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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (5. Band): Livland, Estland, Kurland, Mecklenburg, Freie Reichsstadt Lübeck mit Landgebiet und Gemeinschaftsamt Bergedorf, das Herzogthum Lauenburg mit dem Lande Hadeln, Hamburg mit Landgebiet — Leipzig: O.R. Reisland, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.27083#0103
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Kurländische Kirchenordnung von 1570.

87

evangelische absolutio folgen und den confitenten
mitgetheilet werden, welche sie mit gebögten knien
andechtig und demütig entfangen sollen.
Die forma der evangelischen absolutio ge-
schicht mit auflegung der hende und mit diesen
worten:
Auf solchen deinen glauben und bekentnus
nach dem bevehlich unsers herrn Jesu Christi
vergebe ich dir und spreche dich los von allen
deinen sünden, im namen des gottes des vaters
und des sohns und des heiligen geistes, amen.
Und darauf dis kurze gebet.
Der almechtige, warhaftige, barmherzige gott
und vater unsers herrn Jesu Christi, der dir um
seines sons willen die sünde vergeben hat, wolte
sich ferner uber dich erbarmen und gnediglich
vollenbringen, was angefangen ist zur ehre seines
allein heiligen namens und deiner seligkeit, amen.
Gehe hin im friede, dir geschehe nach deinem
glauben, amen.
Gleicher weise als des babstums winkelmes
und ohrenbeicht in allen evangelischen kirchen
abgetan ist, also wil es sich auch gebüren, das
die vom adel, so sich alter gewonheit nach ge-
meinlich in ihren höfen communicirn lassen, samt
ihrem hausgesinde, zur kirchen begeben, dar selbst
ihrem pastoren beichten und die sacramenta ent-
pfangen, denn darzu sein die kirchen erbauet, das
es betheuser sein sollen, darinne der gottesdienst
allzeit verrichtet, und dis hochwirdigste sacrament
ist zu dem ende gestiftet und eingesetzet, das es
eine communion sei, darinne dankbarlich des herrn
gedechtnus gehalten wird. Auch gibt es grosse
unordnunge und verhindernis des gemeinen gottes-
dienstes, wenn die pastores des sontages in die
höfe reisen sollen, dar man sonst der kirchen
warten mus, darum sol hernachmals kein kirchen-
diener zu solchem hofedienste gezwungen sein.
Wenn aber kranken und sonderliche ursachen ver
handen, als denn wird man amteshalben, der not
stehender gefahr und gelegenheit dienen müssen.
Das dritte stücke, von des sontags
metten.
Nach unser gewöntlichen Rijgischen kirchen -
ordnung fehet man des sontags an um sechsen,
winter und sommer zubeiern und zuleuten, wie
man es nennet, und wenn nach halbwege sieben
zusammen geleutet, alsdenn bereitet der custos
das altar, welchs allein zum gottesdienst und dem
hochwirdigen sacrament verordnet, weil sonst keine
andere oder mehr altare zugebrauchen, viel weniger
nach papistischer gewonheit zuvergönnen, zündet
auch an auf dem altar die beiden wachskerzen,
wie in diesen landen allzeit gebreuchlich, des-

gleichen auf der canzel zündet er an das dritte
licht, sonst sollen keine andere lichte bei hellem
tage von deutschen oder undeutschen ihrer ab-
göttischen gewonheit nach gebraucht oder gestattet
werden.
Mitlerzeit werden der metten ceremonien an-
gefangen mit der antiphon.: Veni sancte spiritus,
latine vel germanice, Nun bitten wir den heiligen
geist etc., Kom heiliger geist, herre gott.
Darauf werden etzliche octonarien aus dem
119. psalm, oder der 1. 2. 3. psalm deutsch in-
tonirt und gesungen.
Darnach die lectiones veteris aut novi testa-
menti.
Zum letzten das te deum laudamus deutsch,
welchs in der Rijgischen ordnung verzeichnet, oder
die version divi Lutheri.
Herr gott, dich loben wir,
Herr gott, wir danken dir.
Nach dieser fürgeschriebenen ordnung sol es
am fürstlichen hofe, in den stedten und grossen
hauptkirchen gehalten werden, da pastores, dia-
coni und schulmeister verhanden. So man aber
die zeit endern, und um der weit abgelegenen
kirchspils leute, was speter wird anfangen, sol
frei sein.
In den andern landkirchen, da nur ein pre-
diger, der wenig hülf hat, sol so viel müglich,
und er immer mit diesen ceremonien erreichen
kan, sich dieser ordnung befleissigen, das je zum
wenigsten die antiphona intonirt, ein psalm und
das te deum deutsch oder undeutsch, nach eines
jedern beruf und gelegenheit gesungen, und dar
zwischen eine lectio oder kurzer bericht aus dem
catechismo gelesen werde.
Wolte man auch an den örtern, da des son-
tags keine vesper gesungen, für die gewöntliche
antiphona, als: Kom heiliger geist, nemen den
deutschen hymnum, Kom gott, schöpfer, heiliger
geist oder ein ander de tempore, als:
Auf weinachten.
O admirabile commercium.
Die fasten uber media vita.
Auch das responsorium de tempore für dem
te deum.
Oder ein anders, ist niemand verboten.
Das vierte theil, von der messe.
Die messe wird auf die festa und gemeinen
sontagen angefangen mit einem lateinischen in-
troitu de tempore, oder bisweiln mit einem deut-
schen psalme.
Darauf folget das kyrie nach gelegenheit
und verenderung der zeit mit dem gloria in ex-
celsis.
 
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