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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (5. Band): Livland, Estland, Kurland, Mecklenburg, Freie Reichsstadt Lübeck mit Landgebiet und Gemeinschaftsamt Bergedorf, das Herzogthum Lauenburg mit dem Lande Hadeln, Hamburg mit Landgebiet — Leipzig: O.R. Reisland, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.27083#0454
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438

Das Herzogthum Lauenburg mit dem Lande Hadeln.

und des consistorii bescheid und urteil krefftig
und bei macht erkant und exequiret werden.
Es sollen auch die protocolla des consistorii
fleissig durch den secretarium aufgehoben, bei-
gelecht und vorwaret, und desgleichen alle ur-
teile in ein sonderlich urteilbuch des consistorii,
mit vormeldung des jahres und tages, wenn sie
gesprochen worden, getreulich und reinlich, umb
vieler ursachen willen, beschrieben werden.
Auch sollen in einem besondern buche, so
bei dem consistorio in steter bewahrunge sein
muss, deren namen so sich bei unserm super-
intendenten angegeben, kirchen- oder schul-
dienste begehret haben, und zugleich auch woher
sie bürtig, und wo sie sich enthalten, und was sie
für testimonia ihres vörigen wandels gehapt, an-
geschrieben werden, auf dass man aus solcher
nachrichtunge, deste ehe, wenn es not ist, be-
kante und vortrauete düchtige personen zu solchen
emptern zur hand haben müge.
Wo auch etwas dem consistorio fürfallen
würde, welches man gen hofe müste gelangen
lassen, sol solches mit der consistorialen sempt-
lichen rath und bedenken geschehen, und wollen
wir darauf jederzeit ohn verzug fürderligst be-
scheid geben, und in der execution notwendige
begerte hülfe leisten.
Wo auch solche sachen für fallen solten, darin
umb nötiger ursachen willen, zusammenkunfte
oder tageleistunge müsten gehalten werden, wollen
wir auf anbrengen des consistorii, die leute und
parte, so dazu gehörig, zu rechter zeit vortagen
und erfodern, und in beisein etlicher von unsern
consistorialen fleissig alles abhören und ent-
scheiden.
Was in sachen dem consistorio angehörig,
für ordnung und process, bei einer jeden zu
halten, achten wir von unnöten lenglich für-
zuschreiben , sondern stellen solches alles heim
unsern consistorialen, ihrer discretion und christ-
licher treue und billigkeit, hirin, nach jeder
sachen beschaffenheit zu gebrauchen, dass allen
dingen seine billige und gebürende masse und
entrichtunge gegeben, und niemand an seinem ge-
bürenden rechte gekrenket werde.
Das fünfte theil dieser kirchenordnung.
Von ehesachen.
Eie unleugbare tegliche offentliche erfahrunge
bezeuget leider allzu sehr, dass in den hohen und
heiligen ehe und heiratssachen oft und viel mal
ganz ergerlich, leichtfertig, viehisch und unchrist-
lich, ohn ware anrufunge und ernste furcht gottes
vorfaren, und derhalben auch schwere, harte un-
gnaden und strafen gottes im menschlichen ge-

schlechte allhie auf erden schrecklich genuch her-
nach drücken, und unaufhörlich geheufet werden,
wie dann auch solches allerzeit nimmer ausgeblieben
ist. Wie dann zwar Moses unter andern sünden,
welche den gar greulichen grimm göttliches eifers
und zorns, der allgemeinen sindfluth, zu vorderb
aller menschen auf erden vorursachet haben, aus-
drucklichen auch dieser meldunge thut, dass die
kinder gottes, das ist das volk und gemeine gottes,
nicht mehr haben die vorige, gott wolgefellige, ge-
wöntliche und gebreuchliche ordnunge in heiraten
gehalten, sondern nur ihres eigen fleisches lüsten
und begirden nach, auch ihres gefallens weiber
genommen, sich auch nicht einreden lassen wollen,
obs gott gefellig oder nicht, obs recht und im-
billig, sondern wie es dem fleische und unzeit-
liger, unchristlicher brunst geliebet, ihres ge-
fallen mit dem heiraten vorfahren. Und gleiches
falles hat unser getreuer erlöser Jesus Christus
kurz für seinem leiden und sterben uns alle
fleissig vorwarnet, dass wir, auf welche numehr
die letzte zeit der welt, und derselbigen unfletiger
schlamm und stinkende heben geraten ist, uns
hirin dieser zeit mit ernstem fleisse wol fürsehen
sollen, dass wir in gleiche sünde itziger zeit uns
nicht einflechten. Sintemal wie für der sind-
fluth es in ehesachen mit diesen und andern greu-
lichen sünden ergangen, also auch am ende der
welt erfolgen werde, weil die wahre furcht gottes
erloschen, und allerhand bossheit uberhand nemen
werde.
Dieweil dann auch diss ins ampt einer jeden
christlichen obrigkeit gehöret, dass sie mit allem
ernst und eifer bei ihren unterthanen alle un-
zucht, unchristliche vormischunge, hurereie, ehe-
bruch auch unordnungen in heiraten dadurch
gottes schwere strafen erreget werden, strafen,
steuren und wehren sol und muss, und wo hierin
eine obrigkeit ihres ampts und gottes befehls vor-
gisset, gott mit seinem gerichte nicht hinderzeucht,
noch aussen bleibet, wie geschrieben stehet: die
hurer und ehebrecher wirt gott richten. Auch
damit gottes zorn nicht gedempfet, sondern viel
mehr angezündet wirt, wenn man nur mit gelt-
busse hurereie und ehebruch strafet, und solche
greuel den leuten gleich als umb gelt verkauft,
wodurch nur gott vorspottet und vorlachet wirt.
So wollen wir mit rat, hülf und zuthunde unsers
vorordenten consistoiii allewege daran sein, dass,
nach beschriebenen kaiserrechten und der sachen
beschaffenheit, wie wir dann auch allbereit hie-
bevor angefangen haben, alle unnatürliche vor-
mischungen, blutschanden, ehebrecher und ehe-
brecherinnen, und welche andern leuten ihre
kinder und vorwante dieblichen und heimlich
wegfüren, oder auch notzüchtigen, ihre ehegaden
bösslich und unchristlicher weise verlassen, und
 
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