Kirchenordnung 1606
Geist 55 anfangen und mit der gemeine zu end sin-
gen.
Auf Weinachten soll man singen Ein kindelein
so löbelich 56, auf Ostern Also heilig ist der tag 57
oder Christ ist erstanden 58, auf himmelfahrt Christ
fuhr gen himmel 59, auf Pfingsten Nu bitten wir den
heiligen Geist, item Kom, heiliger Geist, Herre
Gott 60, auf Trinitatis Gott der Vater wohne uns
bey 61 etc.
Wenn das gemeine gebet oder an dessen stadt
der gesang verrichtet, so soll alsdan das gewöhn-
liche Son- oder festagsevangelium fürgelesen und
mit einer christlichen außlegung erkläret werden.
Es sol sich aber solche außlegung auf dreyviertel
oder auf das höchste uber ein stund 62 nicht ver-
strecken.
Nach 63 vollendter predigt soll das volk abermal
zum gebet und danksagung gegen Gott vermahnet
werden, das sie sämbtlich umb erhaltung der kir-
chen Gottes und rechter, reiner lehr, dazu für
frome, treue und fleissige seelsorger, für die obrig-
keit, für zeitlichen frieden und gewächß der erden-
55 Vgl. oben S. 55, Anm. 81. Zur Bitte um Mitteilung des
hl. Geistes vor der Predigt vgl. unt en S. 5 68 mit Anm .24.
56 Vgl. oben S. 54, Anm. 76.
57 Vorreformatorisches Lied, einstrophig, so auch noch
bei Johann Spangenberg, „Zwölff Christliche
Lobgesenge vnd Leissen...“ 1545, später auch ab-
gewandelt und erweitert; vgl.Wackernagel II,
Nr. 968ff. IV, Nr. 59 . 58 Vgl. oben S. 54, Anm. 78.
59 Vgl. oben S. 55, Anm. 80.
60 Das Lied Luthers, entstanden wahrscheinlich 1524,
baut auf einer vorreformatorischen deutschen Stro-
phe auf, die schon im 15. Jh. nachweisbar ist und
wiederum auf die lateinische Antiphon „Veni, sancte
Spiritus“ (vgl. oben Anm. 47) zurückgeht. Vgl. WA
35, 165ff. 448f.; Wackernagel I, Nr. 281. II,
Nr. 986ff. III, Nr. 19; Ev. Kgb. u. Kulp Nr. 98;
auch S. Kümmerle, aaO. I. 1888, 806ff.
61 Lied Luthers, zuerst 1524 im Wittenbergischen Ge-
sangbuch gedruckt, vermutlich auch in diesem Jahr
entstanden; vgl. WA 35, 177ff. 450. 512; Wacker-
nagel III, Nr. 24, vgl. Nr. 1040; Ev. Kgb. u. Kulp
Nr. 109; dazu auch S. Kümmerle, aaO. I, 489.
62 Lüneburger KO und Wolfenbüttler KO, Sehling
VI, 1, 544. 144: eine stunde lang ungeferlich. Vgl.
auch Mecklenburger KO von 1552, Sehling V, 198;
Oldenburger KO, Bl. C c III r.
63 In diesem Absatz bis „flehen und bitten wollen“ teils
nur sachliche, manchmal auch wörtliche Anlehnung
an die Lüneburger KO und die Wolfenbüttler KO,
Sehling VI, 1, 545. 145. Vgl. auch Oldenburger KO,
Bl. C c III v. Zu den Fürbitten nach der Predigt vgl.
und feldfrüchten und in summa für die not der
ganzen christenheit, auch endlich für besondere
personen, so des gemeinen gebets in krankheit,
kreuz und andern anliegen begeren, flehen und bit-
ten wollen. Also und auf diese weise soll die predigt
mit dem gemeinen gebet auf Christi befehl und zu-
sage, da er spricht [Mt 21, 22]: Alles, was ihr bittet
in euerem gebet, gleubet nur, das ihr es entpfan-
gen 64 werdet, so wird es euch werden, angefangen
und beschlossen werden.
Es sollen auch die zuhörer zum oftern von den
predigern vermahnet werden, das sie in der kirchen
das gemeine gebet mit andacht verrichten helfen
und so lang darin bleyben, biß die communion ver-
richtet 65, den segen uber sie gesprochen und sie
also denselbigen auß der kirchen mit sich zu hause
nemen und tragen mügen.
