Stift Verden
brünstiger liebe unter uns allen, umb Jhesu Christi,
unsers Herrn willen. Amen.
Zuletzt beschleust man das ambt mit der bene-
diction gegen dem volk auf diese weise:
Der Herr segne dich und behüte dich.
Der Herr erleuchte sein angesicht uber dich und
sey dir gnedig.
Der Herr erhebe sein angesicht auf dich und gebe
dir friede [Num 6, 24-26]. Amen.
Item: Der name des Herren sey gebenedeyet.
Respon.: Von nun an biß in ewigkeit.
Oder man singe zum beschluß einen psalmen, als
Erhalt uns, Herr, bey deinem wort 82 oder Verleyhe
uns frieden gnedichlich 83, Dank sagen wir alle etc. 84
oder dergleichen.
Wann aber keine communicanten fürhanden
seind, so singe man den introitum, einen deutschen
psalmen oder zwen: Alleine Gott in der höhe sey
82 Lied Luthers, erst relativ spät entstanden (nach WA
35, 243 zwischen Ende des Jahres 1541 und Frühjahr
1542), später mehrfach umgedichtet und erweitert;
vgl. WA 35, 235ff. 467f. 528; Wackernagel III, Nr.
44ff. 1482. IV, Nr. 249. 441. V, Nr. 246; Ev. Kgb. u.
Kulp Nr. 142; auch S. Kümmerle, aaO. I, 372f.
83 Lied Luthers, freie Übertragung der altkirchlichen
Antiphon „Da pacem, Domine“, deren Entstehung
wohl noch ins 6. oder 7. Jh. fällt; erschienen vermut-
lich erstmals im verlorenen Klugschen Gesangbuch
von 1529; vgl. WA 35, 232ff. 458. 521; Wacker-
nagel III, Nr. 35ff„ dazu IV, Nr. 103. 1552;
S. Kümmerle, aaO. III. 1894, 767ff.; Ev. Kgb.
u. Kulp Nr. 139.
84 „Dank sagen wir alle Gott unserm Herrn Christo“ -
deutsche Fassung der lateinischen Sequenz „Grates
nunc omnes“, die eigentlich zum Weihnachtsfest ge-
hört; enthalten u. a. im Erfurter Gesangbuch von
1527; im Cantionale von Johann Spangenberg, ge-
druckt zu Magdeburg 1545; plattdeutsch in der Pom-
merschen Kirchenagende von 1569; vgl. Wacker-
nagel I, Nr. 88. III, Nr. 599; Handbuch der deut-
schen evangelischen Kirchenmusik I, 1, Nr. 169, da-
zu ebd. S. 590f. Zur lat. Sequenz vgl. unten S. 379f.
mit Anm. 75 . 85 Vgl. oben S. 56, Anm. 98.
86 Vgl. oben S. 41, Anm. 14.
87 So auch Mecklenburger KO von 1552, Sehling V,
200.
88 Das im Anschluß an ein Hospital um 1254 (vgl. die
das Hospital nennende Urkunde von 1254 im Stadt-
A. Verden: H I 1, 2) zwischen der eigentlichen Alt-
stadt und dem Süderende (vgl. unten Anm. 94), je-
doch innerhaib der Mauerbefestigung der Altstadt,
die das Zwischengebiet mit einschloß, gleichzeitig für
die Neusiedler errichtete Gotteshaus war nur Ka-
pelle und Filiale der Domkirche (vgl. Urk. 79 bei
ehr etc. 85 oder andere geistliche gesenge, demnach
ein collect, den die epistel, darauf einen psalmen,
der mit der predigt ubereinkombt, item das evan-
gelium, nach demselbigen den glauben deutsch oder
lateinisch ut supra.
Nach der predigt soll entweder die litania 86 oder
ein anderer psalm gesungen 87 und also mit der col-
lecta, benediction etc. beschlossen werden.
Von predigten, so in der stadt Verden
sollen gehalten werden.
An Sontagen und hohen festen soll in der vor-
mittagspredigt, in sommerzeiten zu acht, in winters-
zeiten aber zu neun uhren, sowol im dom als in
allen andern pfarkirchen, die lection des evangelii
erkläret und außgelegt werden. Zu S. Nicolai 88
aber soll früe zur mettenzeit den sommer uber umb
W. v. Hodenberg, Verdener Geschichtsquellen II,
vom 27. Oktober 1263, durch die Dienst und Bezah-
lung des Priesters in Abhängigkeit vom Domküster
geregelt wurde), wurde im Laufe der Zeit aber im-
mer selbständiger, im 14. Jh. erweitert. 1336 (v.
