Kurländische Kirchenordnung von 1570.
103
meldung geschehen, dem kranken offentlich an-
gekündiget werden.
Nach der absolution sol der kirchendiener
sich zu dem tisch verfügen, die mit weissen, reinen
tüchern und dem sacrament zu ehren, wie in
diesen landen gebreuchlich, mit angestickten kerzen
gezieret, das brot und wein darauf bereiten.
Und alsbalt, so es des kranken gelegenheit
immer leidet, anfangen eine kurze exhortation aus
den tröstlichen sprüchen des evangelii aus dem
wirdigen gebrauch und heilsamer nützigkeit des
sacraments, das also des hern gedechtnus, Matth. 26.,
gehalten und sein tod bei solcher action ver-
kündigt, 1. Cor. 11., und folgents zum gebete
treulich vermahnet, mit dem ganzen umstande
nieder knien, das vater unser laut und deutlich
sprechen.
Darauf folget denn die consecratio und des
kranken communio schlecht ohne andere cere-
monien oder gesengen.
Wenn das sacrament verreichet, dis oder ein
ander gebet in der personen des kranken.
Ich danke dir, o almechtiger gott, das du
mich durch diese heisame gabe des leibs und
bluts deines sohns Jesu Christi hast erquicket, und
bitte dich , du wollest mir solchs gedeien lassen,
zu starkem glauben gegen dir, das ich auf deine
barmherzigkeit alles wagen, und durch hülfe
deines sohns und des heiligen geistes uberwinden
und deiner zusagen nach ewig leben müge, amen.
Zum letzten die benedictio aus dem 6. capitel
Numeri.
Der herr segne dich und behüte dich,
Der herr erleuchte sein angesicht uber dich
und sei dir gnedig.
Der herr erhebe sein angesicht auf dich und
gebe dir friede.
Das thu gott der vater, gott der sohn und
gott der heilige geist, amen.
Bei den reichen und vermügenden kranken
sollen die pastores mit aller christlichen bescheden-
heit vermanung thun, das sie vor ihrem letzten
gottes ehre bedenken und mit milder almosen die
notturftigen versorgen, wie der apostel Timotheum
vermanet priori cap. 6. Den reichen (sprechende)
von dieser welt gebeut, das sie nicht stolz sein,
auch nicht hoffen auf den ungewissen reichthum,
sonder auf den lebendigen gott, der uns dargibt
allerlei reichlich zugeniessen, das sie gutes thun,
reich werden an guten werken, gerne geben, be-
hülflich sein, ihnen selbst schetze samlen, einen
guten grund auf das zukünftige und ergreifen das
ewige leben. Und Lucae 16. spricht Christus:
Machet euch freunde vom unrechtfertigen mammon,
desgleichen Matth. 11. und allenthalben in der
schrift findet man dergleichen vermahnung mit
nichte zuverachten.
Im fal, das der kranker das sacrament nicht
geniessen oder seiner vernunft beraubet würde, so
muss der predicant desto fleissiger mit den tröst-
lichen sprüchen und exempeln der schrift anhalten
und samt den andern das christlich gebet feurig
brauchen und uben, weiln das sacrament nicht
wol kan verreichet werden.
Dar auch der beichtvater zu spete bei den
kranken gefürdert und nichts ausrichten könte, so
muss man auch desto fleissiger gott anrufen und
die andern mit solchem exempel verwarnen, das
sie bei guter zeit ihrer heimsuchung warnemen.
Mit dem armen undeutschen paurs volk, so
wol dem ubelthetern, die da hingerichtet werden
sollen, als den andern, die noch nicht allenthalben
in allen stücken des catechismi gefast, berichtet
oder gegründet, mus es also gehalten werden: so
sie ihre sünde erkennen und bekennen und sich
lassen leid sein, darinne nicht verzagen, sondern
bekennen den herrn Christum und applicirn sich
die evangelische absolution, begeren auch den
waren leib und das wahrhaftige blut des herrn, das
für ihre sünde gegeben und vergossen ist, sol
man mit nichten denselbigen das sacrament weigern,
viel weniger es so ganz genau mit ihnen nemen,
da sie nicht alles so fertig wissen, sonder sich
dieser lehr des heiligen Pauli verhalten, da der
apostel also spricht, Roma. 10.
Dis ist das wort vom glauben, das wir pre-
digen, denn so du mit dem munde bekennest
Jesum, dass er der herr sei, und gleubest mit
deinem herzen, das ihn gott von den toten auf-
erwecket hat, so wirstu selig, denn so man von
herzen gleubet, so wird man gerecht, und so man
mit dem munde bekennet, so wird man selig,
denn die schrift spricht: Wer an ihn gleubet, wird
nicht zu schanden werden. Item, wer den namen
des hern wird anrufen, sol selich werden.
Das dis der rechte process sei mit den armen
sündern zuhandlen und umzugehen, beweisen die
exempel Christi und seiner apostel, weiln sie nicht
so sehr des armen volks geschickligkeit, als ihres
herzen glauben und andacht angesehen haben,
den willigen und lehrhaftigen kein hülf oder trost
versaget, wie es in der historia des kemmerers aus
Morland acto. 8. und andern mehr zuerweisen.
Darum müssen sich die diener des heiligen
evangelii wol fürsehen, fürsichtig in diesen sachen
zu procidirn, darmit nicht zu viel oder alzu wenig
geschehe, wir können es je so seuberlich nicht
haben, als wir gerne wolten, aber darum nicht
genzlich mit dem propheten Elia an unserm amt
oder den zuhörern verzagen, des tröstlichen hoffens,
das gott wunderbarlich wirket und sein wort nicht
vergeblich geprediget wird.
