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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (5. Band): Livland, Estland, Kurland, Mecklenburg, Freie Reichsstadt Lübeck mit Landgebiet und Gemeinschaftsamt Bergedorf, das Herzogthum Lauenburg mit dem Lande Hadeln, Hamburg mit Landgebiet — Leipzig: O.R. Reisland, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.27083#0177
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Kirchenordnung von 1552.

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de kranke in der lesten stunde were, schöle allene To Rostock bi Ludowich Dyetz gedruckt,
de substantialia geholden werden, alse van der Anno 1545 am 16. Juni.
nothdöpe vorhen geschreven is.
28. Kirchenordnung, so in unsern, Johan Albrechts, von gottes gnaden herzogen zu Meckelnburg, fürsten
zu Wenden, graven zu Swerin, der lande Rostock und Stargard herrn, fürstenthumen und landen sol ge-
halten werden.

[Nach dem Originaldrucke von 1552.

Christliche kirchenordnung1) stehet furnem-
lich in fünf stücken.
Erstlich, in pflanzung und erkentnis der
einigen, warhaftigen, ewigen, rechten lere des
evangelii, die gott gnediglich von anfang fur und
fur seiner kirchen mit gewissen zeugnissen geoffen-
baret und befohlen hat. Und in rechtem brauch
der sacrament. Wie der son gottes spricht Matth,
am letzten: Ir solt sie leren halten alles, das ich
euch geboten hab. Item: Wer mich liebet, der
bewaret meine rede, und mein vater wird in lieben,
und wir werden zu im komen und wonung bei im
machen.
Zum andern, in erhaltung des kirchenamts,
nemlich des ministerii evangelici. Denn gott wil
im also ein ewige kirche, aus grosser barmherzig-
keit, um seines sons Jesu Christi willen, samlen,
das öffentliche, ehrliche versamlungen sind, darin
etliche personen das evangelium dem volk fur-
tragen und die sacrament reichen. Und ist der
son gottes selb im paradis dieser erste prediger
und priester gewesen. Und ernach, da er mensch
worden, zum predigamt gesand. Und hat zuvor
die propheten, und hernach die aposteln gesand,
wie er spricht, wie mich mein vater gesand hat,
also sende ich euch.
Und dieses sol fur und fur also von allen
rechten lerern, die zum amt berufen sind, ver-
standen werden. Der son gottes sendet sie und
wil kreftiglich durch das evangelium wirken und
also ein ewige kirche samlen.
Also spricht auch S. Paulus vom ministerio,
Eph. 4.: Er ist uffgefaren etc. Und gibet gaben
den menschen, apostel, propheten, evangelisten,
hirten und lerer. Er ist fur und fur der ewige
priester und erhalter des ministerii, und erhelt
fur und fur ein öffentliche, ehrliche versamlung.
Darum er auch die regiment erhelt und erwecket
bei weilen selb prediger, nicht durch menschen,
als die propheten und apostel. Dabei aber hat
er der kirchen befohlen, das sie selb personen
berufen und ordiniren sol.
Darum gehören zu erhaltung des ministerii
erstlich ordinatio der prediger. Das das predig-
1) Hier beginnt „Der Ordinanden Examen“. Vgl.
oben S. 134, 135, 136.
Sehling, Kirchenordnungen V.

Vgl. oben S. 133 ff..]
amt tüglichen personen befohlen werde. Dazu
erkündung von sitten, beruf und von der lere ge-
höret.
Zum andern, gehören zum ministerio kirchen-
gericht, das falsche lere nicht geduldet werde, und
sonst öffentliche laster gestraft und abgewandt,
und christliche zucht erhalten werde. Dazu ge-
hören hernach synodi und visitatio.
Das dritte stück ist, ehrliche, nützliche, euser-
liche ceremonien in kirchen, mit lection, geseng,
festen, in rechtem christlichen verstand, one ver-
blendung des glaubens, und one strick des ge-
wissens, das dennoch öffentliche, ehrliche versam-
lungen sind, wie es gott gefellig ist.
Das vierde stück ist, erhaltung christlicher
schulen und studien. Denn dieses ist gewislich
gottes wille, das etliche leut also uffgezogen und
unterwiesen werden, das sie der propheten und
aposteln schrift lesen lernen und hernach andern
furlesen künnen. Dazu verstand der sprachen
und mehr künste dienen. Wie S. Paulus Timotheo
gebeut, er sol anhalten mit lesen, leren und
trösten. Das kan nicht sein, wo nicht recht be-
stelte schulen sind.
Das fünfte stück ist, verordnung gewisser
güter und einkomen, damit die prediger in kirchen
und lerer in schulen gebürliche unterhaltung haben,
wie oft in göttlichen geboten gemeldet wird, und
S. Paulus mit ausgedruckten worten spricht 1. Cor. 9.:
Also hat es der herr geordnet, das diese, so das
evangelium verkündigen, vom evangelio leben.
Vom ersten stück, nemlich von der lere.
Der allmechtige, wahrhaftige gott hat gewislich
engeln und menschen geschaffen, mit wunderbar-
lichem rat, das er creaturen habe, welchen ei-
serne weisheit und gütigkeit mitteile, und von
inen dagegen erkant und gepreiset werde. Und
hat dazu, nach dem fall Adams und Heva, aus
grosser barmherzigkeit, um seines sons willen, die
menschen widerum gnediglich angenomen, und
wil im fur und fur ein ewige kirche im mensch-
lichen geschlecht samlen. Hat sich darum mit
klaren, gewissen zeugnissen und mirakeln geoffen-
baret, hat seinen son gesand, und ein gewisse lere
geben, dadurch wir in erkennen, recht anrufen
und mit rechtem gehorsam ehren sollen.
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