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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (5. Band): Livland, Estland, Kurland, Mecklenburg, Freie Reichsstadt Lübeck mit Landgebiet und Gemeinschaftsamt Bergedorf, das Herzogthum Lauenburg mit dem Lande Hadeln, Hamburg mit Landgebiet — Leipzig: O.R. Reisland, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.27083#0396
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380

Die freie Reichsstadt Lübeck mit Landgebiet und Gemeinschaftsamt Bergedorf.

costere. Dem pastor schal dorch unse afgeverdigede,
baven sine acker güdere, so de nicht genöch sint,
bestemmet werden redelike neringe, dat wi dar
also ehrlike und vorstendige prestere holden könen,
unde nicht lose lüde dorch welke de lüde wurden
vorsümet, edder de sus unlust anrichteden mit
lere unde levende, unde lepen dar van etc. De
dorp coster schall hebben alle gewöntlike böringe
unde drankgelt, und husspennink, und so dat
nicht genoch is, schölen unse affgeverdigede em
mehr bestemmen, na mate sines arbeides. Dem
parner schal he gehorsam sin, edder me schal
en nicht beholden.
De kerkvedere in den dörpen mit den bur-
vögeden schölen alle verndel iares utrichten allent,
wat so bestemmet wert, den schal me ock be-
stemmen wor und weme se des iares schölen reken-
schop dohn.
Ein dörpparner schal dre mall in der weken
prediken, na gelegenheit der tidt unde sines
volkes, idt were denne, dat de feste edder ock
sünderge nöth unde nütticheit des volkes mehr
prediken vörderde.
Den catechismum schal he io vlitich dem
armen volke prediken, unde wen he alleine des
hilgen dages dat hilgedagesche evangelion pre-
digede, un in allen anderen prediken, nicht anders
vor sick nehme wen den catechismum, so dede
he sere wol. De catechismus möt idele mirakele
in der herten der minschen döhn, unde is io de
lere, de unse vader unde grote vader na den
wörden bekant hefft, so anders nicht etlike grave
blöcke under dem christliken namen sin geweset.
De dorpcoster schal ock dem iungen volke
den catechismum helpen besundergen leren, na
bevele des parners, und schal ock vlitich dem
volke christlike senge leren.
Einem dorpparner, wen me en schal annemen
na vorhöringe wo gesecht, schölen to Lübeke
presenteren de Buruaget edder Schulte mit sinen
kerkvederen und etliken buren, den veer rades-
personen den casten to geegent, im namen des
ganzen rades, unde unsen kerkvederen to unser
leven frowen, neven dem superattendenten und
unsen vyff pastoren, to antonemende und to con-
firmerende. Dar na, wen me wil, schal ein pastor,
up ere teringe, dar henne reisen, unde ehn eren pastor
vam predickstohle unde vor dem altare bevehlen.
Den dorpcoster schölen de kerkvedere an-
nemen mit dem parnere.
De veer tide pennink in unsem gebede
dar butene.
De wile nu mennige und untellike papen
schinderie affgekamen is, wente me bedarf eren
ware nicht mehr, so were id doch eine grote un-

dankbarheit, dat me nu nicht wolde to hülpe des
soldes der predicanten, den veer tide pennink
geven, alse ock de meiste hupe nicht gift, wen
me bekene dar to upsettet.
Darumme is idt vor gut angesehn, dat ein
ersam radt to Mollen dorch de stadtknechte den
veer tide pennink vorderen late ut den hüseren,
van allen de 12 iar olt sint und dar baven, und
de mötwilligen dar to holde, dat se geven möten.
Scholde ein mötwillich minsche sinen predicanten
nicht eines penninges wert achten, de doch stedes
möt vor en und sine kindere und gesinde in gades
arbeide sin, und dach und nacht wachten up se,
wen se krank werden etc.
Doch schölen de predicanten sulk gelt, vele
edder ringe, nicht to sick nehmen, sonder sick
benögen laten an erem redeliken bestemmeden
solde. De radt overst wert sulk geld vorant-
worden den kerkvederen, to hülpe den bestemmeden
solt ut to richtende, de sulk ock wedder des iares
schölen dem hovetmanne und dem ersamen rade
dar sulvest in de rekenschop bringen.
Unse vaget to Travemünde und de burvögede
edder Schulten in allen dörpen in unsem gebede,
schölen sammelen laten den veer tide pennink
na der sülvigen wise. Edder me sla eine summe
an vor den tide pennink, wil me dat ock dohn
to Mollen, dat is gudt etc. to vormidende vele
unlust, so doch dat de vor benömede overicheit
in einem ieweliken orde, to rechter tidt, sülke
summe vördere van den lüden, unde vorantwerde
den kerkvederen etc.
Andere stucken dar butene.
Lasten na gelegenheit schölen in allen örden,
so vele mögelik, na unsem exempel, vor de rechten
armen geholden werden. Unde sus ane dat schölen
de predicanten io vlitich sorgen vor de armen
mit erer predige etc.
Van ehesaken schölen de pastoren eines iewe-
liken conscientie, de des van nöden hefft, under-
richten. Is de casus to swar, so werden se wol
wider fragende bi unsem superattendenten edder
anderen unsen pastoren. Overst wen id hader-
saken werden, edder ergernisse andrept, so schölen
se edder andere nicht richten, edder mit der saken
vortvaren, sonder ut allen unsen vorbenömeden
steden und dorpen de sake to Lübeke wisen, vor
de söven richtere, de to sulken saken vam erbarn
rade verordenet sint. Wente des motwillens
mochte bi etliken , under dem schine des evan-
gelii, to vele werden. Und etlike frame beswarde
lüde mochten wedderumme klagen, dat en nein
recht edder gut radt mochte weddervaren. An
beiderleie wille wi vor gade mit sulkem vlite
unde unsem gerichte, unschüldich sin.
 
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