Landes, in der Börde Sittensen) besaßen die Bischöfe von Verden die Diözesanrechte, und damit gehörten
diese Gebiete zur Erzdiözese Mainz 23. - Die kirchliche Verwaltung und Gerichtsbarkeit versahen die Archi-
diakone, die zwar vom Erzbischof bzw. Bischof eingesetzt wurden, danach aber die volle Vertretung des Erz-
bischofs oder Bischofs in ihrem Bezirk innehatten, wobei diesem nur eine beschränkte Gerichtsbarkeit ver-
blieb, die er durch einen Offizial ausüben ließ 24. Den Archidiakonen lag auch größtenteils die Besetzung der
Pfarrstellen ob. Vom bremischen Erzbischof selbst wurden relativ wenige Pfarren besetzt, um 1616 nur
noch: Vörde, Kuhstedt, Twielenfleth, Grünendeich, Otterstedt und Rhade 25. Während in den meisten Ter-
ritorien Niedersachsens, die die Reformation einführten, die Archidiakone ihr kirchliches Aufsichtsrecht
verloren und die neugegründeten Superintendenturen und Inspektionen der weltlichen und nicht der
ehemaligen kirchlichen Gebietseinteilung angepaßt wurden 26, spielte das kirchliche Aufsichtsrecht der
Archidiakone im Erzstift Bremen eine wichtige Rolle, solange das Erzstift existierte, abgesehen von den
Städten mit ihrer Sonderentwicklung. Die Archidiakonate waren z. T. mit bestimmten Domherrnstellen
verbunden 27. Am mächtigsten war der bremische Dompropst, in dessen Hand sich die meisten Pfarren
des Erzstifts befanden 28. Am Ende des 16. Jh.s haben sich die Dompröpste in ihrem Gebiet in besonderer
Weise um die Ordnung des evangelischen Kirchenwesens verdient gemacht. Daneben trat bei der Refor-
mation des Landes der Archidiakon von Wursten, dessen Propstei sich noch darüber hinaus über Ha-
deln, das bremische Amt Bederkesa und über Lehe erstreckte 29, in den Vordergrund. Er hatte auch noch
um 1585 in Wursten alle Vikarien, Pastoreien, Kommenden usw. zu verleihen und bei allen Kirchen
das ius praesentandi et conferendi mit Ausnahme Midlums und Spiekas, wo er nur die Kollation, das
Kloster Neuenwalde aber die Präsentation hatte. Auch das Sendgericht wurde vom Archidiakon weiter
ausgeübt, wenn auch nicht ganz uneingeschränkt bzw. unangefochten 30.
Folgende Erzbischöfe regierten das Erzstift Bremen in den Zeiten der Reformation und der Aus-
bildung des evangelischen Kirchenwesens:
1511-1558 Christoph von Braunschweig-Wolfenbüttel, ein Bruder des Herzogs Heinrich des Jün-
geren, seit 1502 Administrator und seit 1505 regierender Bischof von Verden.
1558-1566 Georg von Braunschweig-Wolfenbüttel, ein Bruder seines Vorgängers Christoph und
Herzog Heinrichs des Jüngeren, seit 1553 Bischof von Minden, 1558 auch Bischof von Verden, vor dem
Antritt seiner Regierung in Bremen und Verden u. a. Dompropst zu Bremen und Köln.
23 Vgl. E. v. Lehe, Grenzen und Ämter, 2. 19; B. Engelke, Die Grenzen und Gaue der älteren Diözese Verden, in:
NJb 21 (1949), 63ff., bes. 68f., Anm. 18; H. P. Siemens, 297f.
24 Zur Archidiakonatsverfassung im allgemeinen vgl. P. Hinschius, System des katholischen Kirchenrechts II.
1878, 183ff.; A. Hauck, Kirchengeschichte Deutschlands IV. 1903, 9jf.V. 1920, 221ff.; A.Werminghoff ,Ver-
fassungsgeschichte der deutschen Kirche im Mittelalter 2. 1913, 154ff.; H. E. Feine, Kirchliche Rechtsgeschichte
I 2. 1954, 195f.; E. Wolf, Ordnung der Kirche. 1961, 191. Zur Entwicklung der Archidiakonatsverfassung in den
Diözesen Bremen und Verden vgl N. Hilling, Die bischöfliche Banngewalt, der Archipresbyteriat und der Archi-
diakonat in den sächsischen Bistümern, in: Archiv für kath.Kirchenrecht 80 (1900), 649ff. Über die Archidiäkone
in Bremen auch A. Müller, 85ff.; G. v. d. Osten - R. Wiebalck, 58. 64f.; E. v. Lehe, Die kirchlichen Ver-
hältnisse, 149 u.ö. Zu Verden vgl. im übrigen unten „Stift Verden“. Vgl. auch J. Heckel, aaO. 217jf.
