se sick [tosamen] verehlicken.
48) Wowol ahne vorkörtinge gades wortes
und willens in disen artickeln nicht wol wat na-
gelaten kann werden: doch scholen se, na mehrer
und beterer underwisinge, gades wortes to vor-
beteren, alle tidt fri gestellet sin.
49) Were ock wol binnen diser stadt ge-
bedes edder darbuten — he si geistlich genannt
edder leie — deme dise ordeninge, wo baven ge-
schreven, mishagede, un se gedachte mit göttlicker
schrift antofechten un gar nedder to legen im
dehle: densulvigen schall fri und seker geleide,

aff und to toreisen diser sacken halven, gegeven,
[un he] von uns broderlick entfangen werden, un
christlicke antwort mit gades hülpe entfangen.
50) So sick — idt weren möncke edder
papen — in diser stadt ertögen, den dise ordninge
gevele, und de dem göttlickem worde begehrden
antohangen, ock christlick to leven un sick mit
gade un ehren gedachten to ernehren, darto
börgerlicke beschweringe naberlick dregen, un
diser stadt börgerschop begehrden: schall [id] enen
nennerlei wise gewehret noch geweigert werden;
idt were dann sacke, [dat] se sülcke sticke bi
sick hedden, welckem mit vlite schall nhagefraget
werden, dadorch dise stadt erenthalven in schaden
mögte fallen; denne scholden se unnode werden
vergönnet.
51) Idt begeven sick ock vele ergernisse un
twistinge dorch affschowunge und verführung der
schwachen von wegen etlicker möncke un papen,
beneven dem gottlicken worde; darumme schall
neu pape effte möncke bi uns hemelicken — wo
bethero gnoch geschehen is — in karcken, klöstern,
hüsern, böden edder kellern misse holden, vigilien
lesen, bicht hören, solt und water, spiese, palm
und kruth wiehen, dat volk dorch vorföhrische
reden van der warheit trecken, gades wort lästern,
dise ordninge schelden, up de döper mit vorsam-
linge lopen un erem anhange misse singen un
lesen. So jemand der mönnicken un papen, börger
edder inwahner diser stadt daräver befunden, de
partie to versamlinge, to uprohr und twedracht
langende, makede, up de dörper töge (enes jeden
redlicke werff utgeschlaten), un sick an gades wort
nicht genögen lete, idt höhnede und lästerde, ock
up de misse, de bi uns geholden ward, schulde:
will ein ersam rath — unangesehen hoch edder
side, rick edder arm, frou edder mann, jung
edder old, den gast mit dem werte — ernstlicken
na gelegenheit der sacke strafen un bote up-
legen, up dat ein ander een exempel van nehme,
un sodanes vortan vorblive.
Dit vorgeschreven alltosamende is van enem
ersamen rade un den acht un vertigen samt der
ganzen gemene ingeghan un gewilliget, so dat se
dem ernstlick un unvorhindert in bestem na allem
vermögen mit gades hülpe willen folgen un genoch
dhon; up dat uprohr un twedracht upgehaven
werde, frede un einicheit erwasse, to ener bete-
ringe unser aller, vormehringe der broderlicken
leve un upholdinge des evangelii Jesu Christi; —
deme si loff und ehre in ewicheit! Amen.

105. Stralsunder Kirchen- und Schulordnung, Publications-Befehldes Rathes im Nov. 1525.
[Aus Stralsunder Chroniken I, S. 288.]
Dewile denne diser tidt, gade gedanket! dat lichte gedrungen, und dat ein jeder na sinem
hilige evangelium und sin heilsame wort fort gefalle datsülve under einem geistliken und christ-
Sehling, Kirchenordnungen. IV. 69
 
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