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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0077
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Die Quellen für die Reformationsgeschichte Stades sind im allgemeinen mittelbarer Art 5.
Pratje, Lunecke, Jobelmann, Wittpenning u. a. haben sich bemüht, aus Urkunden, Kalandsrech-
nungen usw. etwas Licht in das Dunkel um Zeitpunkt und Durchführung der Reformation zu bringen.

Die ersten evangelischen Prediger Stades, Johannes Hollmann und Johannes Ossenbrücke, gingen
aus dem St. Georgskloster hervor 6. Hollmann verkündigte seit 1522/23 an der Nikolaikirche die evan-
gelische Lehre und wirkte dort bis zu seinem Tod 1538 7, zeitweise vermutlich unterstützt von Ossen-
brücke, der sich 1524/25 nach Lübeck wandte 8. Im übrigen wurde der katholische Gottesdienst zunächst
noch fortgesetzt. Aber noch vor 1530 scheinen die Messen fast überall abgestellt worden zu sein 9. Bis zur
Mitte des 16. Jh.s hatten fast alle Mönche das St. Georgskloster verlassen; 1551 belegte der Erzbischof
die Güter mit Beschlag 10. Die St. Georgsschule wurde vom Rat der Stadt übernommen 11; die Kloster-
kirche verfiel 12. Die Mönche des Franziskanerklosters St. Johannis verließen größtenteils schon 1527 ihr
Kloster, in dem 1563 durch die Stadt ein Armenhaus eingerichtet wurde 13. Nur das Benediktinerkloster
St.Marien blieb bestehen. Noch 1549 wählte der Konvent einen katholischen Abt, dem seit 1568 aber
lutherische Äbte folgten 14.

Mit dem Ende des St. Georgsklosters war der Patronat über die Stadtkirchen verwaist. Der Rat nahm
sich jetzt der Neuregelung des Kirchenwesens an. Zusammen mit den Gemeindevögten setzte er
überall evangelische Prediger ein; auch übte er die geistliche Jurisdiktion aus 15. Wie der Rat 1716 in

5 Das Stadt-A. Stade enthält nur wenige, für die Reformationsgeschichte unergiebige Ecclesiastica des 16. Jh.s. -
A. Elfers, der bei in- und ausländischen Archiven nach den älteren Akten der Stadt Stade gefahndet hat, hat
sie dennoch nicht ausfindig machen können. Sie müssen schon früh abhanden gekommen sein; denn bereits 1628
hatte die Stadt gegenüber der Restitutionskommission keinen anderen Beweis für die vor 1555 erfolgte Reformation
als den Leichenstein ihres ersten evangelischen Predigers Johannes Hollmann; vgl. A. Elfers, Zur Reformations-
geschichte der Heimat, in: Stader Archiv NF 20 (1930), 6f.

6 Ihre Namen stehen in einer Konventsliste des Klosters von 1525; vgl. H. Krause, 152; H.Wohltmann, Ge-
schichte der Kirchen, 63.

7 Vgl. J. H. Pratje, Herzogthümer Bremen und Verden I, 358; ders., Religions-Geschichte II, 2, 14f.; G. Uhl-
horn, 266f.; H. Krause, 155f.; W. H. Jobelmann-W. Wittpenning in: Stader Archiv 5 (1875), 18.

8 Vgl.J.H. Pratje, Religions-Geschichte II, 2, 22; H.W. Rotermund, Reformation, 150f.;G. Uhlhorn, 266;

H. Krause, 153f.;W.H. Jobelmann-W.Wittpenning in: Stader Archiv 5 (1875), 18.

9 Die Stiftungsurkunde für das Armenhaus St. Johannis (vgl. bei Anm. 13) von 1563 deutet auf das Jahr 1527
als Reformationsjahr; vgl. Lunecke mit Abdruck der Urkunde, 62-63. Etwa auf diese Zeit weist auch der Verkauf
der letzten Freiwohnung für Weltpriester bei der Kirche St. Cosmae und St. Damiani im Jahr 1533, ebenso die
Einstellung der Zahlungen für Seelenmessen in den Kirchen St. Georg, St. Cosmae und St. Johannis durch die
Kalandsbruderschaft in den Jahren 1529, 1531 und 1536, wobei nicht durchaus gesagt ist, daß die Seelenmessen
auch wirklich so lange noch gelesen wurden; vgl.W.H. Jobelmann-W.Wittpenning in: Stader Archiv 5
(1875), 186.197f.; die Kalandsrechnungen im Stadt-A. Stade: Sch Fach 39b Nr. 1. Eine Urkunde von 1541, durch
die eine ältere Stiftung des Bürgermeisters Johann de Swaren und seiner Frau Mette z. T. neuen Zwecken (u. a.
Besoldung des Pfarrers und des Kaplans zu St. Cosmae sowie der Schulmeister) zugeführt wurde, nimmt auf die
Abstellung der Messen „vor etliken jaren“ Bezug; vgl. J.H. Pratje, Religions-Geschichte II, 2, 47—54, mit Abdruck
der Urkunde; dazu G. Uhlhorn, 267; Jobelmann-Wittpenning, 181ff.

10 Vgl. M. Bahrfeldt, 86. — Im Jahr 1543 lebten noch zwei Mönche im Kloster. Schon um diese Zeit plante der
Erzbischof die Inkorporation des Klosters. Vgl. Staats-A. Hann.: Stade Br. Arch. Des. 5b Fach 82 Nr. 201, Stück 3
und 4.

11 Vgl. J. H. Pratje, Stadische Schulgeschichte I, 4; ders., Religions-Geschichte II, 2, 26; W. H. Jobelmann-W.
Wittpenning in: Stader Archiv 5 (1875), 89; H.Wohltmann, Gymnasium, 10.

12 Vgl.W.H. Jobelmann-W.Wittpenning in: Stader Archiv 5 (1875), 89ff.; M. Bahrfeldt, 86.

13 Vgl. Lunecke, 62-68; W. H. Jobelmann-W.Wittpenning in: Stader Archiv 5 (1875), 152ff.;M. Bahr-
feldt, 87; H.Wohltmann, Geschichte der Kirchen, 62.

14 Der 1568 gewählte Abt war Luder Busch; vgl. seine Literae electionis und seine Confirmatio bei J. H. Pratje,
Altes und Neues X, 136-143. Ihm folgte 1582 Jodokus Beeke; vgl. seine Kapitulation von 1583, die das Versprechen
enthält, im Kloster eine evangelische Ordnung aufzurichten, bei Pratje, aaO. 143-150. Im übrigen vgl. Pratje,
Altes und Neues IX, 96f.

15 Vgl. die Antwort des Rates an die kaiserlichen Kommissare von 1628, betr. die Forderung der mit Tilly eingerückten
Prämonstratenser, die Stadtkirchen zurückzugeben, bei J.H. Pratje, Altes und Neues X, 174—178; dazu
H. Brambach, 31.

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