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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0057
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3. [Vörder] Kirchenordnung.

[ 1582] 1

Als der hochwirdigster, durchleuchtiger, hoch-
geborner furst und herr, herr Heinrich, postulirter
erzbischoff zu Bremen, administrator der stift Oßna-
brugk und Paderbornn etc., herzogk zu Sachsen,
Engern und Westphalen, Godt dem allmechtigen
zu lobe und der gemeine zue Vörde zu sonderlichem
troste, ihrer seelen heil und seligkeit itziger zeit
noch eynen prediger bestelt und angenohmen, ist
zwischen dem alten pastori, hern Hermanno Gle-
den 2, und seinem itzigen zugeordenten collega, Ma-
gistro Henrico Steinmetz 3, aus bevelich und gueter-
achten hochstgedachtes hern erzbischoffen nach-

1 Druckvorlage: Zeitgenössische Abschrift aus dem
Staats.-A. Hann.: Stade Br. Arch. Des. 5 b Fach 157
Nr. 20. — Vermutlich gab es schon vor 1250 eine
Ortskirche oder Kapelle in Vörde. Die früheste
sichere Nachricht enthält aber erst eine Urkunde
des Erzbischofs Giselbert von 1282 (Neuenwalder
Urkundenbuch Nr. 7). 1344 spendete der Burg-
vogt Ritter Hinrik von Issendorf einen Beitrag
zum Neubau einer Kirche in Vörde, der ver-
mutlich um 1350 zustande kam, und stattete den
Pfarrer, einen Vikar vom Altar des hl. Kreuzes, den
Kaplan, die Vorsteher, Schulmeister und Glöckner
mit Beträgen aus. Daher behielten die von Issendorf
in der Folgezeit das Präsentationsrecht, während
alle anderen Rechte an der Vörder Kirche dem Erz-
bischof zustanden. Vörder Register (W. v. Hoden-
berg, Geschichtsquellen II, 3; ders., Diöcese Bre-
men I, 66 f.): Item collatio et tota dispositio ecclesie
parrochialis ibidem et omnium aliorum beneficiorum
spectat ad archiepiscopum uno duntaxat excepto
quod fundaverunt vasalli de Itzendorppe, qui ha-
bent presentationem et archiepiscopus institucio-
nem. — Die Kirche erlebte mehrere Brände und Wie-
derherstellungen (1527/30. 1596), wurde im 17. Jh.
verlegt. Schutzpatron war der hl. Liborius. Vgl.
H.W.H. Mithoff V, 28; Riemer, Zur Geschichte
des Adels im Herzogtum Bremen und Verden, in:
Stader Archiv NF 3 (1913), 47; W. Wöhlke, Bre-
mervörde u. sein Einzugsgebiet usw. 1952, 25 f.;
A. Bachmann, Kreisarchivar in Bremervörde,
Manuskript „Die St. Liborius-Gemeinde zu Bremer-
vörde“; zur Familie von Issendorf auch L. Mus-
hard, Bremisch-Verdischer Ritter-Sahl. 1720, 307.
— Die Reformation fand möglicherweise schon um
1535 Eingang; vgl. J. Lemke, 14; Bachmann
in: Festbuch, 26.

2 Hermann Gleden war schon 1568 Pastor in Vörde.

Dies ergibt sich aus einer späteren Eintragung ins

alte Vörder „Ordelbok“ (Recht von 1395; vgl. die

Beschreibung des Buches durch A. Bachmann in:

Festbuch, 24f.), betreffend den Erwerb einer Haus-

beschriebene ordenung und vergleichung getroffen,
darnach eyn jeder sich hinfurder solle richten.

Kirchenordenung.

1.] 4 Erstlich sollen wochentlich vier predige ge-
schehen, alse Sondages vor und nach mittag seir 5
zwey und am Mitwochen und Freitage auf den
schlach sieben. Und soll am Sontage under beyden
predigen kein wein oder bier geschenket oder jenige
gelage gehalten noch auf dem kirchhove spazier-
gank geduldet werden bey peen 60 mark 6.

2. ] soll h. Hermann dies jar Sontags das evan-

stelle in Vörde durch Pastor Gleden (nach dem Manu-
skript von Bachmann). Weiter ist Gleden 1576
als Pastor von Vörde bezeugt; vgl. Ph. Meyer,
Pastoren I, 126.

3 Über Heinrich Steinmetz ließ sich nichts ermitteln.

4 Die Zahlen stehen in der Druckvorlage am Rand.

5 = Uhr; vgl. Grimm, Deutsches Wörterbuch X, 1
(1905), 197ff.; Schiller und Lübben IV, 174. -
Statt „seir“ haben die beiden Entwürfe aus dem
Landes-A. Schleswig (vgl. Einleitung, oben S. 13
mit Anm. 87 a): sein.

6 E. Tiedemann setzt in seiner Wiedergabe der KO
statt „rnark“ „schilling“. Das Abkürzungszeichen
der Druckvorlage bedeutet jedoch, wie sich auch aus
dem Vergleich mit der Vörder Polizeiordnung von
1587 (TextNr. 4) ergibt, „mark“. Die Vörder Polizei-
ordnung sieht als Bußgeld gewöhnlich 10 Mark
4 Schillinge vor, gelegentlich auch eine lübische
Mark (vgl. dazu unten S. 43, Anm. 41) oder „so
mannigen taler“. Zum Schutz des Gottesdienstes
bestimmt sie: Schließlich ists nicht ohne, das, wen
men die predigten des heiligen und allein saelig-
machenden worts Gottes anhoren soll, etzliche rohe-
lose, grobe leute eben umb dem kirchhofe herumb-
spazieren und von anderen weltlichen hendelen zu
veracht und verkleinerung gottliches wortes mitein-
ander unterredung pflegen, und weiln uns ein sol-
liches wissentlich zu gedulden nicht gebuhret, so wol-
len wir bei poena 10 mark 4 schilling solliches mit
ernste verbotten... haben... - Einen Vergleichs-
punkt zur Festsetzung des Bußgeldes auf 60 Mark
ergibt die Geschichte des Landes Hadeln: 1580, den
13. Juli, gab Herzog Franz I. den Landsassen das
Privilegium, daß keiner unter ihnen „über 60 mark
brüche“ gestraft werden sollte, unbeschadet der
Peinlichen Halsgerichtsordnung; vgl. D.W. Bilkau,
93. - Zur bremischen Währungs- und Geldgeschichte
vgl. H. Jungk, Die Bremischen Münzen. 1875. -
Vgl. zu unserm Text oben S. 20f. bei Anm. 19f. — Zu
den Wochenpredigten vgl. unten S. 699, Anm. 42.

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