Wenn nu die predigt geschlossen und das ge-
meine gebet verrichtet, so soll alßdan der prediger
einen psalmen, als Gott der Vater wohn 66 uns bey
etc. oder Es wolt uns Gott gnädig sein 67, item Sey
lob und ehr mit hohem preyß 68 etc. oder nach ge-
unten S. 376, Anm. 45.
64 Druckvorlage: entpfagen.
65 Ähnlich die Lüneburger KO und die Wolfenbüttler
KO, Sehling VI, 1, 546. 146; auch die Mecklen-
burger KO, Sehling V, 198.
66 Druckvorlage: wahn.
67 Lied Luthers nach Ps 67, vermutlich am Ende des
Jahres 1523 entstanden. Zuerst findet es sich am
Schluß der Übersetzung von Luthers Formula mis-
sae durch Paulus Speratus (WA 12, 202). Offenbar
war es auch schon von Luther als Schlußlied für den
Hauptgottesdienst gedacht. Vgl. WA 35, 123f. 418f.
490ff.; Wackernagel III, Nr. 7; S. Kümmerle,
aaO. I, 386f.; Ev. Kgb. u. Kulp Nr. 182.
68 So beginnt die vorletzte Strophe des Liedes „Es ist
das Heil uns kommen her“ von Paulus Speratus
1523. In einem Königsberger Druck von 1527 sind
die beiden letzten Strophen des Liedes gesondert ab-
gedruckt. Im großen Straßburger Kirchengesang-
buch von 1560 ist beim Abdruck des gesamten Lie-
des zu den beiden letzten Strophen bemerkt: Vol-
gende zwei gesetze, eigentlich zu reden, gehören nicht
an das vorgehende liede, das sie müsten daran han-
gen, sondern mögen zum beschluss einer predigt seer
komlich gesungen werden, oder aber ganz allein für
sich selb, wie es sich gibt. Alsdann pfleget man für
das wort „diser“ gemeinlich „aller“ zu singen, und
seind volgende gesetze ein kurzer begriff des Herren
Christi gebet... (Schreibweise vereinfacht). Vgl.
Wackernagel III,Nr.55 (Strophe 13. 14 mit Anm.);
Ev. Kgb. Nr. 242 (Strophe 11. 12); Kulp Nr. 242.
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Geist 55 anfangen und mit der gemeine zu end sin-
gen.
Auf Weinachten soll man singen Ein kindelein
so löbelich 56, auf Ostern Also heilig ist der tag 57
oder Christ ist erstanden 58, auf himmelfahrt Christ
fuhr gen himmel 59, auf Pfingsten Nu bitten wir den
heiligen Geist, item Kom, heiliger Geist, Herre
Gott 60, auf Trinitatis Gott der Vater wohne uns
bey 61 etc.
Wenn das gemeine gebet oder an dessen stadt
der gesang verrichtet, so soll alsdan das gewöhn-
liche Son- oder festagsevangelium fürgelesen und
mit einer christlichen außlegung erkläret werden.
Es sol sich aber solche außlegung auf dreyviertel
oder auf das höchste uber ein stund 62 nicht ver-
strecken.
Nach 63 vollendter predigt soll das volk abermal
zum gebet und danksagung gegen Gott vermahnet
werden, das sie sämbtlich umb erhaltung der kir-
chen Gottes und rechter, reiner lehr, dazu für
frome, treue und fleissige seelsorger, für die obrig-
keit, für zeitlichen frieden und gewächß der erden-
55 Vgl. oben S. 55, Anm. 81. Zur Bitte um Mitteilung des
hl. Geistes vor der Predigt vgl. unt en S. 5 68 mit Anm .24.
56 Vgl. oben S. 54, Anm. 76.
57 Vorreformatorisches Lied, einstrophig, so auch noch
bei Johann Spangenberg, „Zwölff Christliche
Lobgesenge vnd Leissen...“ 1545, später auch ab-
gewandelt und erweitert; vgl.Wackernagel II,
Nr. 968ff. IV, Nr. 59 . 58 Vgl. oben S. 54, Anm. 78.
59 Vgl. oben S. 55, Anm. 80.
60 Das Lied Luthers, entstanden wahrscheinlich 1524,
baut auf einer vorreformatorischen deutschen Stro-
phe auf, die schon im 15. Jh. nachweisbar ist und
wiederum auf die lateinische Antiphon „Veni, sancte
Spiritus“ (vgl. oben Anm. 47) zurückgeht. Vgl. WA
35, 165ff. 448f.; Wackernagel I, Nr. 281. II,
Nr. 986ff. III, Nr. 19; Ev. Kgb. u. Kulp Nr. 98;
auch S. Kümmerle, aaO. I. 1888, 806ff.
