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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0191
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Kirchenordnung 1606

Herrn nachfolgen [Mt 16, 24] und vor allen dingen
einer den andern lieben, gleich als uns Christus
geliebet hat [Eph 5, 2], Denn es ist ein brodt und
wir viel ein leib, die wir eines brodes teylhaftig
werden [1. K 10,17] und alle aus einem kelche trin-
ken. Das wir aber alle samptlich nach jetzt gehörter
lere und vermanung in rechtem, warhaftigem glau-
ben und bußfertigkeit das heilige sacrament wirdig-
lich empfahen mögen, so wollen wir Gott den Vater
im namen Christi anruffen und von grund des her-
zen ein andechtig Vater unser sprechen.

Ein ander exhortation 72.

Meine allerliebsten, uns wirt stets durch die pre-
digt des evangelii Christi vorgehalten, das wir von
uns selbs unwissen, arme sünders und verloren sein,
und dieweil wir nicht mehr von uns selbs sein den
fleisch und blut, derwegen wir uns auch mit unserm
verstande und vermögen nicht können loß machen
aus dem gestrengen gericht Gottes und von der ge-
walt des teufels, darin wir gefallen sind durch die
ubertrettung der gebot und des willen Gottes, so
hat Gott unser unvernögen baß erkant denn wir und
hat vor uns gegeben als ein gnediger Vater seinen
eingebornen Son Jesum Christum, das wir durch sein
evangelium erleuchtet und durch seinen todt erlöset
würden von unsern sünden und durch ihne kinder
Gottes würden,ewig selig,so wir das gleuben. Solches
lest er uns stets predigen, wer das gleubet, der hat ge-
wiß das ewige leben. Auf solchen glauben und zu sol-
cher seligkeit werden wir auch getauft, da sollen wir
stets in bleiben, so bleiben wir in Christo und Christus
in uns, so essen wir stets ohne unterlaß geistlich mit
dem glauben den leib Christi und trinken sein blut,
das ist, wir werden Christo eingeleibet, das wir eins
mit ihme werden, damit das wir gleuben, das er sein
leib für uns in den todt gegeben hat und sein blut für
uns am kreuze vergossen. Darauf verlassen wir uns
zur seligkeit wieder alle falsche lehre, alle sünde, an-

72 Folgende Abendmahlsvermahnung schließt sich in
der Lüneburger KO und in der Wolfenbüttler KO
ebenso an wie hier; vgl. Sehling VI, 1, 547. 147. Sie
steht auch in der Oldenburger KO im Anschluß an die
vorige Vermahnung; vgl. ebd. Bl. V v IVf. Vgl. die
Vermahnung auch in der KO für Lippe, Spiegelberg
und Pyrmont, Bl. V IV v ff. (Varianten); auch in der
Lauenburger KO, Bl. 126f. (kürzer); in etwas ver-
änderter Form in der Osnabrücker KO von 1618, un-

fechtung und not. Aus welcher woltat Christi wir auch
lernen, welche liebe und gedult wir uben sollen gegen
unsern nechsten, auch gegen unsern feinden. Was
wolten wir mehr ? Doch das wir nicht vergessen oder
trag würden, als wir leider werden, zu solchem glau-
ben der menschwerdung und todes Christi, hat er uns
auch ein besondergedechtnis oder verkündigung sei-
nes todes [1. K11,26], so oft wir wöllen, befohlen, das
wir auch im außwendigen sacrament, der vernunft
verborgen, alleine dem glauben aus dem worte Christi
bekant, essen sollen und trinken sein leib und blut, da
[! ] wir ja nicht zweyfeln sollen, sein todt und blutver-
giessung am kreuze sey unser gewisse seligkeit. Davon
sollen wir singen, lesen, predigen, hören, gleich wie wir
in dieser messe tun, und nachmals auch davon reden
und untereinander verkündigen,uns zu trostundvie-
len zur seligkeit, nach dem bevelch Christi: Sölches
tut zu meinem gedechtnis [1. K 11, 25].

Wer nun wirdig wil essen und trinken dis sacra-
ment, der soll zwey ding tun: Er soll gleuben, was
Christus saget, und tun, was er gebeut. Er saget:
Das ist mein leib, der für euch gegeben wird, das
ist mein blut, das für euch außgegossen wird zur
vergebung der sünden, solches sollet ihr gleuben.
Er gebeut aber: Nemet hin, esset und trinket alle
daraus und gedenket meiner. Sölches sollet ihr tun
nach seiner gnaden wort und bevelch. Das uns aber
der allmechtige Gott und barmherziger Vater sei-
nen heiligen Geist reichlich mitteylen wölle, auf das
wir durch desselbigen gnade uns dieser zweyer
stücke von grund des herzen befleissigen mögen und
also das heilige sacrament wirdiglich empfahen zu
sterkung unsers schwachen glaubens und besserung
unsers sündlichen lebens, so wollen wir ihnen dar-
umb anruffen und in dem namen Christi beten von
grund des herzen ein andechtigs Vater unser etc.

Alia forma exhortationis 73.

Nachdem wir durch den fall und ubertrettung

ten S. 269. Weiteres vgl. oben S. 75 mit Anm. 79;
unten S. 258 mit Anm. 34 und, bei Höfling, 77ff.
73 Auch diese Abendmahlsvermahnung schließt sich
schon in der Lüneburger KO und in der Wolfenbütt-
ler KO ebenso an wie hier; vgl. Sehling VI, 1, 547f.
147 ff. Sie steht auch in der Oldenburger KO im An-
schluß an die vorige; vgl. ebd. Bl. X x If. Vgl. die
Vermahnung auch in der Lauenburger KO, Bl. 128
vf. Weiteres bei Höfling, 79ff.

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