25 Vgl. die Konsistorialordnung, unten S. 34.
26 Vgl. H.W. Krumwiede, Die Gliederung der evangelischen Kirche in Niedersachsen, in: Neues Archiv für Nie-
dersachsen, Jg. 1953, Heft 1/2, 39ff. 27Vgl.N. Hilling, aaO.; A.Müller, 70.
28 Vgl.W. v. Hodenberg, Geschichtsquellen I, 21jf. (Stader Copiar); ders., Diöcese Bremen I, 193ff.; A. Müller,
87. 29 Vgl. W. v. Hodenberg, Geschichtsquellen I, 54f. (Stader Copiar); ders., Diöcese Bremen I, 235ff.
30 Nach einem Bericht des Pastors Bertram Schramm (s. unten) vom 2. Januar 1585; vgl. R.Wiebalck, Kirche
Wurstens, 116. Betr. das Sendgericht heißt es ebd.: Belangend de excessus, so in karken, up karkhoven gescheen,
de alle fallen dem herrn prowest, und sin dersulwige vele bi minen tiden afgehandelt. Wat averst andrept de excesse,
so in pastorn- edder der vikarien huse, ock in küsterien geschehen, hölt woll de her prowest vest darup, lecht ock vör
de privilegia capituli Bremensis, darin denne so wol de frede der karken und karkhove alse der andern geistliken huse
und hove gedacht. A verst idt schinet, dat de vögde solckes vermenen mit dem landrechte bitoleggende, und wart düsse
frage up beiden siden noch hüte dages ventileret. — Wurster Sendkirchen waren Dorum, Wremen, Imsum; man
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diese Gebiete zur Erzdiözese Mainz 23. - Die kirchliche Verwaltung und Gerichtsbarkeit versahen die Archi-
diakone, die zwar vom Erzbischof bzw. Bischof eingesetzt wurden, danach aber die volle Vertretung des Erz-
bischofs oder Bischofs in ihrem Bezirk innehatten, wobei diesem nur eine beschränkte Gerichtsbarkeit ver-
blieb, die er durch einen Offizial ausüben ließ 24. Den Archidiakonen lag auch größtenteils die Besetzung der
Pfarrstellen ob. Vom bremischen Erzbischof selbst wurden relativ wenige Pfarren besetzt, um 1616 nur
noch: Vörde, Kuhstedt, Twielenfleth, Grünendeich, Otterstedt und Rhade 25. Während in den meisten Ter-
ritorien Niedersachsens, die die Reformation einführten, die Archidiakone ihr kirchliches Aufsichtsrecht
verloren und die neugegründeten Superintendenturen und Inspektionen der weltlichen und nicht der
ehemaligen kirchlichen Gebietseinteilung angepaßt wurden 26, spielte das kirchliche Aufsichtsrecht der
Archidiakone im Erzstift Bremen eine wichtige Rolle, solange das Erzstift existierte, abgesehen von den
Städten mit ihrer Sonderentwicklung. Die Archidiakonate waren z. T. mit bestimmten Domherrnstellen
verbunden 27. Am mächtigsten war der bremische Dompropst, in dessen Hand sich die meisten Pfarren
des Erzstifts befanden 28. Am Ende des 16. Jh.s haben sich die Dompröpste in ihrem Gebiet in besonderer
Weise um die Ordnung des evangelischen Kirchenwesens verdient gemacht. Daneben trat bei der Refor-
mation des Landes der Archidiakon von Wursten, dessen Propstei sich noch darüber hinaus über Ha-
deln, das bremische Amt Bederkesa und über Lehe erstreckte 29, in den Vordergrund. Er hatte auch noch
um 1585 in Wursten alle Vikarien, Pastoreien, Kommenden usw. zu verleihen und bei allen Kirchen
das ius praesentandi et conferendi mit Ausnahme Midlums und Spiekas, wo er nur die Kollation, das
Kloster Neuenwalde aber die Präsentation hatte. Auch das Sendgericht wurde vom Archidiakon weiter
ausgeübt, wenn auch nicht ganz uneingeschränkt bzw. unangefochten 30.
