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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0106
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Stadt Buxtehude

offte 57 alleine ahm hovede geblotet dopen plecht,
schall beiderleye wise vor recht geachtet unde ge-
holden werden, unde scholen dusses fahls neine con-
scientien vorwerret edder beschwert, sunder ider-
mennichliken hierinne syne frygheit 58 gelaten w er-
den. Nademe averst, de kindere ganz geblotet to
dopen, dem mysterio der dope enliker 59 iss 60, schoo-
len de lude mit beschedenheit vormahnet werden,
dat se ohre kindere, ganz ut dem kersteltuge 61 ge-
nahmen, dopen willen laten. Idt schall averst nicht
alse ein nodich ding gefordert werden; wente idt
gehoret nicht ad substantiam baptismi.

Van testamente des Heren edder van der
missen 62.

Wen ahn den daggen, darin to achten geprediget,
[nene] communicanten vorhanden weren, alsedenne
schall nene misse geholden werden, sunder allene de
andern ceremonien mit oren lection und gesengen
gebrucket werden, und schall vorhen der papisti-
schen,godtlosen, unrechten, sacramentlosen missen 63
noch in der kerken noch sunst ahn anderen steden
platz gegeven edder vorgunnet werden. Des werkel-
dages averst schall de misse nicht vor dem sermone,
sunder wen der sermon ut iss, angefangen werden,
so communicanten vorhanden.

57 Offte... offte = entweder... oder; vgl. Schiller und
Lübben I,629; Lasch und Borchling I, 515.

58 = Freiheit; vgl. Schiller und Lübben V, 533;
Lasch und Borchling I, 1000.

59 = ähnlicher; vgl. Grimm, Deutsches Wörterbuch
III (1862), 488.

60 Vgl. hierzu Bugenhagens Abhandlung in seiner Ham-
burger KO (Sehling V, 510ff.).

61 Vgl. dazu Schiller und Lübben II, 455 (kerstenen,
kersten=zum Christen machen, taufen).- Die Druck-
vorlage: „Rerstelltughe“ (vermutlich Lesefehler).

62 Vgl. Aepins Hamburger KO : „Van der misse“ (Seh-
ling V, 551), auch „Van der döpe, misse, ceremo-
nien, gesangen und festen“. Unsere KO ist hier aus-
führlicher, entspricht aber in den Bestimmungen der
Hamburger Vorlage.

63 = der Messe ohne kommunizierende Gemeinde.

64 = Nachrede; vgl. Schiller und Lübben III, 158.

65 Außer der Kasel: Humerale (Schultertuch), Albe
(weiße Tunika), Gürtel, Stola, Manipel (Missale eccl.
Brem. 1511; J. Heubach, EKL II, 845f.). Vgl.
unten S. 200, Anm. 64.

66 Vgl. Aepins Hamburger KO: „Ordeninge der mis-
sen“ (Sehling V, 552f.).

67 Vgl. unten S. 157, Anm. 60.

68 = stets; vgl. Schiller und Lübben IV, 372f. 374.

In der misse schall der preister, de de misse holt,
ergernisse, narede 64 und nyeringe to vorhodende,
stedes dat gewontlike kerckornatt bruken und ahne
gewontlike kerckornaten edder missengewand 65
nicht misse holden.

Van ordeninge der missen 66.

So der introitus in der misse hilliger schrift en-
lich, schall he ahn den festen edder fyrdagen behol-
den werden. So averst der introitus in der schrift
ungegrundet edder sunst tor beteringe undenstlick
were, schall ahnstede des introitus ein dudesch
psalm gesungen werden, alse Kum, hilliger Geist 67,
edder sunst ein ander na bevehl des pastoris. Des
werkeldages averst schall stedewech 68 vor den in-
troitum ein dudesch psalm gesungen werden 69.

Under dem introitu schall der preister, mit ge-
wontliken missengewande ahngetagen, vor dat altar
gahn 70 unde vor des altares vote syn gebedt und
confessie dohn 71.

Volgende schall gesungen werden dat Kyrie elei-
son na gelegenheit, Gloria in excelsis unde dat [Et]in
terra, in den hogen festen stedes lattinisch, upp den
Sondagen und sunst dudesch edder latinisch, wo idt
de tydt liden will 72.

69 In Aepins Hamburger KO ist vorgesehen, daß an
den Festen, manchmal auch an den Trinitatissonn-
tagen, die Introiten behalten, die Werktagsmessen
aber immer mit einem deutschen „Psalm“, wie
Komm, heiliger Geist, begonnen werden. Die Be-
tonung, die Introiten müßten schriftgemäß sein, hat
nur Buxtehude. - Die Texte der Introitusantiphonen
waren meistens der hl. Schrift entnommen, wurden
aber nicht immer dem Sinn der Bibelstelle gerecht;
auch paßten Antiphon, Psalmvers und Gloria Patri
inhaltlich oft nicht zusammen bzw. zum Proprium
Missae. Vgl. Leiturgia II, 59ff. (J. Beckmann).

70 So auch Aepins Hamburger KO.

71 Das Stufengebet des Pastors, dort vor dem Introitus
vorgesehen, da der Pastor den Introitus mitsingen
muß, erwähnt Aepin in seiner Bergedorfer KO von
1544; vgl. Sehling V, 387. Für Hamburg s. K.
Röhlk, Geschichte des Hauptgottesdienstes in der
ev.-luth. Kirche Hamburgs. 1899, 23. Stufengebet
nach dem Missale eccl. Brem. 1511: Ante altare sa-
cerdos dicat: Introibo ad altare Dei... [Ps 43, 4]. Ps.
Iudica me Deus etc. [Ps 43]. Deinde dicat confessio-
nem [Confiteor, Sündenbekenntnis]. Et introibo etc.-
Vgl. Leiturgia II, 528ff. 542ff. (B. Klaus).

72 So auch Aepins Hamburger KO. Vgl. zur Meßfolge
auch Hamburger Artikel von 1535, Sehling V, 543.

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