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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (4. Band): Das Herzogthum Preussen, Polen, die ehemals polnischen Landestheile des Königreichs Preussen, das Herzogthum Pommern — Leipzig: O.R. Reisland, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.26785#0565
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Anhang zur Stralsunder Kirchen- und Schulordnung von 1525. Nach 1528.

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106. Anhang znr Stralsunder Kirchen- und Schulordnung vom J. 1525. Nach 1528.
[Aus Stralsunder Chroniken I, S. 291.]

Dat und wowol wi borgermeister unde rat-
manne diser loff licken stadt Stralsund mit ein-
helliger bewilligung unser gemeinen borgerschop
eine christlicke ordeninge to denste deme hiligen
evangelio christlicker leve, tucht unde einicheit
vor etlicken varruckeden jaren upgerichtet und
der ock — so vele ummers mögelick — nagelevet,
unde nu doch befunden wert, dat etlicke artickel
darinne remedia und declarationes van nöden: so
willen wi densulven hirmit nafolgender gestalt ere
mathe und musteringe gegeven hebben, jedoch
mit deme bedinge, wo in der gemelten ordeninge
und sust allewege van uns vorgewendet, dat unse
ordeninge nicht lenger denne to der tidt eine
andere van den stenden des hiligen rikes, ut und
na gothlicker schrift bedacht, utgeschreven und
toholdende belevet werd, duren schöle; worumme
wi ock van den ceremonien (alse wol van unsen
binaberen unde frunden gedan) noch keine orde-
ninge upgerichtet, sunder wo de bether bi uns na
anneminge dersulven ordinancie in gebruck ge-
wesen , holden willen; ock vornemlick hirumme,
dat in den keine salicheit gelegen, sunder ein
wilkarlick dink is, so ferne se der hiligen geschrift
nicht wedderstreven, willen dat up gelegene tidt
na rade der predicanten den ceremonien, inholt
der schrift, ock ere mathe geven.
Unde alse idt nu tome ersten an besol-
dinge der scholendenre gemangelt, willen
wi deme artickel hirmit geholpen hebben, dat de
overste regente der scholen schal gelicke porcie
mit den, so in der armen scholer broderschop sin,
hebben; jdoch wes he also van den broderschoppen
bort, und em dorch affsterven der broder van
tiden to tiden towasset, schal in sinem togesechtem
solde affgekortet werden, darmit der armenkaste
vorlichtet. Averst wenner alle broder darut vor-
storven, schal alle hovetstoel unde inkummest in
der armen kasten to besoldinge der scholendenre
fallen, unde de anderen denre der scholen, erer
besoldinge ut der gedachten gemeinen kasten bet
to varberorder tidt, alse des mit en avereingekamen
gewarden.
Tom anderen, wes der gemeine kasten tor
inneminge togeordent, dar bi schal idt bliven, ut-
genamen de parrekarken und alle hospitalia binnen
unde buten der stadt moten bi der administracion
und vorstande erer vorstender uppet olde bliven
mit eren renten und tinsen to upholdinge der
buwete und utrichtinge des jarlicken liffgedinges;
to deme scholen se de hevinge der tiden to be-
soldinge der predicanten ock beholden, et were
denne, dat en na erer rekenschop, de se ock alle
jar under sick klerlick don scholen, etwes to-

lepe; dat scholen se in den gemeinen kasten vor-
reken bi eren eden unde plichten.
Desgelicken scholen alle kumpanien und amte
don bauen, dat se sust lange na der ordeninge
van elemosinen, want, speck unde schogelde und
sust van deme, wes in gades ere gekert, gedan
hebben, alse allent, wes se bauen erer kum-
panige und amts notturft na beschener rekenschop
aver beholden, in den schatkasten fleten laten;
alles bi erer vorwantnisse, plichten unde gebar-
licker strafe.
Item de tinse unde renten des kalandes, ock
der anderen broderschoppen, scholen na affsterven
der besitter ock in den gemeinen kasten den
armen und, im falle der noeth, deme gemeinen
gude mede tome besten, und nicht up de anderen
kalandesherren fallen.
Tome drudden de beneficia belangende, so
bether de gemeine kaste nicht angewardet, schal
idt dise meininge hebben, dat desulven na aff-
sterven der besitter mit den pechten und renten
scholen in den kasten fallen, und nicht wovor
vorliget werden und so ferne etlicke hovetstöle
affgeloset, scholen desulven dorch de patronen mit
meteweten der kastenherren wedder angelecht
werden, und de patronen bi erer lenware aller
olden herlicheit, rechticheit, richte und denste
bliven; jdoch also, dat de bure dorch ere velheit
mit denste unde bröke bauen recht nicht bestuert
und vorschwecket, so dat de pechte unvorhindert
utkamen mögen; bi vorlust erer lenwhare, darup
wi gut insehend mede willen hebben.
Ock scholen und mögen de patronen in craft
erer patronschop ere lene to XXX fl. to und
nicht hoger einem jungen gesellen erer fruntschop,
de gefunden van vorstande und guder toneginge
to studeren, wen desulve van hir in univerteten
gesandt schal werden, vor eineme anderen etlicke
jar lank vorlenen, sin studium fruchtdrechtlick
to vullenfurende. Aver dewile solck einer alhir
tor scholen geit edder wedder anheimisch ut deme
studio kumt, schal he solcker lene boringe nicht
lenger hebben; sunder de böringe schal imme
kasten vor de armen und ander notturft bliven.
So aver de patronen in erer fruntschop kemande
to studeren schicket unde geneget hedden, so
scholen solcke lene edder stipendia anderen
borgerkinderen , welche tome studio bequem uud
geneget, mit willen der patronen und rade der
kastenverweser, up frunlick und borlick ansoken,
nicht geweigert; darmit de borgerkinder der ge-
meinen stadt tom besten in guden kunsten und
spraken ertagen werden mögen.
Welck aver von solcken studenten unardich

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