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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0123
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Kirchenordnung 1552

Van den geistliken güderen.

Van den beneficiis de iure patronatus.

Van der gadeskiste vor de armen
nottorftigen 40.

[Schluß] 41

Sovele alße na gelegenheit düßer stadt Buxtehude
to bestellinge der kerken- unde scholenamptern, ver-
sorginge der armen unde etliken andern artikeln, de
to forderinge, stärkinge unde erholdinge godtliker
ehre, christliker religion, tucht unde ehrbarkeit unde

40 Entsprechende Kapitel fehlen in unserer Druckvor-
lage. Daß sie an dieser Stelle mit den angegebenen
Überschriften stehen müßten, ergibt sich aus J. H.
Pratje, Herzogthümer Bremen und Verden VI, 11.
L. M. H. Pape, 27f., bringt folgendes, offenbar zu
diesen Überschriften gehörendes Stück in wörtlicher
Übersetzung vom Niederdeutschen ins Hochdeut-
sche: Wiewohl die christliche gemeine oder kirche
denen nicht schuldig, die zu Gottes ehren und der
seelenseeligkeit nicht dienen können oder wollen, so
will doch ein ehrsamer rat aus christlichem beden-
ken den priestern, die bei uns sind, ihre lebtage lang
all ihr einkommen in rente, memorien, brot, und
was sie sonst mehr haben, freundlich und gutwillig
nachgeben und verabfolgen lassen, mit dem be-
scheide, daß sie siegel und briefe von allen geist-
lichen gütern, der kirche zu Buxtehude zuständig,
ihnen bisanher betrauet, treulich verwahren und
nicht entfremden und sich also wiederum schicken,
daß man nicht verursacht werde, irgend etwas an-
deres und unfreundlicheres gegen sie vorzunehmen.
Damit aber der gemeine mann so viel desto besser
mit ihnen zufrieden sei und sie von ihrem jährlichen
einkommen etwas tun, sollen sie zur mette, misse
und vesper mit in das chor gehen und dem Herrn
zu ehren helfen singen und unseren angenommenen
gottesdienst so lange helfen fördern, daß im general-
oder nationalconcilio oder im reichstage deutscher
nation [vgl. dazu oben S. 69, Anm. 7] etwas bes-
seres nach der göttlichen heiligen schrift einträchtig-
lich verordnet und angenommen wird. - Ferner heißt
es bei Pape, 64: Es geschieht auch der armen latei-
nischen Schüler Erwähnung, welche, um die Kost
zu bekommen, vor den Türen singen sollen, damit
sie also den Gesang lernen und die Leute erfahren,
wem sie ihre Almosen geben. - Dann ebd. 68: Die
Kirchenordnung enthält schon eine Bestimmung
über die Errichtung eines Gotteskastens in der Kir-
che, um darin die von den Kirchgeschwornen, deren
zwei an der Kirchspielskirche (vgl. zur Kirche St. Pe-

der seelen salicheit unsers erachtens ganz nodig, heft
ein ehrbar rat ut wichtigen, christliken, ehrliken,
billiken unde notwendigen orsaken dorch Johannem
Aepinum, theologiae doctorem und superintenden-
ten der kerken to Hamborg, ao. 1552 to der mey-
nunge laten stellen, dat wy mit godtliken gnaden by
dersulftigen willen blieven so lange, dat se mit dem
worde Gottes verlecht 42 ward, edder im ryke düdi-
scher nation eindrechtig ichteswas beters verordnet
unde angenahmen werd 43. Darto will uns Gott de
allmächtige syne gnade vorlehnen, erluchten unde
stärken mit synem hilligen Geiste. Amen.

ter oben S. 62f., Anm. 2) und vier an der Kapelle
waren, am Ende der Hauptpredigt wie auch in der
Kapelle gesammelten Gelder zu verwahren. - Außer-
dem bemerkt Pape, 64: Übrigens wurde in der
Marienkapelle (vgl. zur Marienkapelle oben S. 63,
Anm. 2) bloß gepredigt und das Sakrament ver-
reicht. - Die Angabe, daß zwei Kirchgeschworene
an der Kirche, vier an der Kapelle waren, dürfte
freilich irrig sein. Das ganze Mittelalter hindurch bis
ins 16. Jh. hinein gab es nach Ausweis der Stadt-
bücher (Buxtehuder Erbebuch 1320-1555 und Bux-
tehuder Rentebuch 1397-1551, beide jetzt wieder
im Stadt-A. Buxtehude; vgl. die Beschreibung bei
M. Schindler, 30ff.) sowie der Einzelurkunden
im Staats-A. Hann. und im Stadt-A. Buxtehude,
Depositenkasten (Mitteilung von Fräulein Dr. M.
Schindler, Buxtehude) in der Regel zwei Kirch-
geschworene für die Pfarrkirche St. Peter, zwei für
die Hl.-Geist-Kapelle, zwei für die Marienkapelle.
Noch am 21. Dezember 1539, am 20. April 1541 und
am 2. Mai 1545 sind zwei Geschworene für die
Marienkapelle genannt; vgl. Staats-A. Hann. Depo-
situm Buxtehude Nr. 223. 228. 238. Noch am 1. Ok-
tober 1551, 1560 und am 1. April 1562 werden zwei
Geschworene für die Kapelle zum Hl. Geist erwähnt;
vgl. ebd. Nr. 264. 281. 286. Demnach müßte es bei
Pape heißen: deren zwei an der Kirchspielskirche
und vier an den Kapellen waren. — Vgl. übrigens
Aepins Hamburger KO: „Van geistlicken lehnen und
beneficien“ (Sehling V, 556). Zu dem in unserer
KO vorgesehenen Gotteskasten vgl. Bugenhagens
Kastenordnung in der Hamburger KO (Sehling
V, 531 ff.). Eine ausführliche Kastenordnung ent-
hält auch schon Aepins Stralsunder KO von 1525
(Sehling IV, 543ff.).

41 Zur Druckvorlage für den„Schluß“ vgl. oben S. 68,
Anm. 1.

42 = widerlegt; vgl. Schiller und Lübben V, 388.
390; Lasch und Borchling I, 859f.

43 Vgl. oben S. 69, Anm. 7.

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