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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (5. Band): Livland, Estland, Kurland, Mecklenburg, Freie Reichsstadt Lübeck mit Landgebiet und Gemeinschaftsamt Bergedorf, das Herzogthum Lauenburg mit dem Lande Hadeln, Hamburg mit Landgebiet — Leipzig: O.R. Reisland, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.27083#0074
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58

Kurland.

lichs superintendentisch oder aufsehentlich amt
könne fürerst vertrauet und bevohlen werden, bis
mit göttlicher hülf alles zimlicher masse ins werck
gerichtet und wir der notturft nach mehr denn
einen superattendenten in unserm herzogthum
bestellen und an die örter, damit diesem heil-
wertigen handel desto fleissiger, bequemer und
ohne jennigerlei verhindernus gedienet werde,
gebürlicher weise verordnen mügen.
Derselbe solte sein residenz fast mitten im
fürstenthum auf der besten pfarren einer, nemlich
Mitau oder Bowscho haben, die derwegen so viel
mehr provisionirt, dotirt und bewidtmet sein
müste, das er neben dem lehramte in seinem
kirchspil die beschwerliche sorgfeltigkeit der in-
spection und aufsicht uberal ohne andere ver-
hinderung und mühe ausstehen und tragen könne.
Er sol auch hiemit sein geistlich regiment
und gebürliche jurisdiction in allen geistlichen
kirchensachen unverhindert bestetigt haben, be-
halten und führen, das die jurisdictio nach gottes
wort regulirt und nach aller notturft im lehramt
ungeseumt ohne jemands eindrang oder ansehent,
alleine zu gottes ehren, der kirchen bauung und
besserung für und für exercirt und unnachlessig
exequirt werde. Als hernach in unser kirchen -
ordnung der unterricht de potestate clauium, die
allein stehet im predigamt des worts und ver-
reichung der heiligen sacramenten, desgleichen in
der geistlichen disciplin und kirchen jurisdiction
oder der wiederspennigen, mutwilligen und un-
gehorsamen excommunication ausweisen wird.
Und ob wol einer jeden herscliaft, die das :
leben an den kirchen haben, ihrer autoritet und
herligkeit noch stets frei gelassen werden sol,
gelarte und gottselige menner, so sich zu unser
evangelischen religion und augspurgischen con-
fesso bekennen und der sprachen erfahren sein,
zum gottesdienste anzunemen, dennoch sol gleich-
wol niemand hernachmals ohne des superatten-
denten suffragium vorwissen, willen und zulas
zum kirchendienst bestalt, darin volnkomlich ge-
setzet und bestetigt, besonder ihm alzeit, fürnem-
lich wenn unbekante, junge, unerfarne oder un-
geordenirte personen verhanden, angekündiget
und sowohl der vocation bewilligung als anderer
wichtiger ursachen halben von einer jedern kirchen
herscliaft und vorstendern praesentirt werden, wie
solchs auch klerlich im artickel von der intro-
duction und der pastorn enturlaubung in folgender
kirchenordnung repetirt und deutlich verkleret wird.
Sein inspectio sol gerichtet sein auf die gött-
liche lehr und christliche ceremonien, auf alle
pastorn, pfarhern, prediger, kirchendiener und
allerlei zuhörer des worts, wes standes und gradus
unter deutschen und undeutschen sie auch in
eines jedern district oder kirchspil besitzlich sein

mügen, das es zu allen zeiten in der lehr und
ceremonien, gottseligem und wolgefelligem leben,
zugleich unter predigern und pfarleuten in allen
örtern und stedten, christlich, zierlich und ordent-
lich nach unser publicirten kirchenordnung zugehe
und alle zwispaltung der religion und ergernus
des eusserlichen wandels, ungespartes fleisses ver-
meidet oder ernstlich sine cuiusque personae respectu
gestrafet werden.
Es mus auch der herr superintendens alle
jar oder je zum wenigsten um das ander jar ein
mahl die andern kirchspils kirchen des ganzen
fürstenthums visitirn und besuchen oder einen
generalem oder particularem synodum aufschreiben
und, wenns nötig, an einem gelegen, bequemen
orte im lande celebrin, das also gefüglich die
rechten, wahren ornamenta ecclesiae, das ist reinig-
keit der lehr und eintracht der prediger und
zuhörer erhalten werden. Da aber der super-
intendens aus schwacheit verhindert, müste ein
ander von den fürnemsten theologis oder eltisten
predigern an seine stat der visitation zugeordnet
werden.
In welchem alle, die andere pfarherren und
kirchendiener unserm superintendenten als ihrem
obersten herrn seniorn und fürgesetzten aufseher
in allen religion und billichen sachen, sonderlich
wenn sie convocirt und zu synoden oder sonst
verschrieben, gutwilliglich gehorsam, auch reverenz
unn erbietung erzeigen und beweisen sollen, wie
denn Hebre. 13 geschrieben stehet: Obdite prae-
positis vestris, gehorchet euern vorstehern und
lehrern, denn sie wachen uber euere seelen, als
die da rechenschaft dafür gehen sollen, auf das sie
es mit freuden thun und nicht mit seufzen, denn
das ist euch auch nicht gut. Betet für uns etc.
Caput VIII.
Von pastorn, pfarherrn und kirchen -
dienern verordnung, wie damit die
kirchen müssen notturftig bestalt und
besetzt werden.
In einer jeden alten hauptkirchen dieses
fürstenthums mus ein pfarherr, der da deutsch
predige, und denn ein capellan oder predicante
für die undeutschen gehalten werden.
Zu lande aber auf den gemeinen veldkirchen
kan nur ein prediger sein, der beide für junckern
und den deutschen deutsch predige und darnach
für die undeutschen auch auf ihre sprache ein
sermon thu, es weer denn, das die kirchen des
vermügens, das man einen capellan dabei halten
könte oder einen jungen gesellen im lehramte
hette, der dem pastorn hülf erzeigte, und danach,
wenn er zimlich exercirt, in eine besondere kirche
gefürdert und gesetzet werden möchte.
 
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