Folgende Erzbischöfe regierten das Erzstift Bremen in den Zeiten der Reformation und der Aus-
bildung des evangelischen Kirchenwesens:
1511-1558 Christoph von Braunschweig-Wolfenbüttel, ein Bruder des Herzogs Heinrich des Jün-
geren, seit 1502 Administrator und seit 1505 regierender Bischof von Verden.
1558-1566 Georg von Braunschweig-Wolfenbüttel, ein Bruder seines Vorgängers Christoph und
Herzog Heinrichs des Jüngeren, seit 1553 Bischof von Minden, 1558 auch Bischof von Verden, vor dem
Antritt seiner Regierung in Bremen und Verden u. a. Dompropst zu Bremen und Köln.
23 Vgl. E. v. Lehe, Grenzen und Ämter, 2. 19; B. Engelke, Die Grenzen und Gaue der älteren Diözese Verden, in:
NJb 21 (1949), 63ff., bes. 68f., Anm. 18; H. P. Siemens, 297f.
24 Zur Archidiakonatsverfassung im allgemeinen vgl. P. Hinschius, System des katholischen Kirchenrechts II.
1878, 183ff.; A. Hauck, Kirchengeschichte Deutschlands IV. 1903, 9jf.V. 1920, 221ff.; A.Werminghoff ,Ver-
fassungsgeschichte der deutschen Kirche im Mittelalter 2. 1913, 154ff.; H. E. Feine, Kirchliche Rechtsgeschichte
I 2. 1954, 195f.; E. Wolf, Ordnung der Kirche. 1961, 191. Zur Entwicklung der Archidiakonatsverfassung in den
Diözesen Bremen und Verden vgl N. Hilling, Die bischöfliche Banngewalt, der Archipresbyteriat und der Archi-
diakonat in den sächsischen Bistümern, in: Archiv für kath.Kirchenrecht 80 (1900), 649ff. Über die Archidiäkone
in Bremen auch A. Müller, 85ff.; G. v. d. Osten - R. Wiebalck, 58. 64f.; E. v. Lehe, Die kirchlichen Ver-
hältnisse, 149 u.ö. Zu Verden vgl. im übrigen unten „Stift Verden“. Vgl. auch J. Heckel, aaO. 217jf.
25 Vgl. die Konsistorialordnung, unten S. 34.
26 Vgl. H.W. Krumwiede, Die Gliederung der evangelischen Kirche in Niedersachsen, in: Neues Archiv für Nie-
dersachsen, Jg. 1953, Heft 1/2, 39ff. 27Vgl.N. Hilling, aaO.; A.Müller, 70.
28 Vgl.W. v. Hodenberg, Geschichtsquellen I, 21jf. (Stader Copiar); ders., Diöcese Bremen I, 193ff.; A. Müller,
87. 29 Vgl. W. v. Hodenberg, Geschichtsquellen I, 54f. (Stader Copiar); ders., Diöcese Bremen I, 235ff.
30 Nach einem Bericht des Pastors Bertram Schramm (s. unten) vom 2. Januar 1585; vgl. R.Wiebalck, Kirche
Wurstens, 116. Betr. das Sendgericht heißt es ebd.: Belangend de excessus, so in karken, up karkhoven gescheen,
de alle fallen dem herrn prowest, und sin dersulwige vele bi minen tiden afgehandelt. Wat averst andrept de excesse,
so in pastorn- edder der vikarien huse, ock in küsterien geschehen, hölt woll de her prowest vest darup, lecht ock vör
de privilegia capituli Bremensis, darin denne so wol de frede der karken und karkhove alse der andern geistliken huse
und hove gedacht. A verst idt schinet, dat de vögde solckes vermenen mit dem landrechte bitoleggende, und wart düsse
frage up beiden siden noch hüte dages ventileret. — Wurster Sendkirchen waren Dorum, Wremen, Imsum; man
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