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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0221
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Kirchenordnung 1606

fen sey von Gott gleich wie Aaron. Item (Roma.
10, ver. 14 [15]): Wie sollen sie predigen, wo sie nicht
gesandt werden ? Ist derwegen Gottes ernster und
unwandelbarer will, das sich keiner ohne recht-
messigen, ordentlichen beruff und verhör jergend
an einem ort zu predigen und die heilige, hoch-
wirdige sacrament zu verreichen eindringen soll.

Soll derhalben ein jeder, der sich in unserm stift
Verden zum kirchendienst wil gebrauchen lassen,
von uns, oder denen es sonsten, de iure patronatus
oder auf andere rechtmessige weise, gebühret, da-
zu gefordert und beruffen und dan folgendes un-
serm superintendenten zu Verden 11 neben den an-
dern dazu verordenten pastorn zum examine prae-
sentieret und fürgestellet werden.

Wann nu ein solcher praesentieret, so soll er an-
fenglich dem superintendenten und andern gegen-
wertigen pastorn glaubwirdige zeugnis seines vori-
gen wandels und herkommens wie auch seines or-
dentlichen beruffs vorzulegen schüldig sein, nach
der lehr des heiligen apostels Pauli (1. Tim. 3, vers.
7): Er muß auch ein gut zeugnis haben von de-
nen, die draussen sein.

Woferne nu an dem zeugnis von dem beruff, vo-
rigen lebens und wandels eines solchen novitii pa-
storis kein mangel erscheinen würde, als soll der-
selbige dieser unser ordnung nach zu der verhör
und examine zugelassen werden. In dem examine
aber und solang dasselbige wehret, soll der ordinan-
dus in beysein und gegenwart der andern prediger
von den fürnemesten artickeln christlicher lehr or-
dentlich, jedoch lateinisch, gefragt und gehört wer-
den, nach der ordnung, wie oben fol. 6 12 verzeichnet.

Es soll auch dem ordinando nach gehaltenem
examine allezeit eine predigt zu tun auferlegt wer-
den, die dan der superintendens und seine mitver-
ordnete zugleich anhören sollen, zu dem ende, das
man nicht allein sein erudition, sondern auch seine
pronuntiation und action der predigten vernehmen
und, was daran strafflich, ihme unterrichten und
belehren müge.

11 Vgl. Einleitung, oben S. 137. 12 S. 150f.

13 Luthers deutsches Ordinationsformular 1535; WA
38, 423 ff. - Im übrigen entspricht das ganze Kapi-
tel, auch nach Schluß des Formulars, der Wolfen-
büttler Vorlage, Sehling VI, 1, 188f. - Das Ordi-
nationsformular ist auch von zahlreichen anderen

Da nu der ordinandus die summam der reinen,
seligmachenden lehr zimlich versten und für recht
und warhaftig bekennen, auch tüchtig zum predig-
ambt und in leben und wandel unstrafflich befun-
den würde, so soll ihn darauf der superintendens
zusambt seinen mitverordneten zur ordination und
darauf folgendes zu ein- und anweisung seiner be-
fohlenen kirch zulassen.

Doch soll beydes, vor und nach der ordination,
der ordinandus ernstlich erinnert und vermahnet
werden, was es für ein hohes ambt sey, das ihm
allhie durch ordentliche mittel von Gott selbs be-
fohlen werde, und das er treu und fleissig in sol-
chem ambt sein wölle (1. Cor. 4, vers. 2), darauf er
sich dan ferner gebürlich verpflichten und zusagen
soll, das er in solchem so heiligen und hochw[irdi-
gen] ambte in aller gottesfurcht, glauben, gebet und
anruffung zu Gott treulich dienen, züchtig leben
und heylsam lehren, auch bey der erkanten und be-
kanten warheit bestendiglich durch Gottes gnad
bleyben und außhalten wölle.

Wann solches alles ordentlicherweise verrichtet,
so soll alsdan der ordinandus auf einen gelegenen
tag nach gehaltener predigt offentlich ordinieret
und ihm hernacher ein schriftlich testimonium ge-
geben werden.

Wann aber uber zuversicht die examinatores in
der verhör einen oder mehr ungeschickt in der lehr
oder sonst strafflich in leben und wandel befinden
würden, so soll der patron oder diejenigen, die ihn
praesentiert, schriftlich von diesem allen berichtet
und dabey von unsertwegen erinnert und ver-
mahnet werden, das sie auf ein andere und zu sol-
chem kirchendienste und verrichtung desselben bes-
sere qualificierte person bedacht sein wöllen.

Folget die form der ordination, durch
D. Martinum Luther gestellet 13.

Erstlich singet man Veni, sancte Spiritus etc. 14

KOO aufgenommen, vgl. z. B. Mecklenburger KO,
Sehling V, 193; Lüneburger KO, Sehling VI, 1,
535 f.; KO für Lippe, Spiegelberg und Pyrmont, Bl. G
g IVff. (etwas erweitert) und Oldenburger KO, Bl.
Nn IVff.; Hoyasche KO, Sehling VI, 2, 1132f. (Va-
rianten). Lauenburg, Bl. 18vff., Sehling V, 407f.,

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