Hodenberg, Urkundenbuch des Klosters St. Jo-
hannis zu Walsrode = Lüneburger Urkundenbuch,
15. Abth. 1859, Nr. 141) wird es „capella“ genannt,
1371 gelegentlich des Anschlusses der süderendischen
Stadtmauer (vgl. unten Anm. 94) erscheint es als
Kirche, 1374 freilich wieder als Kapelle. Mehrere an-
gekaufte Dorfschaften wurden St. Nikolai zugewie-
sen. Zur Zeit der Reformation gab es bei der Kirche
vier Vikarien (1. V. Annae, 2. V. Bartholomaei, 3. V.
omnium angelorum, 4. V. omnium animarum oder
crucis; vgl. die Verzeichnisse im Stadt-A. Verden:
E I 2, 1; J. H. Pratje, Altes und Neues I, 115f.;
Ch. G. Pfannkuche, Die neuere Geschichte,
184 ff.). - Schon im Protokoll des Generalkapi-
tels vom 4. Juni 1567 heißt es: „Zu besser unter-
haltung deß predicanten ihm tumb ist fur radtsamb
angesehen, das S. Niclaus kirchen binnen Verden,
wilche auch von des tumbkusters collation ist, dem
dom incorporirt und alle derselben einkommen, land,
sand, bei den predigstul gelegt...“ (Staats-A. Hann.
Stade Br. Arch. Des. 8a Fach 11 Nr. 1). Wie aus
einer anderen Stelle desselben Protokolls zu ersehen
ist, handelt es sich hier um das Kaplanat der Ka-
pelle. Ob der Beschluß des Kapitels dann ausgeführt
wurde, ist nicht klar ersichtlich. In einer Liste der
Pastoren der Verdener Diözese von ca. 1573, die, auf
einem Zettel aufgezeichnet, in eine Akte, betr.
die Kirchenvisitationen 1559-1574 im Aufsichts-
bereich des Michaelisklosters zu Lüneburg, eingelegt
ist, wird als Pastor zu St. Nikolai in Verden Johan-
nes Macke genannt (vgl. die Akte im Stadt-A. Lüne-
162
brünstiger liebe unter uns allen, umb Jhesu Christi,
unsers Herrn willen. Amen.
Zuletzt beschleust man das ambt mit der bene-
diction gegen dem volk auf diese weise:
Der Herr segne dich und behüte dich.
Der Herr erleuchte sein angesicht uber dich und
sey dir gnedig.
Der Herr erhebe sein angesicht auf dich und gebe
dir friede [Num 6, 24-26]. Amen.
Item: Der name des Herren sey gebenedeyet.
Respon.: Von nun an biß in ewigkeit.
Oder man singe zum beschluß einen psalmen, als
Erhalt uns, Herr, bey deinem wort 82 oder Verleyhe
uns frieden gnedichlich 83, Dank sagen wir alle etc. 84
oder dergleichen.
Wann aber keine communicanten fürhanden
seind, so singe man den introitum, einen deutschen
psalmen oder zwen: Alleine Gott in der höhe sey
82 Lied Luthers, erst relativ spät entstanden (nach WA
35, 243 zwischen Ende des Jahres 1541 und Frühjahr
1542), später mehrfach umgedichtet und erweitert;
vgl. WA 35, 235ff. 467f. 528; Wackernagel III, Nr.
44ff. 1482. IV, Nr. 249. 441. V, Nr. 246; Ev. Kgb. u.
Kulp Nr. 142; auch S. Kümmerle, aaO. I, 372f.
83 Lied Luthers, freie Übertragung der altkirchlichen
Antiphon „Da pacem, Domine“, deren Entstehung
wohl noch ins 6. oder 7. Jh. fällt; erschienen vermut-
lich erstmals im verlorenen Klugschen Gesangbuch
von 1529; vgl. WA 35, 232ff. 458. 521; Wacker-
nagel III, Nr. 35ff„ dazu IV, Nr. 103. 1552;
S. Kümmerle, aaO. III. 1894, 767ff.; Ev. Kgb.
u. Kulp Nr. 139.
