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Die freie Reichsstadt Lübeck mit Landgebiet und Gemeinschaftsamt Bergedorf.
angesettet is, wil sick ock behoren, dat ein jeder-
man sick in dem ehestande alse in einer gottlichen
ordenungh gottfruchtigh schicke unde holde. Dat
nuhe diese iegenwerdige personen, de men tho
hope geven schall, wethen muigen, wo sie sick
bei[ein]ander im ehestande holden schollen, geve
ick ehne, alse ein dener des heren in sinem namen
dessen bevelh.
Thom ersten. Gades geboth is, dat die man
sine ehefrouwen scholle leven alse de here Christus
seine gemeine geleveth, de sick sulvest vor se ge-
geven hefft, ock alse sin egen fleesch oder liff.
Thom andern gades gebot is, dat die ehe-
luide in der neringe einer dem anderen scholle
treuwelich helpen, ohre kinder de enne godt gifft,
in gades fruchten uptehen, unde sick mit guider
conscientien, dorch rechte billiche gottliche wege
mit einander ernehren.
Thom druidden, gades gebot is, dat eheluide1)
geluicke unde ungeluicke und alles, wat enne gott
thovöget, samptlich tho hope liden unde dragen
schollen, unde einer schall dem andern noch um
geluick edder ungeluick verlaten, gott de here
schede se denne sulvest durch den dodt, unde
schollen sick in allem ohrem ungeluicke des trosten,
dat se in gades ordenungh leven, daranne gott ein
wolgefallen hefft, unde worinne he de sinen nicht
trostlos bliven leth.
Wenn dat also gesecht edder gelesen, schall
die pastor bi namen den bruidegam unde de bruidt,
einen iglichen insonderheit fragen: N. bistu hir
N. nha dem vorgestelden bevele gades tho nehmen
tho diner rechten ehefrouwen, unde se nicht tho vor-
latende, sunder gott die here scheide ju sulvest?
So darup ja gesacht, frage he wider: N., bistu
hir N. nha vorgestelten bevehle gades tho dinem
rechten ehemanne tho nehmende, unde ehne nicht
tho vorlatende sunder gott de here scheide ju
sulvest; so se dartho ja gesecht, schollen se tho
hope gegeven werden mit diesen worden:
Nadem male gi beiden mit einem frien ja
iu hir vor dem angesichte gades unde desser
christlichen gemeine in den hilligen ehestandt mit
einander verplichten, so vertruwe und vorbinde
ick ju beide thosamen in den hilligen ehestandt
im namen des vaders, des söns unde des hilligen
geistes. Wath nu gott tho hope gefocht hefft, dat
schall de mensche nicht scheden. Gahet henn,
des heren gnade unde frede si mit ju. Amen.
Von den kranken.
Wen ein pastor tho kranken vorbödeschuppet
werth, schal hel willig unde unversumblich sein,
unde dat sacramente mit aller reverentie darsulvest
2) Die Worte „Thom drüdden“ bis „ehelüde“ fehlen
in I. 2.
bi dem kranken handelen, schall ehrlich mit einem
witten laken lathen decken, darup he dat hoich-
werdige sacramente handele, unde schall dat blodt
Christi uth dem kelcke, so bi der kercken sonst
nehn ander ehrlich gefethe were, vorreicken, unde
nicht uth gemeinen stopen edder gefethen, up dat
alles onhe argernisse mit christliker reverentie ge-
holden unde gebruket werde.
Bi den kranken, so dat sacramente entfangen
willen, schall desse ordenungh geholden werden.
Vor erst schall des kranken bicht edder be-
kenntnisse gehoret werden, wenn dat geschehen,
schall die pastor nha gelegenheit des krancken under-
richtinge dohn, unde enne uth dem worde gades
trosten, ock den gebruck des sacramentes kortlich
antogen; wenn dat geschehen, schall die pastor brodt
unde wein, so velhe he dartho bedarveth, nehmen unde
thorichten, unde wen dat geschehen, ersten mit
klaren worderen dat vader unse lesen , darna de
worth des avendmals Jesu Christi, ersten van
dem lichamme unde wenn de gelesen, dem kranken
den liff des heilen verrecken. Darnha schall he
de worde von dem blode Christi lesen, unde wehn
dat geschehen, schall he ehme dat blodt Christi
geven. Wehn dat nhu alles geschehen, schall he
den kranken mit der schrift in sinem lidende
trosten, unde tho der gedulth vermahnen, unde
enne hiermede gade allmechtigen in sine gnade
bevelen.
Tom beschlute.
Die pastorn scholen vor allen dingen daranne
sin, dat se sick in ehrem ampte rechtschapen,
flitich unde treuwelich in der lere, vormanunge,
unde strafe schicken, unde ock ein frahm gott-
fruchtigh, erbar, unstraflich leven th voren, up
dat se also nha dem bevelhe des heren de luide
mit rechter lere unde einem guiden levende tho
allen dögenden reize unde leide.
Dat volk schall wedderum ehre pastorn nha
gades bevelhe in ehren holden, se mit frundlichen
willen forderen, unde geven ehn, dat se plichtig
sein. So werth se samptlich gott der here an beiden
siden an liff unde seele luickseligen1). Wo se
anders dohn, werden se dorch gades rechtverdige
und nicht suimende gericht ahn liff unde seelhe vor-
derven, darvohr se godt gnediglich will bewaren.
Amen.
Dithmarus Koell Senator inclitae Reipu-
blicae Civitatis Hamburgensis, et Capitaneus in
Bergerdorpff subscipsit manu propria. Anno 15442).
1) I. 2 liest hier vollständiger: lückselige gedien
lathen. Der Druck von Geffcken zeigt hier durch....
eine Lücke an.
2) I. 2 hat diese Unterschrift nicht.
