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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 1. Halbband): Erzstift Bremen, Stadt Stade, Stadt Buxtehude, Stift Verden, Stift Osnabrück, Stadt Osnabrück, Grafschaft Ostfriesland und Harlingerland — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.30042#0228
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Stift Verden

durch alle gelegenheit und ursach abgeschnitten
werde.

Zum siebenden wollen wir, das ein jeder karspel
oder kirchspiel in unserm stift Verden ein witwen-
hauss 43 an einem zimlich wolgelegenen ort auf-
bauen und hernachmals in bau und besserung er-
halten soll, auf das darinne der pastorn nachgelas-
sene witwe (wann sie es nicht verbessern können)
die zeit ihres lebens die freye wonung haben und
dienstes, schatzes und aller beschwerungen frey
sein und zugleich neben und mit den andern ein-
wohnern jedes or[t]es das aller freyheiten, gerech-
tigkeiten, als wasser und weide, holz und mastung,
unverhindert und ohne abbruch und beschwerung
geniessen sollen.

Zum achten 44: Nachdem der pastorn und pre-
diger witwen und weysen nach ihrem todt und ab-
gang gemeiniglich arme, trostlose, elende und ver-
lassene leute sein, so ordenen und wollen wir, in
gleichem fall, der pastorn hinterlassenen witwen
und weysen zu troste, ein ganz gnaden- oder nach-
jahr mit aller abnützung, zugehörung und einkom-
men nachgegeben und gefolget werden soll, laut des
privilegii und nachjahrsbrieves, welcher von hoch-
gedachtem unserm antecessore bischoff Eberharten
und einem ehrwirdigen domcapittel dem ministerio
gegeben worden, welches privilegium wir männig-
lich zur nachrichtung hieher wollen setzen lassen,
dessen inhalt und begreif also lautet:

Privilegium viduarum 45.

Von Gottes gnaden Wir Eberhardt, bischoff zu
Lübeck, administrator zu Verden, abt und herr

43 Vgl. Einleitung, oben S. 139; Lüneburger KO und

Wolfenbüttler KO, Sehling VI, 1, 539f. 194;

Lauenburger KO, Bl. 28vf.; Sehling V, 413.

44 Dieser Absatz stimmt teilweise wörtlich mit dem
entsprechenden der Hoyaschen KO von 1581 über-
ein; vgl. Sehling VI, 2, 1195, dazu Hoyasche KO
von 1573/74, unten S. 746. Vgl. ferner Grubenhage-
ner KO von 1581, Sehling VI, 2, 1062.

45 Die Originalurkunde von 1583, Pergament mit drei
angehängten Siegeln, befindet sich im Staats-A.
Hann.: Urk. Domstift Verden Nr. 374. Abweichun-
gen unseres Textes sind im allgemeinen nur ortho-
graphischer oder sprachlicher Art. Nur wesentlichere
Varianten sind hier besonders vermerkt.

46 Wedemhaus = Pfarrhaus; vgl. Schiller und
Lübben V, 645.

vom haus zu S. Michael in Lünenburg, tun kund
und bekennen vor uns und unsere nachkommen
am stift Verden und sonst jedermenniglich bezeu-
gende: Nachdem die wirdigen, wolgelarten und an-
dechtigen, unsere sambtlichen pastorn in unserm
stift Verden uns underteniglich und demütiglich
nach bewilligung unserer reformation fürgebracht
und zu erkennen gegeben, das alsbald nach abster-
ben eines pastorn in bemelten unserm stift Verden
mit dem außgang der vier wochen des verstorbenen
nachgelassene witwe und kindere nicht allein des
wedemhauses 46, sonder auch aller und jeder an-
gehöriger renten und einkommen sambt ackern
und lande sich eussern müssen und dadurch irrung
und mißverstände zwischen ihnen und dem neuen
ankommenden pastorn erwüchse und also gemein-
lich dem verstorbenen pastorn oder desselben witwe
und kindern abbruch geschehe und entzogen würde,
was er bereits also den mehrenteil des jars verdie-
net und seine unkost mit seen, pflügen und son-
sten ander gar im lande darauf gewendet hette, zu-
dem das auch nach absterben etlicher der pastorn
ihre witwe und kinder leider armut, unvormögen-
heit und hinderstellige schulde befunden, als haben
sie uns ganz unterteniglich und demütig ersucht
und gebetten, das wir zu abschaffung und vor-
hütung ferner irrungen und zu trost und hülfe des
verstorbnen pastorn armen, trostlosen witwen und
verlaßnen kindern mit rat, zutun und bewilligung
unsers ehrwirdigen tumcapittels 47, praelaten und
anderer herrn collatorn der pfarren unsers stifts
Verden 48 ein ganzes volles nachjahr an hauß, hoff,
acker, wischen, heyde, weide, hölzung, mästung,

47 Vgl. hierzu das Protokoll des Generalkapitels vom
20. Juni 1582 im Staats-A. Hann.: Stade Br. Arch.
Des. 8 a Fach 11 Nr. 1. Es heißt dort: Denn pastorn
im stift, stadt und Suderende zu Verden ist das ge-
betene najar, weil es christlich und an anderen
orteren gebreuchlich, vom generalcapittel gleichsfals
verwilliget und nachgegeben worden.

48 Ein Visitationsbuch von 1585 verzeichnet die Kir-
chen und Kollatoren der Pfarrstellen im ganzen Stift
folgendermaßen: 1. in den Städten Verden a. Dom,
thesaurarius, b. S. Andreas, decanus, c. S. Johannis,
reverendissimus; 2. im Amte Verden a. Lintelohe,
reverendissimus, b. Wittlohe, senior capituli, qui
mercenarium constituit, c. Westen, reverendissimus,
die Kirche ist sein Tafellehn und Filial von Dörver-
den, d. Dörverden, decanus, doch soll die Kirche zum

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