Kirchenordnung von 1552.
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Der tag Michaelis, an welchem die lere von
den heiligen engeln dem volk sol furgetragen
werden.
An diesen tagen sol man vor mittage predigen,
und so communicanten da sind, die communion
halten, wie an den sontagen.
Nach mittage aber mag man wol der ge-
wönlichen erbeit warten. Ausgenomen den tag
Michaelis, an welchem vor und nach mittage sol
gepredigt werden. Das fest aber Assumptionis,
oder himelfart Marie, sol hinfurder ganz abgethan
sein, und an des selben stat das fest S. Michaelis
als ein viergezeiten fest gehalten werden.
Es sol auch das volk mit vleis vermanet und
dahin gehalten werden, das es der feiertage nicht
misbrauche zu föllerei und andern lastern, so aus
müssiggang folgen. Sondern das ein jglicher daran
gottes worts und des gebets warte, und die seinen
auch solches lere oder lernen lasse. So aber dar-
neben ubrige zeit ist, mag ein jglicher fur müssig-
gehen wol seiner erbeit warten.
An werktagen.
In stedten sol uffs wenigst zween tage in der
wochen, nemlich, mitwoch und freitag, gepredigt
werden, des morgens um sieben schlege, und sol
die predig weren bis zu achten und nicht drüber.
Da sollen die prediger, mit gutem rat, aus
der heiligen schrift solche bücher oder stück
wehlen und fur sich nemen, die furnemlich zu
nötigem unterricht und trost aller menschen dienst-
lich sind. Als da sind die schönen, auserlesenen
psalmen, als der 51.: Miserere mei. Item, De
profundis. Quare fremuerunt gentes. Dixit domi-
nus. Beati quorum. Benedicam dominum. Con-
fitemini etc. Item etliche episteln S. Pauli etc.
Es sollen auch die diaconi, mit rat und vor-
wissen irer pastor, solche materien zu predigen
furnemen.
Wenn solche heilige tage gefallen, die man
nicht pfleget zu feiren, und doch ire historien im
evangelio beschrieben sind, als da ist der tag Con-
versionis Pauli, Marie Magdalene, S. Johannis
entheubtung etc. mögen die prediger den selben
text und historien an einem solchen werktage,
nemlich, mitwoch oder freitage, der solchem
heiligen tag am nehesten ist, in der predigt lesen
und handlen.
An solchen tagen sollen vor und nach der
predigt deudsche geistliche lieder gesungen werden,
damit sie dem volk bekant und gemein werden,
und die herzen dadurch zum gebet erwecket werden.
Als sonderlich: Vater unser im himelreich, Wo
gott der herr nicht bei uns wer, Ein feste burg etc.
Nach der predigt sol die litanei gesungen
werden.
In der fasten sol man die historia des leidens
Sehling, Kirchenordnungen. V.
Christi an solchen werktagen predigen, und vleis
haben, die selbige historien dem volk wol ein-
zubilden. Wird derhalben fur gut angesehen, das
man bald nach Letare anfahe das büchlein vom
leiden Christi, aus den vier evangelisten zusamen
gezogen, ordenlich zu lesen, damit man zeit habe,
alle stück fleissig zu handeln und zu betrachten.
Es sollen auch die predigten an gemelten
zweien werktagen, um der feiertag willen, so uff
andere werktage in der wochen gefallen , nicht
unterlassen werden.
Kirchenordnung uff den dörfern.
Alle sonnabend nach mittage um zwei, und
alle heilige abend, wenn des andern tages die
versamlung des volks geschihet, sol uff den dörfern
der custos zur vesper leuten. Und wo der pfar-
herr im dorf wonet, sol er bald nach dem andern
puls in die kirche komen, und singen mit seinem
custos einen psalmen deudsch und unterschiedlich,
das man in wol verstehen künne. Darauf eine
antiphen, darnach den hymnum O lux beata,
deudsch, oder ander gute gesenge nach gelegen-
heit der zeit, der fest und der sontage. Denn das
Magnificat deudsch und die collecta, item bene-
dicamus. Darnach Erhalt uns herr etc., und Ver-
lei uns friede gnediglich.
So aber menner und frauen in die kirch
komen (dazu sie der pfarherr vleissig vermanen
sol), so sol man eine deudsche lection lesen, aus
dem alten oder neuen testament. Und darauf das
Magnificat und einen psalm deudsch singen.
Darnach sol der pfarherr die leute verhören,
die des andern tages zur communio gehen wollen.
Es sollen auch die pfarhern dieser vor-
geschriebenen ordnung also nachkomen, das sie
nicht am sonnabende zu fehle laufen, und den
ganzen tag kein buch in die hend nemen, wie bei
etlichen ein gebrauch ist, sondern in alle wege am
sonnabende ire lere und lectio ubersehen, und
nach mittage irer vesper und des beichthörens
warten, und daran keinen fleis sparen.
Dadurch werden auch die leut in die gewon-
heit komen, das sie uff den abend ire beicht thun,
und ir gebet zu gott und betrachtung seines gött-
lichen willens, und wolthat, deste besser haben
werden, und also des heiligen sacraments recht
und seliglich brauchen.
Dieser gebrauch ist nütz und nötig zu halten,
das nicht alleine die leut verhört werden, sondern
auch der pfarherr selb sich bereite, des andern
tages wol zu leren und sein befolhen amt treulich
auszurichten.
Wo kein pfarherr im dorfe wonet, da sollen
die leut des morgens, wenn der pfarrherr dahin
kömt, verhöret werden.