61 Lied Luthers, zuerst 1524 im Wittenbergischen Ge-
sangbuch gedruckt, vermutlich auch in diesem Jahr
entstanden; vgl. WA 35, 177ff. 450. 512; Wacker-
nagel III, Nr. 24, vgl. Nr. 1040; Ev. Kgb. u. Kulp
Nr. 109; dazu auch S. Kümmerle, aaO. I, 489.
62 Lüneburger KO und Wolfenbüttler KO, Sehling
VI, 1, 544. 144: eine stunde lang ungeferlich. Vgl.
auch Mecklenburger KO von 1552, Sehling V, 198;
Oldenburger KO, Bl. C c III r.
63 In diesem Absatz bis „flehen und bitten wollen“ teils
nur sachliche, manchmal auch wörtliche Anlehnung
an die Lüneburger KO und die Wolfenbüttler KO,
Sehling VI, 1, 545. 145. Vgl. auch Oldenburger KO,
Bl. C c III v. Zu den Fürbitten nach der Predigt vgl.
und feldfrüchten und in summa für die not der
ganzen christenheit, auch endlich für besondere
personen, so des gemeinen gebets in krankheit,
kreuz und andern anliegen begeren, flehen und bit-
ten wollen. Also und auf diese weise soll die predigt
mit dem gemeinen gebet auf Christi befehl und zu-
sage, da er spricht [Mt 21, 22]: Alles, was ihr bittet
in euerem gebet, gleubet nur, das ihr es entpfan-
gen 64 werdet, so wird es euch werden, angefangen
und beschlossen werden.
Es sollen auch die zuhörer zum oftern von den
predigern vermahnet werden, das sie in der kirchen
das gemeine gebet mit andacht verrichten helfen
und so lang darin bleyben, biß die communion ver-
richtet 65, den segen uber sie gesprochen und sie
also denselbigen auß der kirchen mit sich zu hause
nemen und tragen mügen.
Wenn nu die predigt geschlossen und das ge-
meine gebet verrichtet, so soll alßdan der prediger
einen psalmen, als Gott der Vater wohn 66 uns bey
etc. oder Es wolt uns Gott gnädig sein 67, item Sey
lob und ehr mit hohem preyß 68 etc. oder nach ge-
unten S. 376, Anm. 45.
64 Druckvorlage: entpfagen.
65 Ähnlich die Lüneburger KO und die Wolfenbüttler
KO, Sehling VI, 1, 546. 146; auch die Mecklen-
burger KO, Sehling V, 198.
66 Druckvorlage: wahn.
67 Lied Luthers nach Ps 67, vermutlich am Ende des
Jahres 1523 entstanden. Zuerst findet es sich am
Schluß der Übersetzung von Luthers Formula mis-
sae durch Paulus Speratus (WA 12, 202). Offenbar
war es auch schon von Luther als Schlußlied für den
Hauptgottesdienst gedacht. Vgl. WA 35, 123f. 418f.
490ff.; Wackernagel III, Nr. 7; S. Kümmerle,
aaO. I, 386f.; Ev. Kgb. u. Kulp Nr. 182.
68 So beginnt die vorletzte Strophe des Liedes „Es ist
das Heil uns kommen her“ von Paulus Speratus
1523. In einem Königsberger Druck von 1527 sind
die beiden letzten Strophen des Liedes gesondert ab-
gedruckt. Im großen Straßburger Kirchengesang-
buch von 1560 ist beim Abdruck des gesamten Lie-
des zu den beiden letzten Strophen bemerkt: Vol-
gende zwei gesetze, eigentlich zu reden, gehören nicht
an das vorgehende liede, das sie müsten daran han-
gen, sondern mögen zum beschluss einer predigt seer
komlich gesungen werden, oder aber ganz allein für
sich selb, wie es sich gibt. Alsdann pfleget man für
das wort „diser“ gemeinlich „aller“ zu singen, und
seind volgende gesetze ein kurzer begriff des Herren
Christi gebet... (Schreibweise vereinfacht). Vgl.
Wackernagel III,Nr.55 (Strophe 13. 14 mit Anm.);
Ev. Kgb. Nr. 242 (Strophe 11. 12); Kulp Nr. 242.
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