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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0124
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2. Buxtehuder Agende 1565 1.

Up denn ersten Sondage im Advent.

Eyn gebedt vor der predige.

Her Jhesu Christe, erschine dorch dyne godtliche
gewalt und help, datt wy van der wolvordeneden
straffe unserer sunde halven erloset, dorch dyne to-
kumpst 2 selich werden, de du levest unde ock re-
gerest sampt dem Vader und hilgen Geiste, warhaf-
tiger Godt in ewicheit. Amen 3.

1 Druckvorlage: Handschrift aus dem Kirchen-A.
Buxtehude: VI 21; Band in dunkelbraunem Leder,
28/19 cm, auf dem 1. Bl. der Vermerk: 1765 den
1. Febr. neu gebunden; 2 + 108 +12 (+31 jün-
gere Bll.) + 32 + 32 (+ 17) Bll. Auf das erste
Bl. mit dem angeführten Vermerk folgt ein leeres
Bl., darauf 107 Bll. mit den Kollekten und Episteln
für das ganze Kirchenjahr in niederdeutscher Spra-
che. Ein Teil von Bl. 107r, Bl. 107 v und Bl. 108r sind
von späterer Hand beschrieben (Epistel für den
26. Sonntag nach Trinitatis, Adventskollekte, Fa-
stenkollekte, Kirchenkollekte, alles in hochdeutscher
Sprache). Das Papier ist dasselbe wie vorher. Ur-
sprünglich dürften diese Seiten leer gewesen sein. Auf
11 weiteren Bll. folgen der Segen und nochmals
einige Kollekten sowie ein Ordinationsformular, alles
in niederdeutscher Sprache; darauf folgt ein leeres
Bl., anscheinend von demselben Papier. Daran schlie-
ßen sich 31 Bll., am Anfang ein leeres, an, die sich
durch Papier und Beschriftung von den anderen Bll.
abheben. Sie sind von verschiedenen Händen be-
schrieben, teils in niederdeutscher, teils in hoch-
deutscher Sprache, wobei im Zusammenhang mit
den niederdeutschen Texten die Jahreszahl 1623 an-
gegeben ist. Diese Bll. enthalten auch einen ganzen
Komplex hochdeutscher „Kirchenkollekten“. Das
Format der Bll. muß ursprünglich ein anderes ge-
wesen und erst für den Einband so zurechtgeschnit-
ten sein, wobei die obere oder untere Zeile des Tex-
tes häufig betroffen bzw. an den äußersten Rand ge-
raten ist. Es folgen dann wieder 32 Bll. alten Pa-
pieres, beschrieben mit älterer Schrift und Tinte, be-
ginnend mit den verschiedenen Formen des Kyrie
mit Noten. Auf 29 Bll. folgen dann die lateinischen
Kollekten für das Kirchenjahr; am Schluß steht die
Jahreszahl 1565. 3 weitere Bll. von demselben Pa-
pier sind offenbar erst später beschrieben, und zwar
mit hochdeutschen Kollekten. Dann folgen noch

2 weitere beschriebene Bll. von anderem Papier,
11 leere Bll. von demselben Papier und 4 weitere

Bll. mit einigen Eintragungen; das letzte Bl. ist von
demselben Papier wie das vorderste des gesamten

Bandes. Bei Herstellung des Kernstücks der Agende
scheinen sich zwei Schreiber abgewechselt zu haben.
Das Papier der älteren Bll. ist durch ein Wasser-

Gebedt na der predige.

[Mt 21, 1-9] 4

Here Godt, hemmelsche Vader, wy danken dy jo
byllich unde laven unde prysen dy in ewicheit, datt
du uns armen mynschen, so wy der sunde halven
under dodes und satans tyrannye hebben moten
synn, dynen Soenn to eynen koning gesettet heffst,
de eyn rechte koning und heyland sy, datt is, uns
van unsern sunden dorch synen dodt leddich maken

zeichen, das eine Henkelkanne mit einer Blumen-
ranke darstellt, oder durch Streifen gekennzeichnet,
während das jüngere Papier andere Wasserzeichen,
häufig ein großes B mit einer Krone darüber, auf-
weist. — Die Gesamtüberschrift ist von uns hin-
zugefügt. - Die im ersten Teil unserer Agende ent-
haltene niederdeutsche Kollektenfolge für die
Sonn- und Festtage des Kirchenjahres bringen
wir vollständig zum Abdruck. Sie gründet sich auf
eine Kollektensammlung des Michael Coelius (vgl.
auch Einleitung, oben S. 67), die auch die Gebete
Veit Dietrichs und mehrere Kollekten der Witten-
berger Gesangbücher enthält. Coelius’ Sammlung er-
schien zuerst unter dem Titel: „Ein Gülden Kleinot,
damit ein Christ gezieret, teglich für seinem Gott er-
scheinen sol, mit dancksagung, Bekentnis seiner
Sünde, vnd dem Gebet, Sampt den Episteln und
Euangelien vbers gantze Jar, vnd auff ein jetzliche ein
Gebet.. .“(o. J.). Vgl. dazu P. Althaus, Forschungen
zur Evangelischen Gebetsliteratur. 1927, 56 f.; Lei-
turgia II, 404 mit Anm. 204 (H. L. Kulp). — Zum
Vergleich liegt uns hier vor:, ,Des Ehrwürdigen Herrn
Michael Coelii seligen / etwan Predigers / Decani vnd
Pfarrherrn zu Manßfeldt / Cristliche vnd nützliche
Außlegungen / Predigten vnd Schrifften / Gemeyner
Christenheyt zu dienst zusammen bracht durch M.
Ciriacum Spangenberg. Anno M. D. LXV.“ Vgl. dort
die Gebete fol. 130 v-139 r. 145r-160r. 160r-165v.
Bei den vor der Predigt zu sprechenden Gebeten, die
sich meistens enger oder freier an die entsprechende
Collecta dominicalis oder festivalis des Missale an-
lehnen, verweisen wir auf das Missale für Magde-
burg, Halberstadt usw. von 1486; vgl. Einleitung,
oben S. 67 mit Anm. 33. Bei den Kollekten Veit
Dietrichs sind auch Dietrichs Schriften herangezogen.
Zur Geschichte von Missale u. Kollekte: G. Riet-
schel-P. Graff, Lehrbuch der Liturgik I 2. 1951,
281 ff. 310 ff.

2 = Ankunft; vgl. Schiller und Lübben IV, 568.

3 Vgl. Missale I, fol. Ir (Dominica prima in Adventu
Domini, collecta).

4 Da sich die nach der Predigt zu sprechenden Ge-
bete in der Regel auf das Evangelium des Tages be-
ziehen, ist die Perikope gegebenenfalls jeweils in
eckigen Klammern angegeben.

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