Die freie Reichsstadt Lübeck mit Landgebiet und Gemeinschaftsamt Bergedorf.
angesettet is, wil sick ock behoren, dat ein jeder-
man sick in dem ehestande alse in einer gottlichen
ordenungh gottfruchtigh schicke unde holde. Dat
nuhe diese iegenwerdige personen, de men tho
hope geven schall, wethen muigen, wo sie sick
bei[ein]ander im ehestande holden schollen, geve
ick ehne, alse ein dener des heren in sinem namen
dessen bevelh.
Thom ersten. Gades geboth is, dat die man
sine ehefrouwen scholle leven alse de here Christus
seine gemeine geleveth, de sick sulvest vor se ge-
geven hefft, ock alse sin egen fleesch oder liff.
Thom andern gades gebot is, dat die ehe-
luide in der neringe einer dem anderen scholle
treuwelich helpen, ohre kinder de enne godt gifft,
in gades fruchten uptehen, unde sick mit guider
conscientien, dorch rechte billiche gottliche wege
mit einander ernehren.
Thom druidden, gades gebot is, dat eheluide1)
geluicke unde ungeluicke und alles, wat enne gott
thovöget, samptlich tho hope liden unde dragen
schollen, unde einer schall dem andern noch um
geluick edder ungeluick verlaten, gott de here
schede se denne sulvest durch den dodt, unde
schollen sick in allem ohrem ungeluicke des trosten,
dat se in gades ordenungh leven, daranne gott ein
wolgefallen hefft, unde worinne he de sinen nicht
trostlos bliven leth.
Wenn dat also gesecht edder gelesen, schall
die pastor bi namen den bruidegam unde de bruidt,
einen iglichen insonderheit fragen: N. bistu hir
N. nha dem vorgestelden bevele gades tho nehmen
tho diner rechten ehefrouwen, unde se nicht tho vor-
latende, sunder gott die here scheide ju sulvest?
So darup ja gesacht, frage he wider: N., bistu
hir N. nha vorgestelten bevehle gades tho dinem
rechten ehemanne tho nehmende, unde ehne nicht
tho vorlatende sunder gott de here scheide ju
sulvest; so se dartho ja gesecht, schollen se tho
hope gegeven werden mit diesen worden:
Nadem male gi beiden mit einem frien ja
iu hir vor dem angesichte gades unde desser
christlichen gemeine in den hilligen ehestandt mit
einander verplichten, so vertruwe und vorbinde
ick ju beide thosamen in den hilligen ehestandt
im namen des vaders, des söns unde des hilligen
geistes. Wath nu gott tho hope gefocht hefft, dat
schall de mensche nicht scheden. Gahet henn,
des heren gnade unde frede si mit ju. Amen.
Von den kranken.
Wen ein pastor tho kranken vorbödeschuppet
werth, schal hel willig unde unversumblich sein,
unde dat sacramente mit aller reverentie darsulvest
2) Die Worte „Thom drüdden“ bis „ehelüde“ fehlen
in I. 2.
bi dem kranken handelen, schall ehrlich mit einem
witten laken lathen decken, darup he dat hoich-
werdige sacramente handele, unde schall dat blodt
Christi uth dem kelcke, so bi der kercken sonst
nehn ander ehrlich gefethe were, vorreicken, unde
nicht uth gemeinen stopen edder gefethen, up dat
alles onhe argernisse mit christliker reverentie ge-
holden unde gebruket werde.
Bi den kranken, so dat sacramente entfangen
willen, schall desse ordenungh geholden werden.
Vor erst schall des kranken bicht edder be-
kenntnisse gehoret werden, wenn dat geschehen,
schall die pastor nha gelegenheit des krancken under-
richtinge dohn, unde enne uth dem worde gades
trosten, ock den gebruck des sacramentes kortlich
antogen; wenn dat geschehen, schall die pastor brodt
unde wein, so velhe he dartho bedarveth, nehmen unde
thorichten, unde wen dat geschehen, ersten mit
klaren worderen dat vader unse lesen , darna de
worth des avendmals Jesu Christi, ersten van
dem lichamme unde wenn de gelesen, dem kranken
den liff des heilen verrecken. Darnha schall he
de worde von dem blode Christi lesen, unde wehn
dat geschehen, schall he ehme dat blodt Christi
geven. Wehn dat nhu alles geschehen, schall he
den kranken mit der schrift in sinem lidende
trosten, unde tho der gedulth vermahnen, unde
enne hiermede gade allmechtigen in sine gnade
bevelen.
Tom beschlute.
Die pastorn scholen vor allen dingen daranne
sin, dat se sick in ehrem ampte rechtschapen,
flitich unde treuwelich in der lere, vormanunge,
unde strafe schicken, unde ock ein frahm gott-
fruchtigh, erbar, unstraflich leven th voren, up
dat se also nha dem bevelhe des heren de luide
mit rechter lere unde einem guiden levende tho
allen dögenden reize unde leide.
Dat volk schall wedderum ehre pastorn nha
gades bevelhe in ehren holden, se mit frundlichen
willen forderen, unde geven ehn, dat se plichtig
sein. So werth se samptlich gott der here an beiden
siden an liff unde seele luickseligen1). Wo se
anders dohn, werden se dorch gades rechtverdige
und nicht suimende gericht ahn liff unde seelhe vor-
derven, darvohr se godt gnediglich will bewaren.
Amen.
Dithmarus Koell Senator inclitae Reipu-
blicae Civitatis Hamburgensis, et Capitaneus in
Bergerdorpff subscipsit manu propria. Anno 15442).
1) I. 2 liest hier vollständiger: lückselige gedien
lathen. Der Druck von Geffcken zeigt hier durch....
eine Lücke an.
2) I. 2 hat diese Unterschrift nicht.