Es sol auch ein jeder christ seine kranken
bei guter zeit pflegen und von den kirchendienern
103
meldung geschehen, dem kranken offentlich an-
gekündiget werden.
Nach der absolution sol der kirchendiener
sich zu dem tisch verfügen, die mit weissen, reinen
tüchern und dem sacrament zu ehren, wie in
diesen landen gebreuchlich, mit angestickten kerzen
gezieret, das brot und wein darauf bereiten.
Und alsbalt, so es des kranken gelegenheit
immer leidet, anfangen eine kurze exhortation aus
den tröstlichen sprüchen des evangelii aus dem
wirdigen gebrauch und heilsamer nützigkeit des
sacraments, das also des hern gedechtnus, Matth. 26.,
gehalten und sein tod bei solcher action ver-
kündigt, 1. Cor. 11., und folgents zum gebete
treulich vermahnet, mit dem ganzen umstande
nieder knien, das vater unser laut und deutlich
sprechen.
Darauf folget denn die consecratio und des
kranken communio schlecht ohne andere cere-
monien oder gesengen.
Wenn das sacrament verreichet, dis oder ein
ander gebet in der personen des kranken.
Ich danke dir, o almechtiger gott, das du
mich durch diese heisame gabe des leibs und
bluts deines sohns Jesu Christi hast erquicket, und
bitte dich , du wollest mir solchs gedeien lassen,
zu starkem glauben gegen dir, das ich auf deine
barmherzigkeit alles wagen, und durch hülfe
deines sohns und des heiligen geistes uberwinden
und deiner zusagen nach ewig leben müge, amen.
Zum letzten die benedictio aus dem 6. capitel
Numeri.
Der herr segne dich und behüte dich,
Der herr erleuchte sein angesicht uber dich
und sei dir gnedig.
Der herr erhebe sein angesicht auf dich und
gebe dir friede.
Das thu gott der vater, gott der sohn und
gott der heilige geist, amen.
Bei den reichen und vermügenden kranken
sollen die pastores mit aller christlichen bescheden-
heit vermanung thun, das sie vor ihrem letzten
gottes ehre bedenken und mit milder almosen die
notturftigen versorgen, wie der apostel Timotheum
vermanet priori cap. 6. Den reichen (sprechende)
von dieser welt gebeut, das sie nicht stolz sein,
auch nicht hoffen auf den ungewissen reichthum,
sonder auf den lebendigen gott, der uns dargibt
allerlei reichlich zugeniessen, das sie gutes thun,
reich werden an guten werken, gerne geben, be-
hülflich sein, ihnen selbst schetze samlen, einen
guten grund auf das zukünftige und ergreifen das
ewige leben. Und Lucae 16. spricht Christus:
Machet euch freunde vom unrechtfertigen mammon,
desgleichen Matth. 11. und allenthalben in der
schrift findet man dergleichen vermahnung mit
nichte zuverachten.
Im fal, das der kranker das sacrament nicht
geniessen oder seiner vernunft beraubet würde, so
muss der predicant desto fleissiger mit den tröst-
lichen sprüchen und exempeln der schrift anhalten
und samt den andern das christlich gebet feurig
brauchen und uben, weiln das sacrament nicht
wol kan verreichet werden.
Dar auch der beichtvater zu spete bei den
kranken gefürdert und nichts ausrichten könte, so
muss man auch desto fleissiger gott anrufen und
die andern mit solchem exempel verwarnen, das
sie bei guter zeit ihrer heimsuchung warnemen.
Mit dem armen undeutschen paurs volk, so
wol dem ubelthetern, die da hingerichtet werden
sollen, als den andern, die noch nicht allenthalben
in allen stücken des catechismi gefast, berichtet
oder gegründet, mus es also gehalten werden: so
sie ihre sünde erkennen und bekennen und sich
lassen leid sein, darinne nicht verzagen, sondern
bekennen den herrn Christum und applicirn sich
die evangelische absolution, begeren auch den
waren leib und das wahrhaftige blut des herrn, das
für ihre sünde gegeben und vergossen ist, sol
man mit nichten denselbigen das sacrament weigern,
viel weniger es so ganz genau mit ihnen nemen,
da sie nicht alles so fertig wissen, sonder sich
dieser lehr des heiligen Pauli verhalten, da der
apostel also spricht, Roma. 10.
Dis ist das wort vom glauben, das wir pre-
digen, denn so du mit dem munde bekennest
Jesum, dass er der herr sei, und gleubest mit
deinem herzen, das ihn gott von den toten auf-
erwecket hat, so wirstu selig, denn so man von
herzen gleubet, so wird man gerecht, und so man
mit dem munde bekennet, so wird man selig,
denn die schrift spricht: Wer an ihn gleubet, wird
nicht zu schanden werden. Item, wer den namen
des hern wird anrufen, sol selich werden.
Das dis der rechte process sei mit den armen
sündern zuhandlen und umzugehen, beweisen die
exempel Christi und seiner apostel, weiln sie nicht
so sehr des armen volks geschickligkeit, als ihres
herzen glauben und andacht angesehen haben,
den willigen und lehrhaftigen kein hülf oder trost
versaget, wie es in der historia des kemmerers aus
Morland acto. 8. und andern mehr zuerweisen.
Darum müssen sich die diener des heiligen
evangelii wol fürsehen, fürsichtig in diesen sachen
zu procidirn, darmit nicht zu viel oder alzu wenig
geschehe, wir können es je so seuberlich nicht
haben, als wir gerne wolten, aber darum nicht
genzlich mit dem propheten Elia an unserm amt
oder den zuhörern verzagen, des tröstlichen hoffens,
das gott wunderbarlich wirket und sein wort nicht
vergeblich geprediget wird.
Es sol auch ein jeder christ seine kranken
bei guter zeit pflegen und von den kirchendienern