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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (5. Band): Livland, Estland, Kurland, Mecklenburg, Freie Reichsstadt Lübeck mit Landgebiet und Gemeinschaftsamt Bergedorf, das Herzogthum Lauenburg mit dem Lande Hadeln, Hamburg mit Landgebiet — Leipzig: O.R. Reisland, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.27083#0468
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452

Das Herzogthum Lauenburg mit dem Lande Hadeln.

Forma publicae poenitentiae et absolutionis.
Mit solcher leute öffentlicher buss und ab-
solution wollen wir es bei der gemeinen weise,
gestalt und art, auch in diesen niedersechsischen
kirchen bewenden lassen, wie es damit in vielen
der Augspurgischen confession vorwanten kirchen
gehalten wirt. Nemlich, wenn ein offenbarer
sünder sich seins pastoren vormanunge zur
busse, wie gehöret, lesset zu herzen gehen, dass
er seine sünde, wie itzt gehöret, erkennet, be-
kennet und vergebunge derselbigen, und also auch
die absolution und das heilige abendmal be-
geret, vorsönunge mit der kirchen bittet, und
seines lebendes besserunge treulich und mit ernste
zusagt, so wird die grosse excommunicatio und
bann, davon oben gesagt worden, mit ihme, als
seinem sanabili und gehorsamen, billig unterlassen,
aber wegen des eingefüreten und öffentlichen ge-
gebenen ergernisses, wie recht und billig ist, ab-
zuschaffen , wirt er zu der öffentlichen buss und
absolution vorwiesen, auf dass, wer öffentlichen und
freventlichen sündiget, auch für der gemeine wieder-
umb öffentliche busse thue, und mit der kirchen
also ausgesünet werde.
Und nimpt der pastor einen solchen, den
er öffentlichen absolviren wil, auf einen sontag, auf
welchen die heilige communio gehalten wirt. und
füret ihn fürs altar, lesset ihn allda in beisein
seiner freunde, zween, öffentlichen für der gemeine
auf seine knien sitzen, und spricht zu dem volke
nachfolgender weise und inhalts:
Lieben freunde in Christo. Es ist gottes des
allmechtigen ernster wille und befehl, dass in
seinem grossen hause der heiligen christlichen
kirchen, durch die diener des heiligen predig-
ampts sollen alle grobe und öffentliche ergerliche
sünde scharf gestrafet, und die unbussfertige, hals-
starrige ubertreter, wegen solcher ihrer sünden
aus der gemeine gottes ausgeschlossen werden, auf
dass hiedurch solche sünder für sich, und auch andere
leute neben ihnen lernen ihre sünde, und den
ernsten grimm, zorn und urteil gottes wider die
sünde von herzen erkennen, und damit keinen
scherz treiben, sondern ohn verzug von der sünden
mit ernste sich in der zeit der gnaden zu gott
bekeren, auf dass inen wiederumb gnade von
gott widerfaren, und sie nicht sterben noch ver-
derben mügen, wie gott selber spricht: So war
ich lebe, habe ich nicht lust an des gottlosen
tode, sondern dass er sich bekere und lebe,
Ezech. 18. Und bekeret euch zu mir, spricht
der herr Zebaoth, so wil ich mich zu euch bekeren,
spricht der herr Zebaoth, Zach. 1. Wie er denn
dieses sein gnediges herze gegen die bussfertige
sünder, so zu ihm wieder keren, von anbegin der
welt, mit Adam und Eva, Aaron, David, Manasse,

Maria Magdalena, dem vorloren sohn, Petro,
Paulo und dem mörder am creuze genugsam be-
zeuget hat. Und derwegen auch den dienern
seines worts mit ernste eingebunden und auf-
erlegt, dass sie nicht alleine halsstarrige unbuss-
fertige sünder in kraft des bindeschlüssels, in
ihren sünden binden, und ihnen dieselbige be-
halten, sondern die bussfertige und widerkerende
sünder von ihren sünden und gottes zorn lösen
und frei zelen sollen.
Es ist aber auch (leider) bekand, das gegen-
wertige persone N. mit seinen schrecklichen sünden,
N. eine raume lange zeit her, durch getriebe des
leidigen bösen feindes, und seines eigenen vor-
derbten fleisches unart die gemeine gottes allhie
gröblich vorergert, gottes zorn und ungnade da-
durch wider sich und diese unse gemeine heftig
erreget und gereizet hat.
Aber weil er, da er hierumb nach Christi
befehl angeredet, zur busse vormanet, und was
ihm für gefahr daher entstanden sei, von mir,
als seinen seelssorger, im beisein frommer christen,
ist erinnert worden, sich hat gewinnen lassen,
seine sünde herzlich erkand und bekand, die-
selbige sampt dem ergerniss herzlich bereuet, vor-
gebunge derselbigen von gott durch Christum und
vorzeihunge des ergernisses, und auch wiederumb
vorsönunge mit der kirchen begeret, und er auch
der ursachen hie für euch allen als ein buss-
fertiger erscheinet, und also mit der that be-
zeuget, dass ihm solche und alle seine andere
sünde leid sein, und vorgebunge derselbigen von
gott dem vater im namen Jesu Christi, im glauben
an seinen namen bittet und suchet, und sein leben
zu warer, bestendiger besserunge mit gottes gnaden
zu richten sich vorpflichtet, und mit der ganzen
kirchen, welche er bis daher gröblichen vorergert,
sich wiederumb zu vorsönen, und wiederumb für
ein gliedmas derselbigen angenommen zu werden,
demütiglichen und umb gottes willen begeret.
So sollen und wollen wir ihn nach unsers lieben
herrn und heilandes Jesu Christi, und seiner
heiligen aposteln befehl und ordnung, von allen
diesen seinen sünden auch loss sprechen, sein ge-
gebenes ergernisse vorzeihen, und zu der gemein-
schaft der heiligen christlichen kirchen Christi
(davon er sich selbst mit seinem gottlosen wesen
und ergerlichen sünden abgeschnitten hatte) wieder-
umb hiemit annemen, und wollen auch gott ernst-
lich für diese persone bitten, er wolle ihr gnedig
sein, und hinfurt sie und uns alle für solche und
andere schwere sünde, laster, schande und ergernis
gnediglichen behüten und bewaren. Darauf lasset
uns gott anrufen, und mit andacht beten: Vater
unser, der du bist im himmel, geheiliget etc.
Hierauf lieset der pastor, oder singet mit der
kirchen einen psalm, als den 67.: Es wolt uns
 
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