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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (5. Band): Livland, Estland, Kurland, Mecklenburg, Freie Reichsstadt Lübeck mit Landgebiet und Gemeinschaftsamt Bergedorf, das Herzogthum Lauenburg mit dem Lande Hadeln, Hamburg mit Landgebiet — Leipzig: O.R. Reisland, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.27083#0132
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116

Kurland.

seuf und gefres zurichten wollen, sollen solchs die
eltisten oder auch die kirchveter (wo sie das er-
fahren) desselben orts, alsbald an den herren vogt
zu Grobin gelangen lassen, der wird wissen, was
ime weiter zu thun gebuere.
Wo aber auch ein pfarher (one wichtige ur-
sachen, das ist da ime nicht leibeskrankheit, oder
das er dieselben zeit in der kirchen für der ge-
meine zu thun, hinderte) einem armen man, der
ime in der noth seines kindes ersucht, das er
keme solchs zu taufen, abschlagen wurde und der
arme mann solchs weiter klaget, sol der pfarher
wissen, das er solcher seumnis halben nicht un-
gestraft weg gehen soll, wie den der her Vogt
darauf forschung zu thun, und was geschicht, auf-
zuzeichnen und an die geburlichen ort ferner zu
melden befehl geschehen ist.
Es sollen aber auch die eltern der kinder
den pfarhern, den sie zu sich in der noth fodern,
ein wagen verschaffen, damit er hin und herwieder
ohn hindernis kummen kunde, desgleichen sollen
sie auch thun, wen sie in zu einem kranken, so
weit abgelegen, fodern, und dieweil ein erbeiter
seines lohns wirdig, der pfarher aber in solchen
fellen sunderliche muhe bisweilen im regen, im
sehne, in hitz und frost auf sich nemen, sollen
dieselben, so die pfarhern inen nachzihen, den-
selben auch fur ire muhe und wilfertigkeit nach
irem vermugen vorehrung thun , damit sie sich
desto besser mogen erhalten, dieweil sonsten ir
einkommen gering sind.
Zum anderen sollen auch die pfarherrn fleissig
forschung haben, ob jemand bezichtiget were, das
er oder sie wieder gottes gebot lebet und handelet
als vorechter gottes, seines worts und der heiligen
sacrament, die nimmermehr zur kirchen kummen,
item weideier oder zauberer, und die den lenten
schaden thun am leben, an vihe und anderem,
item godtslesterer, auch die der uberkeit ubel
nachreden, die im zorn, neid und hass mit ihrem
negesten leben, die hurerei, ehebruch, dieberei,
wucher und was dem anhengich gebrauchen, die
sich auch leichtfertig begeben in sachen, zeugnis
zu geben und daruber zu sweren, und was der-
gleichen mehr offentlich wieder gottes gebot in
swang gehen mag. So sie nun imand derfaren
(wie den nicht on zweifel), sollen si dieselben
der regel Christi nach Matthäus 18 zu sich fodern
oder zu inen gehen und sie von solchem ab-
abzustehen fleisig vermanen und mit gottes ge-
richt und zorn betreuen. Gewint man sie, ist
gott zu danken, wo nicht, so strafe man sie fur
zweien oder dreien zeugen, volgen sie alsden nicht,
so zeug man solchs durch schriften dem consistorio
zu Kungsperg an, wie die kirchen ordenung aus-
weiset, sol als den daruber ergehen, was recht ist,
wie die kirchen, lands und geistlichen gerichts-

ordnung mit sich bringet. Wo es aber imand mit
gotteslesterung, zauberei, hurerei und ehebruch
und dergleichen so grob machet, das es gar
notorium wird, sollen die pfarhern dem herren
vogt (so ers zuvor nicht weis oder nicht
glaubet) anzeigen, der wird wissen, was ime
von gottes und rechts wegen hierinnen zu thun
geburet.
Damit die einkummen der kirchen, so viel
des itziger zeit muglich, etlicher massen mugen
gewiss gemacht werden, sollen die pfarherrn, item
die eltisten in den dorfern (welche sie den an-
stadt der kirchveter, so unteutsch sind, halten
sollen, in diesen fellen, den sonst haben die kirch-
veter mit dem einkumen der kirchen zu thun)
mit allem fleis forschen, auch sol der her vogt
solchs dem burggrafen zu erforschen gleichfals
auferlegen, was diejenigen, so noch kein be-
schrieben oder gemessen land haben (wie den
alle die sind, so ausserhalb der drei dorfer Matern,
Struthen mit Telsen und Gabesen wonen) am
ackerbau vormugen, und dieweil es ungemessen
land, ist kein besser weg, solchs itz zur zeit zu
erforschen, den das man frage und erforsche,
welche bauern landguter oder acker inne haben
(den es sind viel unter den vischern, die auch
acker und wiesen haben, aber doch von solchen
zur kirchen nichts geben); darnach forsche man,
wie viel lauf sie wol jerlich sehen mugen. Was
man nun darvon erferet und die kundschaft des
burggrafen, schulzes oder eltisten, item des pfar-
hers zugleich zusamen stimt, soll solchs ordentlich
nach den dorfschaften vorzeichnet werden, als
eine gewisse erkundigung, welche doch in der
negesten des landes bereitung grundlich soll er-
forschet werden; wo aber die kundschaft ungleich
gehet, soll eines jeden kundschaft bis auf die be-
sichtigung vorzeichnet werden. Und wen man
also von allen dorfern, von jedem bauer, der land-
guter oder acker hat, sich dessen hat so viel
muglich erkundet, sol solchs in ein register zu-
samen getragen werden, daraus man dan hernach
weiter schliessen kann, was sonst gemeinem lauf
nach ein jeder zur kirche von rechtswegen zu
geben gebure, und wo solche erkundigung mochte
in so kurzer zeit geschen, das mir vor dem, den
die besichtigung durch f. d. gesanten geschehe,
ein vorzeichnus darvon zugeschickt werden mochte,
wolte ich denselben gesanten nach vormugen an-
leitung geben, das sie mit ringerer muhe die
erforschung, was ein jeder nun besesse, thun
mochten.
Unterdes sollen die pfarhern allen vleis fur-
wenden, das volk, sunderlich die armen undeut-
schen, in dem catechismo vleissig zu underrichten
und an fest und feiertagen die gewonlichen epistel
und evangelia in irer sprach (wie die zur heiligen
 
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