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Der tag Michaelis, an welchem die lere von
den heiligen engeln dem volk sol furgetragen
werden.
An diesen tagen sol man vor mittage predigen,
und so communicanten da sind, die communion
halten, wie an den sontagen.
Nach mittage aber mag man wol der ge-
wönlichen erbeit warten. Ausgenomen den tag
Michaelis, an welchem vor und nach mittage sol
gepredigt werden. Das fest aber Assumptionis,
oder himelfart Marie, sol hinfurder ganz abgethan
sein, und an des selben stat das fest S. Michaelis
als ein viergezeiten fest gehalten werden.
Es sol auch das volk mit vleis vermanet und
dahin gehalten werden, das es der feiertage nicht
misbrauche zu föllerei und andern lastern, so aus
müssiggang folgen. Sondern das ein jglicher daran
gottes worts und des gebets warte, und die seinen
auch solches lere oder lernen lasse. So aber dar-
neben ubrige zeit ist, mag ein jglicher fur müssig-
gehen wol seiner erbeit warten.
An werktagen.
In stedten sol uffs wenigst zween tage in der
wochen, nemlich, mitwoch und freitag, gepredigt
werden, des morgens um sieben schlege, und sol
die predig weren bis zu achten und nicht drüber.
Da sollen die prediger, mit gutem rat, aus
der heiligen schrift solche bücher oder stück
wehlen und fur sich nemen, die furnemlich zu
nötigem unterricht und trost aller menschen dienst-
lich sind. Als da sind die schönen, auserlesenen
psalmen, als der 51.: Miserere mei. Item, De
profundis. Quare fremuerunt gentes. Dixit domi-
nus. Beati quorum. Benedicam dominum. Con-
fitemini etc. Item etliche episteln S. Pauli etc.
Es sollen auch die diaconi, mit rat und vor-
wissen irer pastor, solche materien zu predigen
furnemen.
Wenn solche heilige tage gefallen, die man
nicht pfleget zu feiren, und doch ire historien im
evangelio beschrieben sind, als da ist der tag Con-
versionis Pauli, Marie Magdalene, S. Johannis
entheubtung etc. mögen die prediger den selben
text und historien an einem solchen werktage,
nemlich, mitwoch oder freitage, der solchem
heiligen tag am nehesten ist, in der predigt lesen
und handlen.
An solchen tagen sollen vor und nach der
predigt deudsche geistliche lieder gesungen werden,
damit sie dem volk bekant und gemein werden,
und die herzen dadurch zum gebet erwecket werden.
Als sonderlich: Vater unser im himelreich, Wo
gott der herr nicht bei uns wer, Ein feste burg etc.
Nach der predigt sol die litanei gesungen
werden.
In der fasten sol man die historia des leidens
Sehling, Kirchenordnungen. V.
Christi an solchen werktagen predigen, und vleis
haben, die selbige historien dem volk wol ein-
zubilden. Wird derhalben fur gut angesehen, das
man bald nach Letare anfahe das büchlein vom
leiden Christi, aus den vier evangelisten zusamen
gezogen, ordenlich zu lesen, damit man zeit habe,
alle stück fleissig zu handeln und zu betrachten.
Es sollen auch die predigten an gemelten
zweien werktagen, um der feiertag willen, so uff
andere werktage in der wochen gefallen , nicht
unterlassen werden.
Kirchenordnung uff den dörfern.
Alle sonnabend nach mittage um zwei, und
alle heilige abend, wenn des andern tages die
versamlung des volks geschihet, sol uff den dörfern
der custos zur vesper leuten. Und wo der pfar-
herr im dorf wonet, sol er bald nach dem andern
puls in die kirche komen, und singen mit seinem
custos einen psalmen deudsch und unterschiedlich,
das man in wol verstehen künne. Darauf eine
antiphen, darnach den hymnum O lux beata,
deudsch, oder ander gute gesenge nach gelegen-
heit der zeit, der fest und der sontage. Denn das
Magnificat deudsch und die collecta, item bene-
dicamus. Darnach Erhalt uns herr etc., und Ver-
lei uns friede gnediglich.
So aber menner und frauen in die kirch
komen (dazu sie der pfarherr vleissig vermanen
sol), so sol man eine deudsche lection lesen, aus
dem alten oder neuen testament. Und darauf das
Magnificat und einen psalm deudsch singen.
Darnach sol der pfarherr die leute verhören,
die des andern tages zur communio gehen wollen.
Es sollen auch die pfarhern dieser vor-
geschriebenen ordnung also nachkomen, das sie
nicht am sonnabende zu fehle laufen, und den
ganzen tag kein buch in die hend nemen, wie bei
etlichen ein gebrauch ist, sondern in alle wege am
sonnabende ire lere und lectio ubersehen, und
nach mittage irer vesper und des beichthörens
warten, und daran keinen fleis sparen.
Dadurch werden auch die leut in die gewon-
heit komen, das sie uff den abend ire beicht thun,
und ir gebet zu gott und betrachtung seines gött-
lichen willens, und wolthat, deste besser haben
werden, und also des heiligen sacraments recht
und seliglich brauchen.
Dieser gebrauch ist nütz und nötig zu halten,
das nicht alleine die leut verhört werden, sondern
auch der pfarherr selb sich bereite, des andern
tages wol zu leren und sein befolhen amt treulich
auszurichten.
Wo kein pfarherr im dorfe wonet, da sollen
die leut des morgens, wenn der pfarrherr dahin
kömt, verhöret werden.
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