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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0070
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Erzstift Bremen

sonsten ferner in processu der consistorialsachen fur-
laufen und uber obbeschehene verordenung erfordert
werden mochte, das wollen wir hiermit unsers kanze-
lars und unserer consistorialratten discretion ahnheim-
stellen, das nutzlichste und beste darin haben ahn-
zuordnen und zu observiren.

Zu welcher zeit unser
consistorium zu halten etc.

Wir wollen zu vermeidung schedlicher confusion und
dann, damit auch andere unsere kanzeley- und kam-
mersachen hierdurch so weinigk als immer müglich ge-
hindert werden, das dieses unser consistorium zum an-
fang bies uff fernere unsere verordnung wochentlich nur
uff einem tagk, und nemblich den Donnerstag 24, nach-
mittag von einer bies zu funf uhren gehalten werden
soll, darzu dan unserer kanzeler und andere consisto-
rialn sambtlich ordinarie, ohne einige sondere convo-
cation unverzuglich und wllliglich zu erscheinen, auch
ohne sondere ehehaften 25 und bey unserm kanzlar be-
schehene ankundigung derselben keinswegs außzu-
bleiben, hiermit befehligt sein soll, eß were dan sache,
das unverzugkliche geschefte einfielen, derowegen son-
dere consultationes vonnöten, uff welchen fall unser
kanzler dieselben und darüber gebührliche convoca-
tiones anzustellen bemechtigt sein soll. Do auch gleich
einer oder mehr unser consistorialn uff die anbestimbte
zeit zur consultation nicht erscheinen konten, so sollen
nichtsdestoweiniger die anwesenden sich zusamenver-
fügen und in sachen, sonderlich denjenigen, so außer
sonderem praejuditio sein, gebuhrlich procediren, zu
dem ende unser kanzler jederzeit sein manual in sei-
nem abwesen zu den vorstehenden propositionibus bey
jemand aus dem collegio hinterlaßen soll.

An welchem ort das consistorium ordinarie
zu halten.

Eß soll[en] unsere verordenete zum consistorio anfeng-
lich in unsern kanzeley 26 zu der registratur verordene-
ten gewelb, darnach aber, sobald es die gelegenheit
gibt, uber der kanzeley uff der ratstuben ihre zusamen-
kunft und die consultationes halten, es were dan, das
sie auß sonderen einfallenden verhinderungen zun zei-
ten solches an einem andern ort nach gelegenheit der
sachen und personen zu verleggen und ahnzustellen be-

24 Die Kanzleiordnung setzt als Kanzleitage den Mon-
tag, Mittwoch und Freitag fest (aaO. 60).

25 = gesetzmäßige Verhinderungen; vgl. Grimm,
Deutsches Wörterbuch III (1862), 43.

26 Das erzbischöfliche Schloß in Vörde stand durch eine

nötigt wurden, welches wir uf solchen fall ihnen an-
heimbstellen.

Von dem gewalt und auctoritet des consistorii.

Eß sollen unsere verordenete zum consistorio von uns
diese volmacht haben, in obspecificirten und anderen
darzu gehörigen sachen unseres abwesens ahn unser
statt proponendo, consultando et definiendo, wie auch
durch unsere beambte mit gebührlicher execution zu
verfahren, und sich in dem von niemant behinderen
und zuruckhalten laßen, es were dan, das sachen der
wichtigkeit furfielen, darunter unsers vorbewustes
consenses und befehls vonnoten, deßen sie sich unsers
abwesens jederzeit erholen und darin ohn unser vor-
wißen nicht schließen sollen.

Sonsten, do wir bey unserm erzstift und deßen re-
girung zugegen, seint wir erbietigk, diesem unserm con-
sistorio, so oft es unsere sachen erdulden, in der person
beizuwonen. Wir geben auch uber dieses alles unserm
kanzelar und andern unsern consistorialn diese unsere
fernere volmacht: do sich zwischen ihnen mißverstend-
nußen oder sonsten zufellige mengel und gebrechen be-
geben sollten, dardurch diese verfaßung, observanz
und auctoritet unsers consistorii periclitiren und an-
gefochten werden mochte, das sie denselben bey guter
zeit glimpflich und nach gestallten sachen mit ernst
selbst remediren, furbauwen und begegenen, auch nach
noturft unsers ernstlichen, gebührenden einsehens und
befehligs sich gebrauchen und erholen mügen, sinte-
mal wir diese separation und verfaßung von unserm
kanzeleyregiment und derselben personen und aucto-
ritet keiner andern mehren oder wenigern intention
unterschieden dan allein, damit unsere kirchen und
andere unserer geistlichen jurisdiction anhengige sa-
chen mit unsern kanzeleygescheften nicht confundiret,
diese und jenne auch dardurch nicht verhindert, son-
dern durch diese nutzliche distinction 27 aller chur- und
furstlichen woblbestelten gebrauch nach unter unserm
namen und gebürender auctoritet desto fleißiger und
unnachleßiger allenthalben in acht genommen, wohl
beratschlaget und desto furderlicher expediret werden.

Urkundlichen deselben haben wir diese kurze con-
sistorialverfaßung mit unserm secret wißentlichen be-
drucken laßen und mit eignen handen unterschrieben.
So geschehen uff unserm bremischen stiftshause Vorde,
denn etc.

Zugbrücke mit dem in gebrochenen Linien umwall-
ten Vorwerk in Verbindung, auf welchem sich Kanz-
lei, Stall und Ballhaus befanden; vgl. H. W. H. Mit-
hoff V, 27, dazu Tafel IX.

27 So Stück 2; Druckvorlage: distintum.

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