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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0198
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Stift Verden

die ganze geschicht der passion, wie sie auß den
vier evangelisten zusamengezogen 14, dem volk
ordentlich vorzulesen und alle stück derselbigen
desto fleissiger zu handlen und zu betrachten.

Von besondern festen oder feyertagen, so
jehrlich sollen gehalten werden 15.

Uber die gemeine Sontage sollen gehalten wer-
den die hohe heuptfeste, als da seind: nativitas
Christi sambt den beyden folgenden tagen, Ioannis
evangelistae 16 et Stephani protomartyris 17, item
circumcisio Christi 18, epiphania oder die offen-
barung Christi, purificationis 19 et annunciationis
Mariae 20, dies coenae Domini oder Gründonners-
tag, der Charfreytag, an welchem die passion gesun-
gen, gelesen und gepredigt wird, der Ostertag und
die beyde folgende, imgleichen dies ascensionis Do-
mini oder himmelfahrt Christi, der Pfingstag sambt
den folgenden beyden. Auch soll hochfeyerlich ge-
halten werden festum S. S. Trinitatis auf den nech-
sten Sontag nach Pfingsten, item Iohannis bap-
tistae 21, visitationis Mariae 22, Michaelis archan-
geli 23, an welchem fest man von den heiligen engeln
prediget.

Auf diese festage soll es mit ceremonien, gesen-
gen und der predigt wie an Sontagen gehalten wer-

14 Vermutlich Bugenhagens Passionsharmonie; vgl.
oben S. 57, Anm. 8a. Sie wird ausdrücklich ge-
nannt in der Lauenburger KO, Bl. 142 vf.

16 Dieses Kapitel entspricht sachlich im wesentlichen
den einschlägigen Kapiteln der Lüneburger und der
Wolfenbüttler KO, Sehling VI, 1, 550f. 151 ff. Vgl.
auch Mecklenburger KO, Sehling V, 200f.; KO für
Lippe, Spiegelberg und Pyrmont, Bl. G I vff., und
Oldenburger KO, Bl. Ee II vff.; Hoyasche KO,
Sehling VI, 2, 1186.

16 27. Dezember.

17 26. Dezember. Vgl. dazu unten S. 267, Anm. 16 u. 18.

18 1. Januar. 19 2. .Februar. 20 25. März.

21 24. Juni. 22 2. Juli. 23 29. September.

24 Hauptgedenktage der dreizehn Apostel: 21. Dezem-
ber: Thomas; 27. Dezember: Johannes; 24./25. Fe-
bruar: Matthias; 1. Mai: Philippus und Jakobus
Alphäi; 29. Juni: Petrus und Paulus; 25. Jub: Ja-
kobus Zebedäi; 24. August: Bartholomäus; 21. Sep-
tember: Matthäus; 28. Oktober: Simon und Judas;
30. November: Andreas.

25 Gedenktag: 22. Juli. Geschichte: Luk 7, 37ff.

26 Gedenktag: 29. August. Geschichte: Mt 14, 3ff.;
Mk 6, 17 ff.

27 Gedenktag; 25. Januar. Geschichte; Act 9, 1ff,

den, allein das die geseng, lectiones etc. de festo
und de tempore nicht hindangesetzet werden.

Uber diese obgesetzte festage soll auch an der
heilige apostel tagen 24, wie sie fallen, gepredigt
werden. Es sollen auch die historien von der büsse-
rin Maria Magdalena 25, decollationis Iohannis bap-
tistae 26, conversionis Pauli 27 auf die Sontage oder
in den wochenpredigten mitgenommen werden.

Es sollen auch forthin in unserm stift Verden,
gleich wie in andern evangelischen kirchen ge-
breuchlich 28 und wol hergebracht, umb himmel-
fahrt oder bald nach Pfingsten hagelfeyer 29 oder
christliche bettage 30 pro frugibus terrae und kurz
vor oder nach Michaelis christliche danksagung ge-
halten und von unserm sambtlichen consistorio
außgeschrieben werden.

Das 31 auch die verordnete feyertag mit desto
grösserer furcht Gottes und so viel mehrer andacht
gehalten werden, als sollen die pastores bey der er-
klärung des dritten gebotts und sonsten zum oftern
die zuhörer vermahnen, das sie auf ermelte tage
fleissig Gottes wort hören und mit andern fromen
Christen zu Gott beten, ihm für seine woltaten dan-
ken und also Gott rühmen und preysen lernen. Da-
zu gehöret auch, das sie erinnert werden, wie sie
auf abgesetzte tage die arbeyt so lang anstehen, den

28 Z. B. in den Wolfenbüttler Kirchen; vgl. die KO,
Sehling VI, 1, 154.

29 Althergebrachte Sitte waren die Bittgottesdienste in
den Tagen zwischen Rogate und Himmelfahrt in der
sog. Kreuzwoche. In katholischer Zeit hatte man in
diesen Tagen Prozessionen unter Mitführung des Sta-
tionskreuzes abgehalten. Doch konnte das Hagel-
fest zur Erflehung des Erntesegens während der gan-
zen Erntezeit bis zum Erntedankfest hin, auch wie-
derholt, gefeiert werden. Vgl. H. Pfannenschmid,
Germanische Erntefeste im heidnischen und christ-
lichen Cultus usw. 1878, 46 — 88. 371 f.; G. Riet-
schel-P. Graff, Lehrbuch der Liturgik I 2. 1951,
168. 176f. Vgl. auch Sehling VI, 1, 63 mit Anm. 15;
154 mit Anm. 62; 508 mit Anm. 18.

30 In den von J. H. Pratje mitgeteilten Erläuterun-
gen und Verbesserungen zu unserer KO (vgl. Ein-
leitung, oben S. 143) heißt es hierzu: Die betstun-
den sollen in der wochen nach geendigter predigt ge-
halten werden. - Das Wolfenbüttler Exemplar unse-
rer KO hat statt „betstunden“: „bettage“.

31 Dieser Absatz lehnt sich sachlich, z. T. auch wört-
lich, an den entsprechenden der Lüneburger und der
Wolfenbüttler KO an; vgl. Sehling VI, 1, 551.
152f,

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