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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0209
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Kirchenordnung 1606

im namen deines lieben Sons, unsers Herren Jesu
Christi, und bitten durch denselbigen, du wöllest
dir auch hinfüro beyde, mutter und kind, lassen in
allen gnaden befohlen sein und durch den heiligen
Geist deinen segen geben, daß das kindlein in der
zucht und vermanung zum Herrn möge auferzogen,
im rechten glauben aufwachsen, gesterket und vor
allem leyd und ubel leibs und der seelen gnedig-
lich behütet und bewaret werden. Sölches unser ge-
bet, weil du es geheissen und vertröstet hast, wöl-
lestu gnediglich erhören durch deinen lieben Son,
unsern Herrn Jesum Christum, der mit dir und dem
heiligen Geiste lebet und herschet in ewigkeit.
Amen.

Darauf zum beschluß:

Der Herr segne dich etc.

Da aber das kindlein die taufe nicht bekommen
oder vor den sechs wochen gestorben oder sonst die
mutter noch schwach were, werden verstendige
pastores mit außlassung und verenderung etlicher
wörter diese formam wol wissen ad praesentes ca-
sus zu accommodieren.

Von der beicht und absolution.

Der anfang einer christlichen buß und bekerung
zu Gott ist warhaftige erkäntnis und bekäntnis der
sünden, welches die rechte, gottgefellige, heylsame
beicht ist, davon der psalm sagt: Ich erkenne meine
sünde, und meine missetat ist immer für mir. Allein
an dir hab ich gesündiget etc. (Psalm. 51, vers. 5).

Zu erweckung aber und vermehrung dieser war-
haftigen erkentnis der sünden und Gott wolgefel-
ligen buß soll dieser christliche gebrauch in den kir-
chen unsers stifts Verden behalten werden, das für
das erste ein jede person, sowol die geistliche, als
ein canonicus, vicarius und pastor, als ein welt-
liche, so das hochw[irdige] sacrament des altars zu
entpfahen begert, zuvor insonderheit bey dem prie-
ster umb die absolution bitte und anhalte 59 und
darauf sein demütig bekentnis tue, das er gesündi-

59 Zur Zulassungsordnung vgl. unten S. 382, Anm.
21a.

60 Folgendes in enger, teils wörtlicher Anlehnung an die
Lüneburger und die Wolfenbüttler KO, Sehling
VI, 1, 560. 166f., denen auch die Oldenburger KO
hier entspricht; vgl. ebd. Bl. Pp IV r.

get, mit seinen sünden Gottes zorn, straff und ewige
verdamnis verdienet, auch anzeige, das ihm solches
alles herzlich leid sey, gleube aber festiglich und
tröste sich des von herzen, das in Christi blut und
todt ihm alle seine sünde aus gnaden verziehen und
vergeben sein.

Es sey auch sein ernster fürsatz und wille, fort-
hin durch Gottes beystand die sünd und ergerniß
zu meiden, das leben zu bessern und gottsfürchtig
im glauben und gehorsam gegen Gott und in der
brüderlichen liebe des negsten zu leben.

Für das ander, so soll ein jeder in seinem kar-
ßpel, darinne er wohnet, die absolution und das
sacrament des waren leibs und bluts Christi emp-
fahen. Und soll auch hiemit den pastoribus ver-
boten sein, das keiner eines andern karßpel kinder
ohne sein vorwissen und willen annehmen noch zu-
lassen soll, sondern ein jeder soll bey seinem karß-
pel bleyben, dazu und dahin er ordentlicherweise
gehöret.

Für das dritte 60, so sollen die pastores die gar
einfeltige, wie auch alle andere beichtkinder, von
rechtschaffener beicht, buß und bekehrung zu Gott
christlich, wol und gründlich unterrichten, auf das
sie Gottes zorn wieder die sünd erkennen und von
herzen fürchten lernen, und sie darauf, wenn sie
Christi worten und verheissung von gnädiger ver-
gebung ihrer sünden gleuben und zusagen, ihr leben
vermittelst göttlicher hülf wirklich zu bessern, mit
Gottes wort trösten und einen jeden nach getaner
beicht auf den befehl und zusage Christi insonder-
heit und in specie absolvieren und nicht zwen, drey
oder mehr zugleich hören, wie man dergleichen biß-
her erfahren, aber forthin keinesweges noch von
jemanden soll geduldet werden.

Die forma absolutionis soll ohngefehr
diese sein 61:

Dieweil ihr bekennet, das ihr mit sünden behaftet
und Gott mit eueren sünden erzürnet und seine

61 Folgende Formel, abgesehen von einigen Varianten,
vgl. auch in der Lüneburger KO und in der Wolfen-
büttler KO, Sehling VI, 1, 560. 167, ebenso in der
Oldenburger KO, Bl. P p IV vf., und in der Lauen-
burger KO, Bl. 200r. Die wichtigsten Varianten sind
in den folgenden Anmerkungen angegeben.

177

12 Sehling, Niedersachsen II/l
 
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