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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (5. Band): Livland, Estland, Kurland, Mecklenburg, Freie Reichsstadt Lübeck mit Landgebiet und Gemeinschaftsamt Bergedorf, das Herzogthum Lauenburg mit dem Lande Hadeln, Hamburg mit Landgebiet — Leipzig: O.R. Reisland, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.27083#0100
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Kurland.

Dar man die orgeln oder musica zugebrauchen
hat, sol gebürlicher und unterscheidlicher weise von
den cantoribus geordnet und bestellet werden, wie
denn geschrieben stehet: Laudate deum in chordis
et organis.
Das ander stück, von der beicht und
absolution.
Nicht alleine in den gemeinen teglichen deut-
schen und undeutschen predigten göttlichs worts,
sonder auch des sonnabends und alzeit in beicht-
sachen, sollen die christen aufs fleissigste unter-
richtet, das die rechte beicht mus anfenglich und
fürnemlich geschehen vor dem almechtigen und
alwissenden gott, der ein erkenner der herzen ist,
psalm 7., und die nieren nach eines jedern thun
prüfet, als denn der heilige Paulus vermanet
1. Corint. 11.: Ein jeder prüfe sich selbst, denn
dieser demütiger gehorsam, die sünde aus
dem gesetze zuerkennen, Roma. 3. und 7., und
zubekennen, psalm. 32., Job. 13., Proverb. 28.,
ist ein angenemer, wolgefelliger gottesdienst,
1. Johan. 1., den er auch alzeit von uns fürdert
und in die fünfte bitte des vater unsers gestellet
hat. Das wir ohne unterlas denken und sprechen
müssen. Herr, vergib uns unsere schulde, Matth. 6.
Darauf gehet denn die beicht des rates, wie
sie genennet, wenn man zur absolution und dem
heiligen hochwirdigen sacrament des warhaftigen,
gegenwertigen leibs und lebendigen bluts des
herrn gehen (welchs je billich, alle vierteil jars
zum wenigsten geschehen solte) und sich wirdigen
bereiten wil.
Diese beicht geschicht für dem priester am
gottes stadt, mit gewönlicher form und weise im
kleinen catechismo und anderswo den einfeltigen
zu gute, fürgeschrieben.
Wiewol kein besser und heilsamer beicht von
niemand mit David, Manasse und andern heiligen
gesprochen werden mag, als alleine, die aus einem
beengstigten und zuschlagenen herzen und einem
traurigen, betrübten geiste, so sich für des herrn
wort fürchtet, psalm. 51., Esaiae 66., des heim-
lichen leidens beschwerligkeit zugleich für gott
und dem beichtvater ausschüttet und eussert, nicht
aus zwang der bebstlichen ohrenbeicht, sonder aus
freiwilligem geiste und gemüte, wie sich denn
solcher beicht alle fromme christen ernstlich be-
fleissgen müssen, worvon der 32. psalm und
Lutherus Tomo. 1. fol. 63. et Tomo. 2. Iennen.
fol. 348. leret.
Diese beicht hat ihre sonderliche, ehaftige,
bewegliche ursachen, die einen jedern christen die
angebotene gnade, göttlicher, ewiger barmherzig-
keit nümmer zuverachten, bewegen sollen.
1. Praeceptum dei, gottes gebot und ernst-
licher wille Numeri 5. Confiteantur peccata, Lasse

sie ihre sünde bekennen. Joel. 2.: Convertimini
ad me ex toto corde, Bekeret euch von ganzem
herzen zu mir. Welche bekerung nicht geschehen
kan ohne erkentnuss und bekentnuss der sünde,
Roma. 7.
2. Promissiones dei, gottes zusage 1. Johan. 1.
So wir unsere sünde bekennen, so ist er treu und
gerecht, das er uns die sünde vergibt und reiniget
uns von aller untugent.
3. Finis confessionis, ipsa absolutio, das
ende und nützigkeit der beicht, welche ist die
evangelische absolutio, Matth. 16., Johan. 20., das
man zugleich auf erden und im himel die ver-
gebung der sünde gewis erlange.
4. Promissionis evangelii privata et specialis
annunciatio, des evangelii sonderliche verkündi-
gung, wenn uns der herr Christus mit dem stummen
und tauben uber die halb nimt, Marci 7., und
handelt mit uns sonderlich.
5. Universalis, promissionis evangelii appli-
catio. Das man sich für seine eigene privat person
die zusage des ganzen evangelii tröstlich und be-
stendig applicirn und zueignen könne, nach der
meinung Bernkardi.: Credere te oportet tibi re-
mitti, Du must gleuben, das dir die sünden ver-
geben seind. Und Paulus redet von solchem
glauben, Ro. 4.: Darum muss die gerechtigkeit
durch den glauben kommen, auf das sie sei aus
gnaden und die verheischung feste bleibe.
6. Consolatio conscientiae afflictae privata, der
trost eines beengstigten herzen und bekümmerten,
beklummen gewissens zur zeit der angst, anfechtung
und des heimlichen leidens, wie Lutherus zureden
pfleget. Wenn die conscientie not leidet, sonder-
licher felle und beschwerligkeit halben, das man
alsdenn nach Christi bevehl komme, und nach
seiner zusage, wenn man sich vertrauter weise unter-
redet und berathfraget, erquicken lasse, Matth. 11.
7. Confessio, die offentliche bekentnus des
glaubens gefürdert, Matth. 10., Roma. 10.: Wer
mich bekennet für den menschen, den wil ich
widerum bekennen für meinem himlischen vater.
Diese bekentnus geschicht in der beicht und
offentlicher geniessung der sacramenten.
8. Distributio meriti filii dei. Die austheilung
der mannicherlei art und weise göttlicher selig-
machenden gnade, als der von barmherzigkeit
reich ist, Roma. 10., Ephes. 2., und dieser mittel
kleiner, damit der erworben schatz seiner gnaden-
reichen barmherzigkeit angeboten und geschenket,
wil verseumet haben.
9. Obedientia ministerio debita. Der gehor-
sam schult, darmit ein jeder der heiligen christ-
lichen kirchen verpflichtet, das man mit dem aus-
setzigen sich dem priester erzeige, Lucae 17. Und
das heiligthum nicht für die hunde und die perlen
für die seue geworfen werden, Matth. 7.
 
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