84 „Dank sagen wir alle Gott unserm Herrn Christo“ -
deutsche Fassung der lateinischen Sequenz „Grates
nunc omnes“, die eigentlich zum Weihnachtsfest ge-
hört; enthalten u. a. im Erfurter Gesangbuch von
1527; im Cantionale von Johann Spangenberg, ge-
druckt zu Magdeburg 1545; plattdeutsch in der Pom-
merschen Kirchenagende von 1569; vgl. Wacker-
nagel I, Nr. 88. III, Nr. 599; Handbuch der deut-
schen evangelischen Kirchenmusik I, 1, Nr. 169, da-
zu ebd. S. 590f. Zur lat. Sequenz vgl. unten S. 379f.
mit Anm. 75 . 85 Vgl. oben S. 56, Anm. 98.
86 Vgl. oben S. 41, Anm. 14.
87 So auch Mecklenburger KO von 1552, Sehling V,
200.
88 Das im Anschluß an ein Hospital um 1254 (vgl. die
das Hospital nennende Urkunde von 1254 im Stadt-
A. Verden: H I 1, 2) zwischen der eigentlichen Alt-
stadt und dem Süderende (vgl. unten Anm. 94), je-
doch innerhaib der Mauerbefestigung der Altstadt,
die das Zwischengebiet mit einschloß, gleichzeitig für
die Neusiedler errichtete Gotteshaus war nur Ka-
pelle und Filiale der Domkirche (vgl. Urk. 79 bei
ehr etc. 85 oder andere geistliche gesenge, demnach
ein collect, den die epistel, darauf einen psalmen,
der mit der predigt ubereinkombt, item das evan-
gelium, nach demselbigen den glauben deutsch oder
lateinisch ut supra.
Nach der predigt soll entweder die litania 86 oder
ein anderer psalm gesungen 87 und also mit der col-
lecta, benediction etc. beschlossen werden.
Von predigten, so in der stadt Verden
sollen gehalten werden.
An Sontagen und hohen festen soll in der vor-
mittagspredigt, in sommerzeiten zu acht, in winters-
zeiten aber zu neun uhren, sowol im dom als in
allen andern pfarkirchen, die lection des evangelii
erkläret und außgelegt werden. Zu S. Nicolai 88
aber soll früe zur mettenzeit den sommer uber umb
W. v. Hodenberg, Verdener Geschichtsquellen II,
vom 27. Oktober 1263, durch die Dienst und Bezah-
lung des Priesters in Abhängigkeit vom Domküster
geregelt wurde), wurde im Laufe der Zeit aber im-
mer selbständiger, im 14. Jh. erweitert. 1336 (v.
Hodenberg, Urkundenbuch des Klosters St. Jo-
hannis zu Walsrode = Lüneburger Urkundenbuch,
15. Abth. 1859, Nr. 141) wird es „capella“ genannt,
1371 gelegentlich des Anschlusses der süderendischen
Stadtmauer (vgl. unten Anm. 94) erscheint es als
Kirche, 1374 freilich wieder als Kapelle. Mehrere an-
gekaufte Dorfschaften wurden St. Nikolai zugewie-
sen. Zur Zeit der Reformation gab es bei der Kirche
vier Vikarien (1. V. Annae, 2. V. Bartholomaei, 3. V.
omnium angelorum, 4. V. omnium animarum oder
crucis; vgl. die Verzeichnisse im Stadt-A. Verden:
E I 2, 1; J. H. Pratje, Altes und Neues I, 115f.;
Ch. G. Pfannkuche, Die neuere Geschichte,
184 ff.). - Schon im Protokoll des Generalkapi-
tels vom 4. Juni 1567 heißt es: „Zu besser unter-
haltung deß predicanten ihm tumb ist fur radtsamb
angesehen, das S. Niclaus kirchen binnen Verden,
wilche auch von des tumbkusters collation ist, dem
dom incorporirt und alle derselben einkommen, land,
sand, bei den predigstul gelegt...“ (Staats-A. Hann.
Stade Br. Arch. Des. 8a Fach 11 Nr. 1). Wie aus
einer anderen Stelle desselben Protokolls zu ersehen
ist, handelt es sich hier um das Kaplanat der Ka-
pelle. Ob der Beschluß des Kapitels dann ausgeführt
wurde, ist nicht klar ersichtlich. In einer Liste der
Pastoren der Verdener Diözese von ca. 1573, die, auf
einem Zettel aufgezeichnet, in eine Akte, betr.
die Kirchenvisitationen 1559-1574 im Aufsichts-
bereich des Michaelisklosters zu Lüneburg, eingelegt
ist, wird als Pastor zu St. Nikolai in Verden Johan-
nes Macke genannt (vgl. die Akte im Stadt-A. Lüne-
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