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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (5. Band): Livland, Estland, Kurland, Mecklenburg, Freie Reichsstadt Lübeck mit Landgebiet und Gemeinschaftsamt Bergedorf, das Herzogthum Lauenburg mit dem Lande Hadeln, Hamburg mit Landgebiet — Leipzig: O.R. Reisland, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.27083#0080
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Kurland.

untereinander lieben und aus rechter eiveriger
danckbarkeit, quae veritatis simul et institiae leges
complectitur, gott geben, was gottes ist, und dem
keiser oder der gebürlichen obrigkeit geben, was
ihr ist, Matth. 23, Roma 13. Darum sollen die
christen unbeschwert sein nach fürgeschriebener
constitution, verordnung und gemeiner bewilligung,
gerne das jennige zu entrichten und darzureichen,
wes ihnen nicht allein von rechtes wegen gehören
wil, besonder so viel nach vermüge immer mög-
lich sein kan, aus einem freiwilligen gemüthe in
die ehre gottes keren, kirchen und schulen zu
bauen, das predigamt zuerhalten, arme schulkinder
nottürftig zu versorgen und der armuth allent-
halben zu hülfe komen, das gebeut gott allent-
halben, wie er denn von der unterhaltung des
gotsdienstes redet Deut. 25, 1. Cor. 9: Du solt
dem ochsen das maul nicht verbinden, der da
dreschet. Und Gal. 6: Der aber unterrichtet
wird mit dem worte, der theile mit allerlei gutes
dem, der ihn unterrichtet, nolite errare, deus
non irridetur. Irret nicht, denn gott lesset sich
nicht spotten, denn was der mensch seet, das
wird er meien. Und Syrach cap. 35 spricht aus
dem 23. exodi also: Du solt nicht leer für dem
herrn erscheinen, des gerechten opfer machet den
altar reich, und sein geruch ist süsse für dem
höchsten, des gerechten opfer ist angeneme und
desselben wird nümmer vergessen.
Gib gott seine ehre mit frölichen augen und
deine erstling ohne allen feil.
Was du gibst, das gib gerne, und heilige
deinen zehenden, gib dem höchsten, nachdem er
dir bescheret hat, und was deine hand vermag,
das gib mit frölichen augen, denn der herr, der
ein vergelter ist, wird dirs siebenfaltig vergelten.
Verstümpfele deine gabe nicht, denn es ist
nicht angeneme, suche nicht vorteil, wenn du
opfern solt, denn der herr ist ein recher, und
für ihm gilt kein ansehen der person.
Was auch für reichen segen den gottfürch-
tigen verheischen und wiederum für schrecklichen
fluch den gottes verechtern gedreuet, ist uber-
flüssig aus dem 6. Levitici und 28. Deut., 12. Jerem.
und ersten Agggaei angekündigt. Und Mala. 3.
spricht gott: Aber die gottfürchtigen trösten sich
unter einander also: Der herr merkts und hörts,
und ist für ihm ein denkzetel geschrieben für
die so den herrn fürchten und an seinen namen
gedenken; sie sollen (so spricht der herr Zebaoth)
des tags, denn ich wil machen, mein eigenthum
sein, und ich wil ihrer verschonen, wie ein man
seines sohns schonet, der ihme dienet, und ihr
sollet dagegen wiederum sehen, was für ein unter-
scheid sei zwischen dem gerechten und gottlosen,
und zwischen deme, der gott dienet, und deme,
der im nicht dienet. Derselbigen meinung ist

auch Christus Lucae 11 : Qui non mecum, contra
me est, et qui non colligit mecum, dispergit. Wer
nicht mit mir ist, der ist wieder mich, und wer
nicht mit mir samlet, der verstreuet. Hie prediget
der prophet und sohn gottes vom ganzen gottes-
dienst, darnach sich jedermenniglich zurichten
wisse. Wie auch gott die werke der barmherzig-
keit belohnen werde, bezeuget Syrach am 4. capit.
Halt dich gegen die weisen wie ein vater, und
gegen ihre mütter wie ein hausherr, so wirst du sein
wie ein sohn des allerhöchsten, und er wird dich
lieber haben, denn dich deine mutter gehabt.
Zum sechsten und letzten. Sollen die frommen
christen vermeiden alle ergernus, der lehr und
des lebens, und alle verhindernus des rechten
gottesdiensts, wie die mügen genennet werden,
das man von allen corruptelen frei, keine ge-
meinschaft habe, mit den epicureern, pelagianern,
osiandristen, papisten, iesuitern, enthusiasteen
wiederteufern , calvinisten, sacramentirern, aller
andern schwermern, rotten und ketzern, sie zu keiner
gefatterschaft, kösten und kindtauf oder andern
christlichen geselschaften bitte oder lade. Tit. 3.
Einen ketzerischen menschen meide, wenn er ein
mal und abermal vermahnet ist, und wisse, das
ein solcher verkeret ist, und sündiget, als der
sich selbst verurtheilet hat. Und 2. Epistola
Iohan. So jemand zu euch kömt und bringet
diese lehre nicht, den nehmet nicht zu hause und
grüsset in auch nicht, denn wer ihn grüsset, machet
sich theilhaftig seiner bösen werke.
Das man auch je nicht muthwillig den kirchen-
dienst auf die fest, feier und sontage verseume,
und ohne ehaftige wichtige ursachen fürbei gehe,
wie von den undankbaren, geladenen gesten
Mat. 22., Lucae 14. geschrieben, das sie sich
ausserhalben dem falle der liebe und der dringen-
den not mutwilliglich entschüldiget haben. Darum
sollen wir des sontags keine weltliche hendel und
andere gewerbe fürnehmen mit reisen, jagen,
platzen, verschickung und molestirung des haus-
gesindes und armen paursmanne zu lande. Auch
selbst nicht mit unzeitlichen kösten, gestereien,
schlemmen und bancketieren, faulentzen, auf den
kirchhöfen und an andern örtern spacirn, uns
ergerlich halten und bei andern anstellen, viel
weniger unter der predigt oder zur zeit der mess,
zu gebranten und anderm wein oder bierkrügen
uns verfügen, oder unserm hausgesinde und unter-
thanen solchs zuthun gestatten, sondern ernstlich
uns mit den unsern dafür hüten und allen gast-
gebern, krügern, schenken und einem jedern
deutschen und undeutschen solchs mit angezeigter
straf verbieten lassen.
Des gleichen alle unzüchtige personen, örter,
heuser schendliche occasion und lesterige gelegen-
heit abschaffen und bei seiten thun, wie solchs
 
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