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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0122
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Stadt Buxtehude

den, ehr den wyder gelesen wert, upp dat de kynder
nicht alleine ehre lection horen, sunder ock lehren.

Den kynderen schall na ohrer gelegenheit weinich
gelesen werden, dat se idt ahne vordret lehren kon-
nen, und scholen ehne alle themata vocum, formu-
lae loquendi unde de construction vlitich angetoget
werden, dat se so vele ehr und schickliker lehren
latin reden und schryven.

Des Middewekens vor middage schall eine ge-
mene 29 repetition in allen classibus van alle den, dat
de ganze weken 30 gelesen is, geholden werden, und
schall denn kynderen na gelegenheit ein dudesch
argument gegeven werden, dat de kynder des namid-
dages, de ehne sunst fryg synn schall, latinisch ma-
ken, unde de preceptores scholen desulftyge argu-
ment des Donnerdage morgens in ohrem classe van
den kynderen vorderen und nehmen 31.

Upp denn namiddach averst van dren wente dat
de kynder to huiss gann, schall ehn ehre schrift des
gegeven argumentes gecorrigert und ehn darinne
myt flyte ohre errores ahngetoget werden.

Des Sonnavendes den ganzen vormiddach schall
de catechismus Doctoris Martini Lutheri latinisch
mit syner explication denn kynderen gelesen und
myt allem vlite ingebildet werden.

Des namiddages schall ehne dat gewontlyke evan-
gelium van der dominica edder festen interpreteret
werden 32.

Dewyle tucht, gude sede 33 und lehre tohopehoren,
schall der scholmeister ock eyn vlitich uppsehnt heb-
ben, datt de institution der kynder recht vortga,
und dat de kynder tuchtich in aller ehrbarheit und
doget uppgetagen ehrwassen mogen.

29 Pratje liest: genaue.

30 = Woche; vgl. unten S. 222, Anm. 5.

31 Ähnliche Bestimmungen trifft Bugenhagen in seiner
Hamburger KO über den Mittwoch: vormittags soll
repetiert werden; der Nachmittag soll für häusliche
Schularbeiten frei sein.

32 Nach Bugenhagens Hamburger KO soll am Sonn-
abend der Katechismus getrieben, den Verständigen
etwas aus dem NT, aus den Psalmen oder den Pro-
verbien vorgelegt werden. Vgl. auch oben mit
Anm. 20.

33 = Sitte; vgl. Schiller und Lübben IV, 162f.

34 Pratje: feile. 35 Vgl. Sehling V, 497f.

36 Die Druckvorlage und Langelüddeke haben: ehr-
lich; Pratje: ehelik.

37 Pratje: schoelgelde.

De pastor averst schall eyn vlitich uppsehnt heb-
ben, dat dusse scholordeninge na dusser gelegenheit
also moge geholden und geforderet werden, und de
schollmeister sampt synen gesellen schall ehme ge-
bohrlyken gehorsam leisten. Idt schall ock de
pastor sampt twen personen vam rade, darto ge-
ordinet, alle halve jahr eyns de schole visiteren,
alle teyle 34 horen, ansehen und mit todoent des
rades beteren.

Van der besoldinge unde behusinge der
scholldenere 35.

Nachdeme godtlick und billick, dat eyn idermann
vor syne moye und arbeyt billike beloninge ent-
pfange, scholen de scholldenere ohres denstes, wo
volget, geneten.

So der schollmeister ein ehelich 36 mann und syne
gelegenheit nicht were, mit frouwen und kynderen
upp der schole to wanende, schall he mit nottorf-
tiger bequemer waninge vorsorget werden. Unde
denn anderen beyden gesellen schall de waninge upp
der schola ingegeven werden.

De schollmeister schall jehrlich hebben 1 C mark,
dat brodt, dat halve lohn van den scholeren.

De ander pedagogus L mark, dat drudde part vam
schollone 37.

De drudde pedagogus schall hebben XX mark,
de prebende ut dem kloster, dat drudde part deß
schollohns 38.

De beyden pedagogi scholen de lyke halen unde
dat gelt van den lyken undereynander gelyck deh-
len 39.

38 Hierzu bemerkt H. Langelüddeke, 4f.: Die Be-
stimmung über die Verteilung des Schulgeldes... ist
unklar. Wenn jeder der beiden Schulgesellen ein
Drittel des gesamten Schulgeldes erhält, bleibt für
den Schulmeister nicht mehr die Hälfte übrig. Es
müßte sonst gemeint sein, daß jeder Lehrer den ge-
nannten Bruchteil des Schulgeldes seiner Klasse er-
hielte, den Rest in die Stadtkasse ablieferte. Davon
wird aber nie etwas berichtet. Vielleicht liegt auch
nur ein Versehen des Schreibers vor, später handelt
es sich immer um Drittelung. — Weiter teilt Lange-
lüddeke, 4, mit, daß sich die Zahlung des Schulgel-
des unmittelbar an die Lehrer bis 1850 erhalten habe.

39 Die Abholung der Leiche hat sich bis 1850 erhalten;
vgl. H.Langelüddeke, 4; ders. in.H.Roscher I,
98.

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