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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (5. Band): Livland, Estland, Kurland, Mecklenburg, Freie Reichsstadt Lübeck mit Landgebiet und Gemeinschaftsamt Bergedorf, das Herzogthum Lauenburg mit dem Lande Hadeln, Hamburg mit Landgebiet — Leipzig: O.R. Reisland, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.27083#0226
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210

Mecklenburg.

Breutigam und braut zu trauen und
segenen.
Erstlich sollen die, so zur ehe greifen wollen,
drei sontag vor der gemein öffentlich verkündiget
und uffgeboten werden, mit solchen worten.
Hans N. und Greta N. wöllen nach göttlicher
ordnung zum heiligen stunde der ehe greifen, be-
geren des ein christlich gebet für sie, das sie es
in gottes namen an fallen und wol gerate.
Und hette jemands was darein zu sprechen,
der thu es bei zeit oder schweige hernach, gott
gebe inen seinen segen, amen.
Darnach so sie sollen zusamen gegeben werden,
mag man sie vor der kirchen oder daheim trauen
mit solchen worten.
Hans wiltu Greten zum ehelichen gemahel
haben ?
Dicat Ja.
Greta, wiltu Hansen zum ehelichen gemahel
haben ?
Dicat Ja.
Hie lasse er sie die trauringe einander geben,
und füge ire beide rechte hand zusamen, und
spreche.
Was gott zusamen füget, sol kein mensch
scheiden.
Darnach spreche er vor allen in gemein.
Weil denn Hans N. und Greta N. einander
zur ehe begeren, und solchs hie öffentlich vor
gott und der welt bekennen, darauf sie die hende
und trauringe einander gegeben haben, so spreche
ich sie ehelich zusamen, im namen des vaters, und
des sons, und des heiligen geistes, amen.
So sie iren öffentlichen kirchgang halten
wollen, mag man in der kirchen nach beschriebene
ceremonien halten.
Erstlich, das man singe den hundert und
sieben und zwenzigsten psalm latinisch, oder
deudsch, wie folget1).
Oder den hundert und acht und zwenzigsten
psalm.
Nach dem psalmen mag eine lectio aus eim
evangelisten gelesen werden, die hie zu dienet,
als nemlich.

heit dermaten vorharren, dat se vor erem affscheide
dat sacramente des lives unde blodes Jesu Christi nicht
entfangen, unde also in erdome unde hate wedder godt
hensterven. Desgeliken, wenn andere rocklose unde
frevele vorechtere gödtlikes wordes, ehebrekere, horere,
wokerer, ock ane alle bothe unde beteringe, unde ane
entfanginge des sacramentes darhen sterven, de-
sülvigen schal men mit christliken ceremonien nicht
tor erde bestedigen, sonder ane alle gesenge unde ane
procession stille up den kerckhof begraven laten.
1) Die Zitate aus den Psalmen u. s. w. fallen fort.

Das evangelium Johannis am andern capitel.
[Wird hier nicht abgedruckt.]
Darnach singe man: Nu bitten wir den
heiligen geist.
Folgends trete der pfarherr oder caplan vor
den altar, las den breutigam und braut auch hinzu
treten, lese uber sie gottes wort, wie folget.
Und gott der herr sprach: Es ist nicht gut,
das der mensch alleine sei, ich wil im ein ge-
hülfen machen, die sich zu im halte. Da lies gott
der herr einen tiefen schlaf fallen uff den menschen,
und er entschlief, und nam seiner rieben eine,
und schlos die stete zu mit fleisch, und gott der
herr bauet ein weib aus der riebe, die er von
dem menschen nam, und brachte sie zu im, da
sprach der mensch, das ist doch bein von meinen
beinen, und fleisch von meinem fleisch, man wird
sie mennin heissen, darum, das sie vom man ge-
nomen ist. Darum wird ein man seinen vater
und mutter verlassen, und an seinem weibe
hangen, und sie werden sein ein fleisch.
Darnach wende er sich zu inen beiden, und
rede sie an also.
Weil ir euch beide in den ehestand begeben
habt, in gottes namen, so höret aufs erste das
gebot gottes uber diesen stand.
So spricht S. Paulus. [Folgt Epheser 5, 25—29,
22—24.]
Zum andern. Höret auch das creuze, so gott
uff diesen stand gelegt hat.
So sprach gott zum weibe.
Ich wil dir viel schmerzen schaffen, wenn
du schwanger wirst, du solt mit schmerzen kinder
geberen, und dein wille sol deinem man unter-
worfen sein, und er sol dein herr sein.
Und zum man sprach gott.
Dieweil du hast gehorchet der stimme deines
weibes, und gessen von dem baum, davon ich dir
gebot und sprach, du solt nicht davon essen, ver-
flucht sei der acker um deinet willen, mit kummer
soltu dich darauf neeren dein lebenlang, dorn
und disteln sol er dir tragen, und solt das kraut
auf dem fehle essen, im schweis deines angesichtes
soltu dein brot essen, bis das du wider zur erden
werdest, davon du genomen bist, denn du bist
erde, und solt zu erden werden.
Zum dritten. So ist das euer trost, das ir
wisset und gleubet, wie euer stand vor gott an-
geneme und gesegenet ist.
Denn also stehet geschrieben.
Gott schuf den menschen im selbs zum bilde,
ja zum bilde gottes schuf er in, er schuf sie ein
menlin und freulin, und gott segenet sie und
sprach zu inen, seid fruchtbar und mehret euch,
und füllet die erden, und macht sie euch unter-
than, und herrschet uber fisch im meer und uber
 
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