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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0050
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2. Reformation und ordnung,

so wir, von Gottes gnaden Heinrich, postulirter erzbischoff zu Bremen, administrator
der stifte Oßnabrugk und Paderborn, herzogk zu Sachsen, Engern und Westphalen
etc., mit radt unsers domcapittels und landschaft in etzlichen gemeinen sachen unsers
erzstifts Bremen undertanen zu wolfart und guetem haben gemachet
und aufgerichtet ao. etc. 801
[Auszug]

Obwoll die römische kay. ma[jeste]tt, unser aller-
gnedigster her, auf jungst zu Franckfurdt anno
etc. 77 gehaltenem deputationtage mit radt und
willen churfursten, fursten und stenden des hey-
ligen römischen reichs, wie dan auch von ihrer rom.
kay. ma[jeste]tt löblichen vorfahren und eltern ge-
schehen, zu erhaltung gueter policey und ordnung
eine policeyordnung 2 beschlossen und in das hey.
reich publiciren lassen, wir 3 auch, sobalt solche
ordnung in den druck verfasset gew esen und die zu
unsern handen komen, auf gemeinem landtage
unsers erzstifts Bremen 4 die den stenden und un-
dertanen daselbst haben vorhalten und publiciren
lassen, dieselbe auch daßmall von ihnen mit schul-
digem, undertenigem gehorsam angenommen, so
befinden wir doch, das gleichwoll dieselbige bei
etzlichen wenig geachtet, und das der nicht alleine
in vielen punkten nicht nachgelebet, sondern auch
teglich je mehr und mehr unordnung in einem und
andern einreissen und zu beschwer und verderb der
armen undertanen gereichen. Alß haben wir ge-
achtet, unsers ampt[s] 5 zu sein, darinne geburlichs

1 Druckvorlage: Niederschrift bzw. Entwurf aus dem
Staats-A. Hann.: Stade Br. Arch. Des. 5b Fach 136
Nr. 118, 1. Stück.

2 Der römischen kayserlichen majestät reformirte und
gebesserte policeyordnung, zu beförderung gemeines
guten bürgerlichen wesen und nutzen auf anno l577
zu Franckfort gehaltenem reichs-deputationtag ver-
faßt und aufgericht; vgl. Koch-Senckenberg,
Neue und vollständigere Sammlung der Reichs-
Abschiede. 1747, 3. Th., 379ff. Die Ordnung fußt auf
den älteren Reichspolizeiordnungen von 1530 (Koch-
Senckenberg, aaO. 2. Th., 332ff.) und 1548
(ibid., 587 ff.), beide zu Augsburg aufgestellt. - Zu

den Reichspolizeiordnungen, auch über ihr Verhält-

nis zur Peinlichen Halsgerichtsordnung von 1532
(Carolina), vgl. J. Segall, Geschichte und Straf-

recht der Reichspolizeiordnungen von 1530, 1548

und 1577. Jur. Diss. Gießen 1914. - Zitate älterer

Texte innerhalb unserer Anmerkungen sind in der

einsehens und verordnung zu tuen, und demnach
mit radt, wissen und bewilligung unsers bremischen
domcapittels und landschaft folgende gemeine und
neben deme auch in eines jedes ort und ampts
unsers erzstifts sonderlichs satzung und ordnung,
nachdem es eines jeden orts gelegenheit hat erfor-
dern und leiden wöllen, gemachet 6, welche mehrer-
teils auß obberurten des heyligen reichs, zum teil
auch in andern furstentumben und landen außge-
gangenen policeyordnungen und -satzungen gezogen
und begriffen, und derentwegen unsere undertanen
sich deren desto weiniger haben zu beschweren.

Befehlen demnach allen und jeden unsern under-
tanen, was stands die sein, das sie sich derselbigen
und dieser gemeinen ordnung gehorsamblich halten
und dawider nicht handlen, auch unsern landdro-
sten, drosten, amptleuten, richtern, voigten und
bevelichabern, sowol auch denen, die eigene ge-
richte auf dem lande oder in den stedten unsers
erzstifts haben, das sie ernstlich daruber halten, so
lieb einem jeden sei, unsere ungnade und gebür-
liche straffe zu vormeiden 7.

Regel in vereinfachter Schreibweise wiedergegeben.

3 Druckvorlage: wie.

4 Nämlich auf dem Landtag von 1579; vgl. das Edikt
des Erzbischofs Heinrich „Von wucherlichen con-
tracten“ vom 9. Dezember 1580, gedruckt im An-
hang zu „Der Herzogthümer Bremen und Verden
Policey-Teich-Holtz-und Jagt-Ordnung...
Stade... 1732...“, vgl. dort S. 935. 936.

5 Der Rand des Blattes der Druckvorlage ist hier et-
was beschädigt.

6 Vgl. Einleitung, oben S. 11f.

7 Die Vorrede zeigt deutliche Verwandtschaft mit der
Vorrede der Lüneburger Polizeiordnung von 1564
„Reformation vnd Ordnung vnser von Gottes gna-
den Heinrichen vnd Wilhelmen der Jüngern gebrü-
dern / Hertzogen zu Brunschweig vnd Lünenburg /
so wir in etlichen gemeinen sachen vnsern Vnter-
thanen zu wolfart vnd gutem haben gemacht / Anno
1564. Wittemberg. Anno 1564“. Vgl. ebd. Bl. A II.

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