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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0049
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Agenda Wursatorum 1574

vel kostbarer als gold to achten, unde de uns der
werdige und hillige mann Gades, Lutherus, in han-
den gegeven. Der syn ok vele redlicke lüde hier to
lande, de düt dürbare 5 bok gekoft unde darin flie-
tigen forschen unde lesen. Godt erholde dat wort
up ere lateste nakamen, als wy nig twyfeln willen,
unde late uns davor danknamiger 6 werden. Darum
beflitigen wy uns ok als dener unses Heren, wel-
kem wy am evangelio denen, olde unde junge so
to underwysen, als et unse beroep will unde wy et
vor Gade verantworten willen, unde na der ver-
manung des hilligen apostels Paulus [1. K 14, 40:]
dohen sehen, dat alles ordentlik by uns togae, woto
Godt synen segen uns verlenen wolle. So willen wy
denn, als ok dat ganze land to Wursten angenamen,
dat Gades wort na synen willen schall verkundigt
werden, ok de hilligen sacramente recht handhavet
syn, ane tosatt der minschen. Bliven unse nakamen
daby bet an den dag, wenn de Here kamen ward,
de levendigen unde doden to richten, weren se wol
fahren unde salig werden. Wy bekennen uns ok to
de confeßie, de int jaer 1530 unsen gnedigen kaiser
Karl to Augsburg is overgeven 7. Desgliken nehmen

to Lübeke 1532, des Dinstedages na der Pasche-

weke in myner affreyse. (Wiedergabe des Textes auf
Grund des Exemplars der Niedersächs. Staats- und

Universitätsbibliothek Göttingen: 20 Bibl. II 547.

Die Schreibweise der Vorrede ist vereinfacht.) -
Eine eingehende Beschreibung der Bibel auf Grund
des Exemplars der Stader Predigerbibliothek vgl.
bei K. Schroeder, Eine niederdeutsche Bibel in
Stade, in: Stader Archiv NF 7 (1917), 30-49. In der
Folgezeit wurde die Bibel noch wiederholt aufgelegt.
Vgl. Borchling und Claußen I, 529ff. 558f.
608ff.; auch Fritzsche-Nestle, RE 3 3, 73f.;
H. Volz, RGG 3 I, 1206.

5 = kostbare; vgl. Schiller und Lübben I, 600f.;
Lasch und Borchling I, 498.

6 = dankbarer; vgl. Schiller und Lübben I, 482;
Grimm, Deutsches Wörterbuch II (1860), 738;
Lasch und Borchling I, 395.

7 Die Wurster bekennen sich also zu der unveränderten
Augsburgischen Konfession (Bek. Schr., 44 ff.).

8 Bek. Schr., 501 ff.

9 In einzelnen Kirchspielen gab es schon vor der Refor-

mation Schulmeister, die vermutlich in der Regel

gleichzeitig das Küsteramt versahen. Für Dorum ist

schon 1514 ein Schulmeister bezeugt. Midlum stellte
1599 einen besonderen Schulmeister ein, während

vorher der Küster Unterricht erteilt hatte. In an-
deren Kirchspielen haben nach der Reformation die

Pastoren teils während ihres Studiums, oft auch

noch als Vikare, manchmal auch noch als Pastor den

wy den catechismum Lutheri 8, seel. gedächtnisses,
an, unde willen, dat de jugend na dissem bok in
unsern kerken unde scholen 9 schall underwiset we-
ren. Als ok Godt w ard gnade verlenen unde de
stende dahen sehen willen, dat doegtsame 10 man-
nen bestellt werden, de sulk lehramt in kerken unde
scholen föhren. Un ok allerdings et nodig deit, de
kerkengöder to verbetern unde nig to verschlim-
mern 11, da de arne 12 so grot, der arbeider weinig
[Mt 9, 37; Luk 10, 2], unde wat wy seien, segt Pau-
lus [Gal 6, 7], werden wy ok arnen. Alle godtfruch-
tige minschen wollen sik dat allgemene beste to
harten gaen laten unde unse vermahnunge folgen.
Als den ok dit ganze kerkenbok, darin ene ordnung
entholden is, von uns Gade dem allmechtigen to
lave unde ehren is verfatet. De erholde dat reine
licht des evangelii up unse nakamen. Amen. Ge-
schreven am dage des hilligen lehrers Martini to
Dornem, des jares 1574 13.

Bertramus Schramm, karkhere to Dornem 14.

Desgelieken Hermannus Oettinger, karkhere
tor Kappel 15.

Unterricht mit übernommen. Die Notwendigkeit, für
den Schulunterricht Mittel zu beschaffen, war für die
Kirchgeschworenen ein weiterer Anlaß, um nach
Vikarien- und Kommenden-Gütern ihre Hand aus-
zustrecken (vgl. oben, Einleitung S. 9). Bis 1632
bekamen sie, insbesondere zu Schulzwecken, in Wre-
men, Misselwarden, Mulsum, Padingbüttel, Dorum
Pfründen in die Hand, während andere Pfründen
von ihnen zur Kirche zurückgebracht wurden. Vgl.
R.Wiebalck, Kirche Wurstens, 120f.; J. M. Reu
I, 3, 1, 2, 801*; auch E. v. Lehe, Die kirchlichen
Verhältnisse, 194f.

10 = taugliche, tüchtige, tugendhafte; vgl. Lasch und
Borchling I, 439. 11 Vgl. Einleitung, oben S. 9.

12 = Ernte; vgl. Schiller und Lübben I, 128;
Lasch und Borchling I, 123.

13 Druckvorlage: 1534. Vgl. dazu Einleitung, oben S. 9.

14 Bertram Schramm, geboren 1534, 1554-1565 Pa-
stor zu Mulsum (Wursten), 1565-1593 Pastor zu
Dorum (1. Pfarrstelle); vgl. R. Wiebalck, Kirche
Wurstens, 128f.; Ph. Meyer, Pastoren II, 162.
I, 206.

15 Hermann Oettinger ist als Pastor von Kappel für die
Jahre 1573-1577 nachweisbar. Vor 1573 (1573 als
Hermann Otken im Neuenwalder Urkundenbuch,
Nr. 235) ist er als solcher urkundlich nicht bezeugt,
1582 ist er schon tot. Vgl. G. v. d. Osten-R. Wie-
balck, 156. 309; R.Wiebalck, Kirche Wurstens,
115. 129; J. M. Reu I, 3, 1, 2, 800*. (Ph. Meyer,
Pastoren II, 7, ist danach zu berichtigen.)

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2 Sehling, Niedersachsen II/l
 
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