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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0119
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Kirchenordnung 1552

will, vorhoret unde entscheiden werden 8, und schall
aldar eynen jeden desfahls vorhulpe werden, wat 9
en Gades wort unde datt recht nagifft und gunnet.

Sovehle averst bloitfruntschopp unde schweger-
schopp belanget in denn ehestiftingen, schall eyn
jeder sick na gemennen rechten, im ryke dudescher
nation van graden in der vorehelinge angenahmen
und gebruket, holden und schicken 10. Der Here Chri-
stus und syne apostel leren und gebeden uns [Mt
22, 21; Rm 13, 1ff.], dat wy allen ordeningen ge-
bohrliker overicheit, de nicht jegen Godt synn,
scholen gehorsam syn 11.

Dewile nu de ordeninge und gesette van den gra-
den in der ehestiftinge to der ehrbarheit denen und
billike orsaken heben, und schade, ergernisse und
sunde geberet, so se gebraken und vornichtiget wer-
den, scholen se van den unsern so lange geholden
werden, und unsere predigere scholen darna ock ehre
radtschlege richten, so lange dat wat beters dissfahls
edder nutters dorch geborlike overicheit im ryke
dudescher nationn beschlaten werd 12. So sick ock
in ehestiftingen erringen todrogen und ein radt als
eine ordentlike overicheit vorbode, de personen vor-

8 Vgl. Hamburger Artikel von 1535, Art. XIV (Seh-
ling V, 542): In causis matrimonialibus consti-
tuendi sunt a magistratu prudentes arbitri, nam con-
troversiae matrimoniales ad profanos judices et jure
consultos, non ad praedicatores pertinent. — Dazu:
H. Dombois, Das Recht der Gnade. 1961, 644f.
Zur Bestrafung von Ehedelikten nach dem Buxte-
huder Stadtbuch von 1606: E. G. Wolters, Bilder,
26 ff.

9 Druckvorlage: wacht.

10 Auch Aepins Hamburger KO gebietet, „dat in den
graden, so in den rechten vorbaden, nemant... to-
hopegeven werde“. Die Bergedorfer KO bringt die
Sache ausführlicher; danach soll es mit den Ehe-
stiftungen nach den Rechten, die bis jetzt im römi-
schen Reich im Gebrauch gewesen seien, gehalten
und die Ehe bis auf den vierten Grad, sowohl hin-
sichtlich der Blutsfreundschaft als auch der Schwä-
gerschaft, gestattet werden, im Fall, daß die Obrig-
keit später mehr erlauben würde, dieses aber auch
zugelassen sein. Vgl. Sehling V, 389. -Durch Inno-
zenz III. war das Verbot der Ehe unter Seitenver-
wandten, ebenso das Verbot der Ehe wegen Schwä-
gerschaft (primi generis) bis auf den vierten Grad
beschränkt worden. Das jüngere kanonische Recht
hatte diese Bestimmungen aufgenommen; vgl. Corp.
iur. can., Decret. Greg. IX. lib. IV, tit. XIV De con-
sanguinitate et affinitate, cap. 8; Friedberg II,
703f. — Das Ehehindernis der Affinität wurde aus

ehelicht werden, so scholen sick ock pastor und kap-
pellane hirinne des rades bevehls holden unde nicht
tohopegeven.

Van der begröfnisse 13.

Van der schoellordeninge 14.

Alle vorstendige lude weten, dat in denn schoelen
anfenglich ehrtagen, gelehret und togerichtet wer-
den moten, de der kercken und dem gemenen besten
nuttlich und denstlich, und dat ahn denn schoelen
unde der rechten institution hoch gelegen, und sun-
derlick in dussen tyden, in welckeren de lehre wei-
nich geachtet und van mennichlyken ganz vorsumet
unde nagelaten wert. Dat nu ein ehrbar radt na ge-
legenheit in dusser stadt sodanem ovel, sovele mo-
gelick, moge vorkahmen, will ein radt, dat to for-
deringe guder christliker lehre und institution de
schoele also schole vorordenet und bestellet werden.

To behoff der schoellinstitution und bestellinge
des gesanges in der kercken scholen angenahmen
werden eyn schoelmeister und twe gesellen 15.

Der schulmeister schall eyn wohgelerder, framer,

der durch die copula carnalis bewirkte unitas carnis
hergeleitet und daher ebenso weit ausgedehnt wie
das Ehehindernis der Blutsverwandtschaft. Vgl.
W. M. Plöchl, Geschichte des Kirchenrechts II.
1955, 281 ff.; auch Sehling VI, 2, 806 mit Anm. 14.

11 Vgl. Bergedorfer KO, aaO.

12 Vgl. oben S. 69 mit Anm. 7.

13 Ein entsprechendes Kapitel fehlt in unserer Druck-
vorlage. Daß es an dieser Stelle mit der angegebenen
Überschrift stehen müßte, ergibt sich aus J. H.
Pratje, Herzogthümer Bremen und Verden VI, II.
L. M. H. Pape, 63, teilt aus der KO mit, daß die
Leichen, wenn es begehrt wurde, von den Schülern
mit Gesang zu Grabe begleitet werden sollten.

14 Bei der Wiedergabe der Schulordnung ist der
von H. Langelüddeke, ferner der von J. H.
Pratje besorgte Abdruck (vgl. dazu Einleitung,
oben S. 65) zum Vergleich herangezogen worden. Wir
bringen die Abweichungen nur, sofern sie den Sinn
betreffen. - Die Schulordnung hat das Gepräge der
Bugenhagenschen Schulordnungen; vgl. Hambur-
ger Schulordnung (Sehling V, 495ff.), Braun-
schweiger Schulordnung (Sehling VI, 1, 362ff.),
Lübecker Schulordnung (Sehling V, 339ff.). Eine
Lateinschule gab es in Buxtehude schon 1443. Wei-
teres oben S. 66, Anm. 25.

15 Die drei Lehrer wurden später Rektor, Kantor und
Infimus genannt; Rektor und Kantor mußten auf
der Universität gebildet sein. Bis 1876 waren alle

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